Politik & Wirtschaft

Podcast Wir.Hear. - Fehlzeiten im Betrieb: Wie viel ist eigentlich okay?

· Lesezeit 20 Minuten.
Arbeiter in Sicherheitsbekleidung niest in ein Taschentuch. Foto: Stratford Productions - stock.adobe.com
Arbeitsunfähig, ja oder nein: Nicht jeder Schnupfen reicht für eine Krankmeldung - darüber entscheidet der Arzt. Beschäftigte sollten wissen, wie sie sich richtig krankmelden, um Fehlabläufe und Ärger zu vermeiden. Foto: Stratford Productions - stock.adobe.com

Fehlzeiten wegen Krankheit befinden sich auf einem hohem Niveau. Ab wann wird es kritisch mit den Krankheitstagen, zum Beispiel für Azubis? Und wie meldet man sich korrekt krank? Darum geht es in dieser Podcastfolge. Hören Sie rein und abonnieren Sie Wir.Hear. zum Beispiel bei Spotify.

 

Tobias Göpel: Die chemische Industrie hat viele Herausforderungen in der Transformation zu stemmen. Zum Beispiel werden durch den hohen Krankenstand viele Betriebe zusätzlich belastet. Rund 70 Milliarden € mussten die deutschen Betriebe 2022 aufbringen, um den Lohn trotz Krankheit der Beschäftigten zu zahlen. Sicher, es gibt begründete Fälle, und die Gesundheit geht selbstverständlich vor. Welche Folgen es haben kann, einfach mal blau zu machen und wie Beschäftigte und Unternehmen rechtzeitig eine Lösung finden können, das ist Thema dieser Podcastfolge.

Ich bin Tobias Göpel, und mit mir spricht heute Ralf Fehler. Er ist Anwalt beim Arbeitgeberverband Chemie in Rheinland Pfalz. Hallo Ralf, schön, dass du da bist, und mit meiner Begrüßung gleich meine erste Frage an dich: Wie viel Fehltage sind eigentlich okay?

Ralf Fehler: Gleich bei der ersten Frage neige ich zum altbekannten juristischen Reflex: Das kommt darauf an. Als Arbeitgebervertreter, als der ich jetzt hier befragt werde, sage ich natürlich am liebsten: null Fehltage. Aber allen Beteiligten ist natürlich klar, dass es immer wieder Fälle geben kann, wo eben Fehlzeiten produziert werden durch einen krankheitsbedingten Ausfall. Wann wir allerdings als Arbeitsrechtler oder an welcher Stelle wir ins Überlegen und Grübeln kommen, das ist durch die Rechtsprechung gefüttert worden.

Denn Arbeitgeber haben die Möglichkeit, ein Beschäftigungsverhältnis zu beenden aus krankheitsbedingten Gründen, wenn über einen längeren Zeitraum eine negative Prognose entstanden ist. So eine negative Prognose entsteht immer dann, wenn ein Arbeitnehmer über einen gewissen Zeitraum – die Rechtsprechung orientiert sich hier in der Regel an den letzten zwei, drei Jahren – deutlich über sechs Wochen Fehlzeiten aufweist. Dann haben wir eine negative Prognose. Als Arbeitgeber gehen wir davon aus, dass auch in Zukunft wieder solche Fehlzeiten auftauchen werden. Die sechs Wochen beziehen sich auf das Jahr. Wobei das nicht unbedingt das Kalenderjahr sein muss. Also wenn jemand im Mai erstmalig krank ist und dann bis zum Folge Mai deutlich über sechs Wochen Fehlzeiten hatte, dann wäre das schon dieses erste Häkchen, das in die Prüfung einsteigen lässt für eine krankheitsbedingte Kündigung.

Tobias Göpel: Okay. Und wie sieht das in der Probezeit aus?

