Wie gut geht es Rheinland-Pfalz und den Rheinland-Pfälzern? Wie stehen wir bei Wirtschaft, Arbeit und Lebenzufriedenheit da, auch im Vergleich zu anderen Bundesländern? Wir haben in Statistiken und Umfragen geschaut. Wie die Stimmung bei den Rheinland-Pfälzern ist, haben wir in Mainz erfragt. Und warum „wir Deutschen“ häufig ohne Grund unzufrieden und ängstlich sind, erklärt der Soziologe Harald Welzer.
Geld
In einer Konsumgesellschaft bemesse sich Zufriedenheit immer auch an Geld, sagt der Soziologe Harald Welzer. Wie viel habe ich und vor allem: Wie viel haben andere? Kann ich das bezahlen oder kaufen, was ich entweder wirklich brauche – wie eine Wohnung und Lebensmittel – oder was man mir einredet zu brauchen, zum Beispiel jedes Jahr ein neues Smartphone und saisonal neue Kleidung? Und bleibt etwas übrig fürs Alter oder für Notfälle? Eine Maßzahl dafür ist das verfügbare Einkommen je Einwohner. Da konnten die Rheinland-Pfälzer 2016 zufrieden sein, kamen sie doch im Bundesvergleich auf Platz 5, hinter Hamburg, Bayern, Baden-Württemberg und (sehr knapp) Hessen. Recht abgeschlagen das wirtschaftsschwache Mecklenburg-Vorpommern. Die Wirtschaftskraft ist auch entscheidend dafür, wie das verfügbare Einkommen im Land auseinanderklafft: Die Spitzenwerte bei Kreisen und kreisfreien Städten kommen aus dem Speckgürtel der Region Ludwigshafen-Mannheim, die Schlusslichter aus der Westpfalz.
Leben
Jedes Jahr berechnet und erfragt die Deutsche Post für ihren Glücksatlas verschiedene Dimensionen von Zufriedenheit. Neben Einkommen, Arbeit und Gesundheit wird auch die „allgemeine Lebenszufriedenheit“ auf einer Skala von 1 bis 10 abgebildet. In der Region Rheinland-Pfalz/Saarland zeigt die Entwicklung klar nach oben: Noch 2016 lebten hier die unglücklichsten Westdeutschen. Nach Platz 10 im Folgejahr landete die Region 2018 dann immerhin auf Rang 7 mit einem Wert von 7,23. Der Deutschlandschnitt lag bei 7,05.
Arbeit
Arbeit ist Geldquelle und Zeitfresser, sie kann aber auch Lebensinhalt und Glücksfaktor sein. Und im Land sieht es in Sachen Arbeitsplätze und Arbeitszufriedenheit gut aus: Jahr für Jahr feiert Rheinland-Pfalz neue Rekorde bei der Anzahl der Erwerbstätigen. 2017 waren es laut Statistischem Landesamt im Schnitt 2,02 Millionen. Die Arbeitslosenquote zwischen Pfalz und Westerwald lag bei nur 4,8 Prozent – der drittbeste Wert aller Bundesländer. Im Glücksatlas bewerteten die Befragten den Faktor Arbeit mit 7,09 – leicht über dem Bundesschnitt von 7,04.
Wirtschaft
Die Wirtschaft im Land war zuletzt überdurchschnittlich dynamisch: Das rheinland-pfälzische Bruttoinlandsprodukt stieg 2017 um 2,5 Prozent auf 144,3 Milliarden Euro. Die deutsche Gesamtwirtschaft legte nur um 2,2 Prozent zu. Und 2018 ging die Dynamik laut den Landesstatistikern weiter: Die Wirtschaftsleistung legte im ersten Halbjahr um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, so stark wie in keinem anderen Bundesland. Schub kam vor allem aus der Industrie: Die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe stiegen um 7,4 Prozent. Die Chemie als wichtigster Industriezweig kam nur auf plus 1,4 Prozent, Pharma aber steuerte 87 Prozent mehr bei.
Gesundheit
Nach Datenlage leben die Rheinland-Pfälzer nicht unbedingt gesund: Mehr als 55 Prozent aller Männer und Frauen im Land waren 2017 übergewichtig, hatten also einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 25. Das betraf 62 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen. Allerdings sagt der BMI zum Beispiel nicht aus, ob das Gewicht von Muskeln herrührt. Rheinland-Pfalz könnte also auch viele Bodybuilder haben. Und überhaupt ändern Daten nichts an der empfundenen Gesundheit: Die stuften die Befragten im Glücksatlas 2018 mit 6,7 ein, dem zweitbesten Wert aller Regionen.
Sport
Identifikation mit und Engagement in Sportvereinen können einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit und sozialer Einbindung leisten und im Erfolgsfall auch das Wohlbefinden steigern. In den 6.086 Mitgliedsvereinen des Landessportbunds waren Mitte 2018 gut 1,4 Millionen oder mehr als ein Drittel aller Bürger organisiert, bei leicht sinkender Tendenz. Der Großteil war in Fußballvereinen aktiv. Und was die Identifikation angeht: Der mit 17.000 Mitgliedern größte Verein 1. FC Kaiserslautern hat bei seinen bisherigen Drittliga-
Heimspielen im Schnitt mehr als 21.000 Besucher gezählt. Laut transfermarkt.de sind das nur 1.000 weniger, als zu Zweitligazeiten kamen.
Freizeit
Mit nichts waren die Rheinland-Pfälzer laut Glücksatlas 2018 zufriedener als mit Wohnung und Freizeit: 7,67 Punkte bedeuteten Rang 7, deutlich vor den Rivalen von der anderen Rheinseite – Hessen wurde 12. Für den Freizeitwert dürften Wälder, Flüsse und (Wein-)Berge eine wichtige Rolle spielen, denn Rheinland-Pfalz hat nicht nur die größten Rebflächen in Deutschland (mehr als 64.000 Hektar), sondern auch die größte Waldfläche (42 Prozent). Das wussten 2017 mehr als 25 Millionen Touristen zu schätzen. In der
Gästezufriedenheitsmessung TrustScore, die unter anderem Bewertungswebseiten analysiert, kam das Land mit 82,9 von 100 auf Rang 4 aller Bundesländer.