Politik & Wirtschaft

Biopharma made in Germany

· Lesezeit 3 Minuten.
Fermentationsanlage bei Abbvie
Blick in Fermentationsanlage: Hier wird organisches Material durch Mikroorganismen umgewandelt. Foto: Abbvie

Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs, Rheuma oder Multipler Sklerose kommen immer öfter Biopharmazeutika zum Einsatz: Schon heute liegt ihr Marktanteil in Deutschland bei knapp 30  Prozent. Diese Hightech-Medikamente (Biologika) gibt es in Form von Impfstoffen oder als Arzneimittel. Die Wirkstoffe werden in lebenden Zellen mit Gentechnik hergestellt – ein komplexer Prozess, für den es große Expertise braucht. Ein Unternehmen, das sich damit auskennt, ist Abbvie: Der US-amerikanische Biopharmakonzern mit weltweit 48.000  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – davon 3.000 in Deutschland – hat in Ludwigshafen einen großen Forschungs- und Entwicklungsstandort.

Hightech-Medikamente seit 20  Jahren im Einsatz

Der Fokus des Unternehmens liegt auf schweren und komplexen chronischen Erkrankungen in der Immunologie, Onkologie und Virologie. Eine besondere Art von Biologika sind neben Impfstoffen und Hormonen die sogenannten monoklonalen Antikörper: Bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn oder Schuppenflechte greifen sie gezielt in die Entzündungsprozesse des Körpers ein. Bereits seit 20 Jahren sind solche Medikamente im Einsatz. Eines der erfolgreichsten Mittel von Abbvie ist der monoklonale Antikörper Humira: Das Medikament erzielte 2021 weltweit einen Umsatz von rund 19,27  Milliarden Euro.

So werden Biologika hergestellt

  • Zunächst wird eine geeignete Zelle ausgewählt, die das gewünschte Arzneimittel (Antikörper) produziert. Dabei kommen zum Beispiel Säugetierzellen oder auch Bakterien zum Einsatz. Mithilfe gentechnischer Methoden wird die Erbinformation der jeweiligen Zellen so verändert, dass sie den Antikörper in großen Mengen bilden.
  • Billionen dieser Zellen werden nun in großen Stahltanks (Bioreaktoren, Fermentern) kultiviert. Darin müssen Temperatur, der Nährstoffgehalt und die Sauerstoffzufuhr immer exakt und konstant sein. Dann geben die Zellen die Wirkmoleküle nach außen hin ab.

Qualitätskontrolle: Eine Mitarbeiterin von Abbvie prüft das Füllstandsetikett auf einer Humira-Spritze. Foto: Abbvie
Qualitätskontrolle: Eine Mitarbeiterin von Abbvie prüft das Füllstandsetikett auf einer Humira-Spritze. Foto: Abbvie

  • Es folgen viele weitere komplizierte Schritte, in denen der Antikörper von den Zellen getrennt und gereinigt wird. Während dieses Prozesses entsteht das eigentliche Medikament.
  • Alle Schritte des Produktionsprozesses werden von strengen Qualitätskontrollen begleitet. Das fertige Biologikum wird am Ende noch einmal genau kontrolliert. Da Biopharmazeutika meist als Injektion oder Infusion verabreicht werden, wird der reine Wirkstoff später mit einer sterilen Lösung gemischt.
  • Sind alle Anforderungen erfüllt, wird das Biologikum abgefüllt und verpackt. Insgesamt sind für den Prozess bei Abbvie mehr als 5.000  Einzelschritte und 250 Qualitätskontrollen erforderlich.

So wirken Biologika

Kommen die Biologika des Unternehmens bei den Patienten zum Einsatz, greifen sie zum Beispiel gezielt in den Kreislauf einer chronischen Entzündung im Körper ein und unterbrechen ihn. Dazu binden sie an die Botenstoffe der alarmierten Immunzellen an und blockieren sie: Die Botenstoffe können nun nicht mehr an die Gewebezellen koppeln – und bekommen kein Signal mehr für die Entzündung. Der Entzündungskreislauf ist damit unterbrochen. In der Folge klingt die Entzündung ab, die Beschwerden lassen nach oder verschwinden ganz. Auf diese Weise soll die chronisch-entzündliche Erkrankung langfristig kon­trollierbar sein. Das ermöglicht den Betroffenen ein weitgehend normales Leben ohne Einschränkung der Lebensqualität.

  • Like
  • PDF

Schlagworte

Das könnte Sie auch interessieren

Renovierte Wohnung mit dem Schriftzug "Neustart" an der Wand. Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.com

„Total wild“ nennt die 30-jährige Bianca Schöne ihren Weg zur Mechatronikerin. Immer wieder zeigte sie Mut zum beruflichen Neuanfang. Die gelernte Konditorin versuchte es mit mehreren Studiengängen und vielen verschiedenen Jobs. In dieser Podcastfolge erzählt sie, warum ihr Schulabbruch einen großen Tatendrang auslöste und wie es für sie weiterging. Hören Sie rein und abonnieren Sie Wir.Hear. zum Beispiel bei Spotify.

Newsletter