Ralf Fehler: Rechtlich weder durch Gesetzgeber noch durch Rechtsprechung gibt es da Vorgaben. Aber rein praktisch gedacht: Ein Arbeitgeber hat es in den ersten sechs Monaten leichter zu kündigen. In dieser Zeit ist das Kündigungsschutzgesetz noch nicht anwendbar, was heißt: Er braucht keine soziale Rechtfertigung. So nennen wir Juristen das. Er kann also auch, ohne dass krankheitsbedingte – meist dann nennt man das personenbedingte Gründe – verhaltensbedingte oder betriebsbedingte Gründe vorliegen, eine Kündigung aussprechen. Stelle ich also als Arbeitgeber in den ersten sechs Monaten fest: Ich konnte gar keinen Eindruck gewinnen, weil mir jemand andauernd fehlt, nd habe ich keinen plausiblen Grund, der mich davon ausgehen lässt, dass das zukünftig nicht der Fall sein wird, liegt es wahrscheinlich nahe, dass so mancher Arbeitgeber schon allein deshalb die Reißleine ziehen wird. In der Probezeit die Kündigung aufgrund von Fehlzeiten ist ja eine Möglichkeit, aber auch letztendlich eine sehr harte Option.

Tobias Göpel: Gibt es auch Möglichkeiten, dass ein Betrieb wegen zu hoher unentschuldigter Fehlzeiten die Ausbildungsvergütung oder gar den Lohn kürzen kann?

Ralf Fehler: Der Jurist hört ganz genau hin, und sobald ich unentschuldigt Fehlzeiten höre, denke ich als Jurist an einen Grundsatz, der nur durch spezielle gesetzliche Regelungen ausgehebelt wird. Und dieser Grundsatz heißt: Ohne Arbeit kein Lohn. Wer also fehlt und keine, wie du es formulierst, Entschuldigung liefert, wie beispielsweise die krankheitsbedingte Fehlzeit, der bekommt keinen Lohn.

Also es bedarf eines Entgeltfortzahlungsmechanismus, den wir zum Beispiel aus dem Entgeltfortzahlungsgesetz im Zusammenhang mit Erkrankungen kennen, aber beispielsweise auch wer Betriebsratstätigkeiten leistet oder wer im Rahmen des Mutterschutzes fehlt, bekommt sein Entgelt vor Ort gezahlt.

Tobias Göpel: In dem Zusammenhang mit Fehlzeiten wird auch immer von Arbeitszeit Betrug gesprochen. Was kann ich mir darunter eigentlich vorstellen?

Ralf Fehler: Ich glaube, das ist ein Irrtum. Also der klassische Arbeitszeit Betrug, der sieht in etwa so aus, dass ich morgens am Werkstor einsteche, mich in mein Büro setze, die Jalousien runterlasse, das Zimmerchen abschließe, mich hinlege und schlafe. Das wäre Arbeitszeitbetrug. Oder ich steche nicht aus. Ich gehe aber nach Hause und in Absprache mit einem Kollegen sticht dieser mich dann zu den tatsächlichen vorgegebenen Arbeitszeiten aus. Das wäre der klassische Arbeitszeitbetrug. Worauf du aber hinauswillst, das ist der Missbrauch, der tatsächlich auch stattfindet. Gott sei Dank ist es nicht die Regel. Es sind seltene Fälle, aber in der Masse tut das den deutschen Arbeitgebern weh. Das ist der Fall, wo jemand vorgibt, krankheitsbedingt zu fehlen, wo dies aber tatsächlich eigentlich nicht der Fall ist. Und jetzt will ich ganz kurz vielleicht darauf zurückkommen.

In der Einleitung hast du angesprochen, dass die deutschen Arbeitgeber, im Jahr 2022 war das der Fall, 70 Milliarden € Entgeltfortzahlung leisten mussten. Uns liegen jetzt seit zwei Wochen Schätzungen vom Institut der deutschen Wirtschaft vor. Die weisen für das Jahr 23 noch mal eine gewaltige Erhöhung auf insgesamt 76,7 Milliarden € aus. Und wenn wir uns jetzt überlegen von dieser riesigen Summe, die da im Raum steht, ist eben auch tatsächlich nicht zu vernachlässigender Teil aufgrund von Missbrauch etwas, was Arbeitgeber leisten, dann halte ich das für bedenklich.

