Autofahrer in Rheinland-Pfalz benötigen starke Nerven: Seit Monaten führen überlastete marode Brücken zu endlosen Staus und Umwegen. Besonders schlimm hat es Ludwigshafen erwischt: Die Hochstraßen, zwei Lebensadern über den Rhein, müssen saniert werden. Im Februar 2020 haben die Abrissarbeiten begonnen – im Eiltempo und mit Sondergenehmigung des Bundes. Schon 2025 soll die erste Baustelle beendet sein, damit die Wirtschaft in der Region nicht zu sehr leidet. Wie der Landesbetrieb Mobilität den Zustand der Brücken einschätzt und über Bauarbeiten entscheidet, erklärt der "Brückenchef" der Behörde.
Welche Brückenbaustellen das Land besonders behindern:
Trier
Nach einer Atempause bei der Brückensanierung am Verteilerkreis Trier Nord (A 602), einer der wichtigsten Stadteinfahrten, geht es nun in die nächste Runde: Ab April wird weitergebaut, diesmal an der stadtauswärts führenden Fahrspur. Im November 2020 sind die Bauarbeiten wohl abgeschlossen.
Kosten: 3,9 Millionen Euro
Worms
Ab 2025 ändert sich das Stadtbild von Worms: Dann wird die alte Nibelungenbrücke abgerissen. Sie verbindet die rheinland-pfälzische Stadt über den Rhein mit den hessischen Städten Lampertheim und Bürstadt. Der 20 Millionen Euro teure Neubau soll bis 2028 fertig sein. Der unter Denkmalschutz stehende Nibelungenturm am Brückenkopf bleibt aber als Wahrzeichen erhalten.
Ludwigshafen
Mehrere Hundert Millionen Euro kostet eine gigantische Sanierungsmaßnahme in Ludwigshafen. Es geht um die Hochstraße Süd (Bundesstraße 37) und die Hochstraße Nord (Bundesstraße 44). Gebaut in den 60er Jahren, verbinden sie die Vorderpfalz über zwei Rheinbrücken mit Nordbaden. Zunächst entdeckte man Korrosionsschäden, seit 2014 werden Abriss und der Bau einer ebenerdigen Straße diskutiert. Schließlich schlugen Statiker Alarm wegen Einsturzgefahr. Die Hochstraße Süd wurde deshalb im August 2019 gesperrt. Zum Glück stimmte jetzt der Bundesrat einem Gesetz für die beschleunigte Planung von Bauprojekten zu, bis 2025 könnte die neue Südtrasse fertig sein, der Abriss der alten läuft bereits. Danach wird die Nordtrasse saniert. Eine enorme Herausforderung für die Wirtschaft, besonders für das Stammwerk der BASF mit 39.000 Mitarbeitern.
Koblenz
20,4 Millionen Euro kostet die Sanierung der Südbrücke über den Rhein in Koblenz. Seit 2019 wird daran gewerkelt, erst 2022 soll sie fertig sein. Das ist Stress pur für Pendler, denn gleichzeitig laufen Arbeiten an der Bendorfer Autobahnbrücke im Norden der Stadt (noch bis Ende 2020, Kosten 10 Millionen Euro) und an der zentral gelegenen Pfaffendorfer Brücke, die die links- und rechtsrheinischen Stadtteile verbindet.
Lahnstein
Spätestens ab 2023 stehen die Zeichen an der Lahnmündung auf Stau: Dann wird die B 42-Brücke am Lahnecktunnel für 10 Millionen Euro saniert. Eigentlich sollte es bereits 2021 losgehen. Im Kern geht es darum, einen Einsturz der Konstruktion zu verhindern, intensive Untersuchungen der Brücke sind bereits erfolgt. Dauer der Bauarbeiten: eineinhalb bis zwei Jahre.
Mainz
90.000 Fahrzeuge nutzen täglich die 1.280 Meter lange Schiersteiner Brücke an der Autobahn 643, in vielen davon sitzen Pendler zwischen Mainz und Wiesbaden. Seit sechs Jahren ist sie eine Baustelle: Gebaut in den 1960er Jahren für rund 20.000 Fahrzeuge pro Tag, läuft seit 2013 der Neubau. 2015 sackte ein Element nach einem Bauunfall ab. Seitdem erleben Autofahrer erhebliche Einschränkungen. 2021 soll die neue Doppelbrücke mit dann drei Fahrspuren je Richtung fertig werden. Gesamtkosten: 216 Millionen Euro. Auch an der Weisenauer Autobahnbrücke (A 60) laufen Bauarbeiten: Die 900 Meter lange Rheinbrücke im Mainzer Süden ist marode und permanent überlastet. Jetzt werden die Brückenlager ausgebaut und ersetzt. Kosten: 500.000 Euro.
Eine weitere Belastungsprobe sind seit 2017 die Bauarbeiten am Autobahnkreuz Mainz-Süd: Die 50 Jahre alte Brücke war wegen ihres schlechten Zustands nicht instandsetzungswürdig, ein Neubau musste sie ersetzen. Die Arbeiten verzögerten sich. Wenn die erste Brückenhälfte demnächst fertig wird, soll sich der Verkehrsfluss verbessern. Erst im Frühjahr 2021 soll dort alles fertig sein.
Hunsrück
Hier werden die Talbrücken Pfädchensgraben und Tiefenbach an der A 61 zwischen der Anschlussstelle Rheinböllen und dem Rastplatz Hunsrück saniert. Die Bauarbeiten sollen zwar bis zum September abgeschlossen sein, doch schon jetzt ist klar: Beide Brücken müssen durch Neubauten ersetzt, die Autobahn sechsspurig ausgebaut werden. Kosten: 125 Millionen Euro, Bauzeit: 6-8 Jahre.
Speyer
600 Meter lang ist Salierbrücke in Speyer, seit Januar 2019 ist sie für den Autoverkehr gesperrt. Und bleibt es wegen Sanierungsmaßnahmen auch bis zum Frühjahr 2022 – allen Protesten zum Trotz. Kosten: 17 Millionen Euro. Normalerweise rollen 30.000 Fahrzeuge hier täglich über den Rhein, die Brücke gilt als wichtige Verkehrsverbindung zwischen der Pfalz, Speyer und Baden. Bis 2021 hätte die Baumaßnahme beendet sein sollen, Gründe für die Verlängerung bis Anfang 2022 sind unter anderem fehlende Fachkräfte und unerwartete Probleme mit der Bausubstanz.