Arbeiten in der Chemie

Boehringer Ingelheim Tiergesundheit: Digitale Lösungen

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Boehringer Ingelheim Tiergesundheit: Digitale Lösungen
Boehringer Ingelheim erprobt eine Neuentwicklung in der Tiergesundheit. Foto: Boehringer Ingelheim

Rolf-Dieter Günther kennt das Problem: „Schweine husten nachts mehr als tagsüber. Aber dann ist kein Landwirt im Stall.“ Rolf-Dieter Günther kennt aber auch die Lösung: Künftig soll ein elektronisches Ohr die Geräusche überwachen und bei Anzeichen einer Krankheit den Bauern und den Tierarzt alarmieren, erzählt der Leiter des globalen Bereichs Diagnostics and Monitoring in der Tiergesundheit beim Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim.

„Schweine husten nachts mehr als tagsüber. Aber dann ist kein Landwirt im Stall.“

Dadurch kann der Bestand rechtzeitig behandelt – oder zumindest jener in den Nachbarbetrieben noch schnell geimpft werden. Das SoundTalks-System wurde von Boehringer Ingelheim gemeinsam mit einem belgischen Start-up entwickelt und wird derzeit in einigen europäischen Ländern, den USA und China getestet.

Gesündere Tiere – höhere Erträge

Solche digitalen Lösungen runden das Produkt- und Dienstleistungsangebot des Familienunternehmens ab, das weltweit die Nummer zwei im Tiergesundheitsmarkt ist, in Deutschland sogar Marktführer. Der Unternehmensbereich Tiergesundheit mit rund 10.000 Mitarbeitern und fast 4 Milliarden Euro Umsatz trägt ein knappes Viertel zum Konzernerlös bei. Boehringer setzt den Schwerpunkt auf Krankheitsprävention, hauptsächlich Impfstoffe und Wirkstoffe gegen Parasiten. Die Vision des Unternehmens ist, dass in Zukunft kein Tier mehr an einer vermeidbaren Krankheit leiden muss. Wichtigste Kundengruppe sind die Tierärzte.

„Die Diagnostik zeigt, was im Bestand vorgeht und was gebraucht wird. Dafür ist jedoch nicht nur eine Einzelaufnahme, sondern eine kontinuierliche Überwachung notwendig“, erklärt Günther. „Und hier bieten die neuen Technologien enorme Möglichkeiten: Es handelt sich um einen Umbruch. Sie erlauben gleichzeitig die Diagnostik dazu, welche Keime es gibt und wie der Antikörperstatus ist, sowie das Langzeit-Monitoring“, schwärmt der Manager. Das kann sowohl die Belastung der Nutztiere mit Antibiotika senken als auch das Tierwohl erhöhen. Besonders in Deutschland legen Kunden an der Fleisch- oder Geflügeltheke darauf immer größeren Wert. Zugleich steigen durch den medizinischen Fortschritt auch die Erträge: „Gesunde Tiere bedeuten mehr und bessere Lebensmittel. Und die wachsende Weltbevölkerung verlangt nach mehr tierischem Protein.“

Doch durch den Klimawandel und den weltweiten Handel breiten sich auch neue Krankheiten aus. Ein Beispiel: die Afrikanische Schweinepest. Für den Menschen ist sie nicht gefährlich, aber die Schweinebestände hat sie in mehreren Ländern schon erheblich dezimiert. Behandeln lässt sie sich bislang nicht, auch eine Impfung ist noch nicht in Sicht. „Wir forschen daran, aber dieses Virus ist hochkomplex“, sagt Stephan Dolle, der das Deutschlandgeschäft Tiergesundheit von Boehringer leitet.

Strenge Hygienemaßnahmen jedoch könnten die Einschleppung verhindern. Boehringer Ingelheim hat deshalb für Schweinehalter die Online-Plattform ASF COMBAT entwickelt: Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse können sie ihren Betrieb auf Ansteckungsrisiken abklopfen.

Haustier-Geschäft ist krisenfest

Durch die Übernahme von Merial der ehemaligen Sanofi-Veterinärsparte Anfang 2017 sind auch die Haus- und Hobbytiere in den Fokus des Pharmaproduzenten gerückt. Während Landwirte hart kalkulieren müssen, wie viel Geld sie für Tiergesundheit in die Hand nehmen, sparen Haustierbesitzer eher bei sich als bei ihren Lieblingen. „Besonders für Hunde wird in den meisten Haushalten viel Geld in die Hand genommen, um sie gesund zu erhalten und ihnen Leid zu ersparen“, sagt Dolle. Speziell ausgebildete Assistenz-, Rettungs- oder Therapiehunde sind zudem wertvoll und für ihre Besitzer unverzichtbar. Das Marktsegment gilt deshalb als krisenfest: „Die Bedeutung des Hundes, der Katze, zum Teil auch des Pferdes, ist enorm hoch.“

Welche Haus- und Nutztiere bei uns in Rheinland-Pfalz besonders bedeutsam sind, lesen Sie in unseren Zahlen & Fakten rund ums Tier.

Stefan Dolle, Leiter des Tiergesundheit-Deutschlandgeschäfts von Boehringer Ingelheim. Foto: Boehringer Ingelheim
Stefan Dolle, Leiter des Tiergesundheit-Deutschlandgeschäfts von Boehringer Ingelheim. Foto: Boehringer Ingelheim

Da auch Vierbeiner immer länger leben, entwickeln sie oft für den Menschen typische chronische Krankheiten: Pferde leiden an Arthrose oder Bronchitis, Hunde an Herzschwäche oder Epilepsie, Katzen an Diabetes, Bluthochdruck oder Niereninsuffizienz. Für Boehringer, dessen größter Unternehmensbereich die Humanmedizin ist, ergäben sich dadurch Synergien, erklärt Dolle. Natürlich lassen sich Medikamente nicht eins zu eins übertragen, aber einige Wirkstoffe aus der Humanmedizin wurden auf Tiere angepasst, etwa Metacam, ein Mittel,

das bei allen wichtigen Gattungen Entzündungen bekämpft. Umgekehrt geht das Unternehmen davon aus, dass es in der Entwicklung von Tumorvakzinen für Menschen vom Know-how der Veterinäre profitieren wird.

„Wir intensivieren den Austausch zwischen Human- und Tiermedizin.“

„Auch die Zoonosen, also vom Tier auf Menschen übertragbare Krankheiten, werden uns wegen der Reisefreudigkeit künftig noch mehr beschäftigen“, prophezeit Dolle. „Wir intensivieren deshalb den Austausch zwischen Human- und Tiermedizin.“ Als eines der wenigen verbleibenden Unternehmen, das in beiden Bereichen stark ist, sieht sich Boehringer Ingelheim strategisch gut aufgestellt, um das Wohl von Mensch und Tier gleichermaßen zu fördern.

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