Tobias Göpel: Und die deutschen Arbeitgeber sind, glaube ich, gut beraten zu überlegen, wie man dem entgegenwirken kann. Ja, da kommen wir gleich noch mal drauf, wie man damit umgehen kann. Und ein Punkt interessiert mich noch. Deswegen springe ich noch mal zurück. Fehlzeiten. Wir hatten jetzt die Kündigung, wir hatten Lohnkürzungen und jetzt bei Azubis ganz speziell ist es ja so, dass sie nach zwei oder dreieinhalb Jahren, je nachdem wie die Ausbildung ist, ja dann auch zur Prüfung gehen.
Und haben zu hohe Fehlzeiten auch Auswirkungen auf die Prüfung, also die Zulassung zur Prüfung zum Beispiel?

Ralf Fehler: Ja, das ist tatsächlich richtig. Da gibt es Vorgaben, die die IHKs veröffentlichen, und dort orientieren wir uns an Werten, die zu kritischen Überlegungen führen können. Ab etwa 10 Prozent Fehlzeiten, weil dann eben einfach im Rahmen der Ausbildung Ausbildungsbetrieb und Berufsschule nicht mehr in der Lage waren, das Wissen in der ausreichenden Tiefe zu vermitteln, um einen erfolgreichen Prüfungsabschluss erhoffen zu können.

Und dies kann dann tatsächlich auch zur Beendigung des Ausbildungsverhältnisses führen, was wir vermeiden wollen.

Tobias Göpel: Und da jetzt meine Frage: Wie meldet man sich eigentlich richtig krank, um nicht in den Verdacht des Missbrauchs zu kommen? Ja, auch das erleben wir häufig, dass da einfach so ein bisschen Unklarheit vorhanden ist.

Ralf Fehler: Es gibt immer wieder Arbeitnehmer, die Jahre, Jahrzehnte ohne irgendeinen einzigen Fehltag der Arbeit nachgegangen sind. Und wenn dann tatsächlich dieser bedauerliche Fall der Erkrankung auftritt, der zur Arbeitsunfähigkeit führt, ist sich häufig der mit Fieber im Bett liegender Beschäftigte nicht im Klaren darüber, was er zu tun hat. Das ist ganz einfach. Der Gesetzgeber hat das geregelt im Entgeltfortzahlung Gesetz.

Wir kennen da zwei Dinge, die der erkrankte Arbeitnehmer umsetzen muss. Das ist zunächst mal die sogenannte Anzeige der Arbeitsunfähigkeit. Wenn man also landläufig von der Krankmeldung spricht, dann sagt der deutsche Gesetzgeber, hat dazu eine Arbeitsunfähigkeitsanzeige zu erfolgen, und zwar ohne schuldhaftes Zögern. Das ist die Definition des Begriffes unverzüglich, den der Gesetzgeber gebraucht. Das heißt im Idealfall vor Arbeitsbeginn.

Spätestens aber zum Arbeitsbeginn sollte ich meinen Arbeitgeber darüber informieren, dass ich erkrankt bin. Und jetzt kommt ein wichtiger zweiter Kniff dazu. Der Gesetzgeber fordert in diesem Zusammenhang auch vom Arbeitnehmer, dass er dabei eine Einschätzung abgibt, wie lange er voraussichtlich fehlen wird. Also wenn wir das mal durchspielen würden: Du bist mein Chef, ich habe einen Arbeitsbeginn um 8:00. Dann sollte spätestens um 7:59 mein Griff zum Telefonhörer erfolgen.

Und dann rufe ich an und sag: Herr Goebel, Fehler hier! Ich bin leider krankheitsbedingt nicht in der Lage, heute die Arbeit aufzunehmen. Ich gehe aber davon aus, dass ich Freitag wieder im Büro sein werde. Das habe ich also beides gemacht. Ich habe einmal diese zeitliche Vorgabe eingehalten, unverzüglich gehandelt, und ich habe dir die Möglichkeit verschafft, zu planen, zu koordinieren, die mir eigentlich obliegenden Aufgaben an andere Arbeitnehmer zu delegieren und eben für Vertretung zu sorgen.

Tobias Göpel: Das klingt für mich jetzt erst mal relativ einfach, aber dennoch scheint es ja Fehler zu geben. Was sind die häufigen Fehler bei so einer Krankmeldung?

Ralf Fehler: Ja, häufiger Fehler ist tatsächlich, dass die Arbeitnehmer erst mal zum Arzt gehen. Wir wissen es alle, wenn wir in den letzten Jahren mal einen Arzt aufgesucht haben, das ist nicht mehr so wie früher, ist, dass man einige Minuten wartet und dann rein gerufen wird. Es sei denn, man hat wirklich schwerster Erkrankung oder muss in die Notfallambulanz, sondern das kann schon mal mit einem stundenlangen Warten auch im Wartezimmer des Arztes einhergehen. Dann kommt die Untersuchung. Ich begebe mich wieder nach Hause. In dieser Zeit vergeht eben wichtige Zeit, in der der informierte Arbeitgeber schon für Vertretung hätte sorgen können. Und das ist etwas, was nicht tolerabel ist.

Das heißt, erst nach dem Arztbesuch da Kenntnis zu verschaffen davon, dass man heute krankheitsbedingt die Arbeit nicht aufnehmen wird, wären Fehler, wäre eine Pflichtverletzung. Ein weiterer Punkt, der aus der Praxis uns häufig unterkommt, ist, dass man in der Fahrgemeinschaft oder jemanden anderen bittet, dem Arbeitgeber Bescheid zu sagen und dann geht diese Info irgendwie verschütt geht. Auch da muss man den Arbeitnehmern zurufen, dass sie eben in der Verantwortung dafür sind, dass der Arbeitgeber diese Info erhält.

Tobias Göpel: Also ich habe es verstanden. Erst anrufen, dann zum Arzt gehen. Die Wartezeit ist in der Tat sehr sportlich. Ich kann es mir aber auch einfach machen. Es gibt ja die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung. Es geht da viel schneller, effektiver und ich kann im Zweifelsfall auch meinem Arbeitgeber gleich sagen, wie lange ich wohl krank bin vom Arzt aus. Wie bewertest du diese telefonische Krankschreibung?

Ralf Fehler: Ja, das hat für uns, und jetzt spreche ich mal von der Gesellschaft, durchaus Vor-, aber auch Nachteile. Der Arzt vor Ort wird entlastet, die Wartezimmer müssen nicht mehr so überfüllt den Arzt zur Last fallen. Aber es ist auch so, dass tatsächlich die Bestimmungen, die gesetzlichen Vorgaben diesbezüglich relativ komplex sind. Ich will es vielleicht mal kurz versuchen zu erörtern.

Wenn ich mich krankschreiben lassen will, beispielsweise über eine Video-Sprechstunde, dann kann der Arzt das bei mir als Patienten, den er nicht kennt, bis zu einer Dauer von drei Tagen tun. Bei dem ihm bekannten Patienten kann er es für eine Dauer von sieben Tagen tun, allerdings nur, wenn die Krankheit selber eine Abklärung über Video-Sprechstunde zulässt. Und bei der telefonischen Anamnese und Krankschreibung über das Telefonat mit dem Arzt ist es eben so, dass der Patient entweder bekannt ist und wenn dies der Fall ist, kann er bis zu fünf Kalendertagen arbeitsunfähig, krankgeschrieben werden. Wenn er dies nicht ist, dann ist das dem Arzt verunmöglicht, über ein reines Telefonat eine Arbeitsunfähigkeit zu diagnostizieren. Meine Sorge bei dem Ganzen ist eben, dass auch dem Missbrauch die Tür etwas weiter geöffnet wird, weil es mir der bequemere Weg ist, als in der Praxis zu erscheinen und da möglicherweise einem Arzt etwas vorführen kann, fällt mir am Telefon möglicherweise oder auch bei der Video-Sprechstunde etwas leichter, dies zu tun.

Und da ist meine Sorge schon, dass auch gerade bei jungen Leuten, die etwas technikaffiner sind, dies dazu beiträgt, dass möglicherweise der eine oder andere Tag Arbeitsunfähigkeit mehr anfällt. Da kann man sicherlich nicht alle über einen Kamm scheren, das muss immer ganz klar sein. Aber noch mal mit Blick auf diese unglaubliche Masse an Fehlzeiten und auch mit Blick auf die hohe Zahl der Entgeltfortzahlung kosten ist es so, dass Missbrauchsfälle in der Summe einfach sehr, sehr schmerzen.

Tobias Göpel: Könnte ein Arbeitgeber auch quasi dem Arzt das Vertrauen entziehen und sagen: Schön, dass du da warst, aber bitte geh noch zu einem anderen, weil ich mir unsicher bin, ob das alles so koscher ist.

Ralf Fehler: Diese Konstellation kennen wir, die ist sogar tatsächlich auch im Gesetz und in der Rechtsprechung aufgehängt. Die gilt aber nur für die Fälle, wo sich ein Arbeitnehmer im Ausland aufhält, beispielsweise im Urlaub erkrankt. Für die Fälle, wo wir von einem deutschen Arbeitgeber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt bekommen durch einen Privatpatienten oder als Arbeitgeber von der Krankenkasse abrufen, ist dies so detailliert nicht aufgenommen und möglich.

Wir können aber schon, und da ist die Rechtsprechung auch etwas freundlicher inzwischen unterwegs aus Arbeitgebersicht, eine solche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung anzweifeln, wenn die tatsächlichen Umstände eben diese Zweifel begründen. Ich will vielleicht mal so den Klassiker dazu darstellen, wenn jemand immer wieder im Zusammenhang mit Brückentagen erkrankt und dabei auffällig ist, dass immer nur ein Tag Arbeitsunfähigkeit vorliegt. Oder wenn ein Arzt, der bekannt ist dafür, dass er tatsächlich sehr schnell und sehr häufig eben diese berühmten eintägigen krankheitsbedingten Ausfallzeiten bescheinigt.

Oder, und das ist das, was tatsächlich relativ häufig auftritt, wenn zwischen Krankheitszeiten nur kurze Unterbrechungen liegen und der Arbeitnehmer eine neue Erkrankung behauptet, dann kann man tatsächlich anzweifeln, ob wirklich die krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit vorliegt oder in der Gestalt vorliegt, dass es sich um eine neue Erkrankung handelt. Im Rahmen einer solchen Falles kann dann der Arbeitgeber möglicherweise die Entgeltfortzahlung verweigern.

Und dann müsste der Arbeitnehmer darlegen und beweisen, warum tatsächlich eine krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit vorgelegen hat. Das klingt jetzt sehr komplex, hat ja meistens was mit Vertrauensverhältnis zu tun. Sicher ist: Erst mal anrufen, den Arbeitgeber informieren und zweitens idealerweise zum Arzt gehen, der vor Ort ist, auch wenn man erst einmal 2 bis 3 Stunden dort sitzt.

Ja, ich will vielleicht noch mal ganz kurz präzisieren und nachgreifen. Ich will ganz deutlich machen: Es ist nicht so, dass wir hinter jedem Baum einen Missetäter vermuten. Auch deutsche Arbeitgeber wissen, dass der Missbrauch gerade im Zusammenhang mit krankheitsbedingten Fehlzeiten der Ausnahmefall ist. Aber dieser Ausnahmefall schmerzt umso mehr. Ich will nicht erneut auf die hohen Kosten verweisen, sondern auch auf die betrieblichen Folgen.

Häufig ist das ein Gesprächsthema zwischen den Kollegen. Man unterhält sich darüber, man zweifelt selber die Erkrankung an, und das kann empfindlich auch den Betriebsfrieden stören.

Tobias Göpel: Das bringt mich auf einen Punkt zum Thema Vertrauen. Misstrauen. Ich bin krankgeschrieben, darf mich aber draußen bewegen. Und wie ist das eigentlich, wenn ich den Chef plötzlich draußen treffe, obwohl ich krankgeschrieben bin?

Ralf Fehler: Auch dem Arbeitgeber muss klar sein: Das Verhalten, das der Arbeitnehmer während der krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit schuldet, darf die Genesung nicht gefährden. Er hat aber gleichzeitig auch alles dazu beizutragen, dass die Genesung möglichst schnell voranschreitet. Wer sich also mit einer Depression irgendwo im Schlafzimmer verzieht, die Jalousien runterlässt, Kuschelrock 6 anmacht, der wird möglicherweise genau dies nicht tun, also zur schnellen Genesung beitragen. Bei einer Erkältung kann zum Beispiel ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft dazu beitragen, dass die Genesung schneller vorangetrieben wird.

Und genau diesen Umstand, was für eine Erkrankung hinter der Arbeitsunfähigkeit steckt, kennt der Arbeitgeber nicht. Klar muss allerdings sein, wenn ich während einer krankheitsbedingten Fehlzeiten Tätigkeiten durchführe, die ich üblicherweise auch im Arbeitsverhältnis durchführe, dann entstehen natürlich tatsächlich auch, wie ich finde, berechtigte Zweifel. Also bei dem Paket- oder Postzusteller, der viel laufen muss während der Arbeit. Wenn der vom Chef dabei angetroffen wird, wie an einem Marathon teilnimmt, dann kann ich die berechtigten Zweifel nachempfinden.

Aber wer einkaufen geht, wer vielleicht auch tatsächlich mal im Freibad schwimmen geht, weil er beispielsweise einen Rückenleiden hat und ihm Bewegung verordnet wurde, der verhält sich genauso, wie es die Arbeitgeber sich wünschen.

Tobias Göpel: Wenn ich jetzt in Richtung Verwaltung schaue und die Option, dass es auch Homeoffice gibt, wie sieht es denn da aus? Also bedeutet dann eine Homeoffice-Option, dass ich dann vielleicht sage, ich komme heute nicht in den Betrieb, weil ich krank bin?

Ralf Fehler: Aber ich arbeite von zu Hause aus quasi so halb nicht richtig krank, nicht richtig da. Oder wenn ich krank bin, heißt das auch, dass ich mich fürs Homeoffice krank zu melden habe. Tatsächlich ist es so, dass die Einschätzung dem Arzt obliegt. In der Regel ist der Arbeitgeber und erst recht ich, wir sind medizinische Laien und können nicht einschätzen, ob die Erbringung von Arbeitsleistung dazu führt, dass jemand länger krank ist. Das gilt es zu verhindern. Wenn ich jetzt beispielsweise die Möglichkeit habe, aus dem Homeoffice meine Arbeitsleistung zu erbringen, und zwar ohne dass das die Genesung gefährdet, und der Arzt hat davon Kenntnis, dann darf er mich eigentlich nicht arbeitsunfähig schreiben. Der Arzt muss immer beobachten und prüfen, wie konkret sich die vorliegende Erkrankung mit der zu erbringenden Arbeitsleistung in Einklang bringen lässt, ohne dass die Genesung gefährdet wird.

Also es kann schon sein, dass ich krank bin, aber trotzdem arbeitsfähig. Dann aber nicht im Betrieb, sondern im Homeoffice, und dann passt das Ganze auch. Ja, korrekt. Früher habe ich immer zwei Beispiele genutzt, um diese krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit, die vorliegen muss, plausibel darzulegen. Der Opernsänger, der heiser wird, der kann seine Arbeitsleistung nicht erbringen. Die allein als Schreibkraft tätige Arbeitnehmerin, die kann dies tun.

Das heißt, es ist tatsächlich auch zu beobachten, dass Ärzte häufig in Unkenntnis der zu erbringenden Leistungen eher vorsorglich schneller krankschreiben, als es vielleicht ein kritisch prüfender Arzt tun würde.

Tobias Göpel: Wie hängen innere Kündigung oder auf der anderen Seite ein gutes Betriebsklima und starker Team Zusammenhalt mit Fehlzeiten zusammen? Also ist aus dem Gespräch mit Unternehmen zu beobachten, dass hohe Fehlzeiten auch dazu führen, dass das Team zerbricht oder dass auch Fehlzeiten darauf zurückzuführen sind, dass Menschen innerlich gekündigt haben und eigentlich keine Lust mehr auf den Job haben?

Ralf Fehler: Ja, das ist tatsächlich der Fall. Und zwar sowohl aus den Berichten, die ich höre, aus den Unternehmen als auch im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten, die schon mal geführt werden. Bei krankheitsbedingten Kündigungen hört man häufig so was wie einen Rechtfertigungssatz: Aber das machen doch alle. Und tatsächlich höre ich auch häufig, dass durch die Fehlzeiten von Kollegen vorher gesunde Arbeitnehmer irgendwann so aus- und überlastet sind, dass sie selbst erkranken. Auch der Umstand, dass eben innerbetrieblich sehr wohl auch zwischen den Arbeitnehmern, nicht nur zwischen der Personalabteilung und dem erkrankten Arbeitnehmer, sondern auch zwischen dem erkrankten Arbeitnehmer und seinen Kollegen häufig eine Aufarbeitung, stattfindet, führt nicht selten dazu, dass das Betriebsklima empfindlich gestört wird.

Tobias Göpel: Was konkret kann aus deiner Sicht ein Betrieb gegen zu hohe Fehlzeiten unternehmen?

Ralf Fehler: Also ich glaube, der richtige Ansatz ist als Arbeitgeber sich zunächst mal klarzumachen, dass es eine ganze Palette von Hebeln geben muss, die den Fehlzeiten entgegenwirken sollten. Es gibt keine One-Fits-All-Lösung. Wir werden auch kein Unternehmen hier in Deutschland betreiben können, ohne dass wir durch Fehlzeiten belastet werden. Menschen werden eben krank. Aber ich kann durch Austausch, durch Kommunikation viel tun.

Ich kann auch viel dadurch tun, dass ich mein Ohr in die Belegschaft werfe, versuche auch tatsächlich, die Auswirkungen von Fehlzeiten abzufangen, indem ich hier Gespräche führe und versuche zu unterstützen. Insbesondere muss ich tatsächlich den erkrankten, längerfristig erkrankten oder immer wieder erkrankten Arbeitnehmer vielleicht auch mehr in den Fokus rücken. Ich muss mich mit ihm beschäftigen, Ich muss mich vielleicht auch orientieren in der Kommunikation mit ihm, was ich als Arbeitgeber tun kann, um erneute Fehlzeiten zu verhindern.

Dazu gibt es im Übrigen eine gesetzliche Verpflichtung seit einigen Jahren, das sogenannte BEM, das betriebliche Eingliederungsmanagement. Und ich glaube, Arbeitgeber, die dies vernachlässigen, sind eben nicht gut beraten, weil: Nicht selten ist es der Fall, dass man beispielsweise durch eine Umsetzung, eine Versetzung, aber auch durch helfende Maßnahmen, Gehhilfen oder ähnliches, versuchen kann, tatsächlich eine erneute Fehlzeiten zu verhindern.

Was schön wäre: Verständnis auf Arbeitnehmerseite zu wecken. Zumindest das Verständnis, dass es heutzutage nicht mehr angezeigt sein kann, in diesen für viele Arbeitgeber sehr belastenden Zeiten – Fachkräftemangel, hohe Fehlzeiten aufgrund von immer älter werdender Belegschaft – als junger Mensch, nur um mir einen zusätzlichen freien Tag zu verschaffen, eine Möglichkeit zu finden, vielleicht über Missbrauch diese freien Tage zu generieren.

Tobias Göpel: Vielen lieben Dank. Ich nehme für mich mit: Kranksein ist grundsätzlich okay. Wer allerdings bewusst blau macht, setzt als Azubi seine Ausbildung aufs Spiel, weil er vielleicht für die Prüfung nicht zugelassen wird, setzt gegebenenfalls sogar die Fortführung der Ausbildung aufs Spiel, weil der Arbeitgeber sagt: So kann das Ganze nicht funktionieren. Die Kosten hast du angesprochen. Und das letzte, was mich jetzt aber auch noch nachdenklich gestimmt hat: Wer blau macht, macht das zulasten des Teams und belastet damit andere zusätzlich, weil die ja die Lücke füllen müssen.

Vielen Dank, lieber Ralf, dass du dir die Zeit für das Gespräch genommen hast. Und das war's auch schon für unsere heutige Folge. Ich hoffe, Sie konnten viele hilfreiche Tipps und Anregungen mitnehmen. Weitere Informationen von Anwalt Ralf Fehler gibt es online und in der aktuellen Ausgabe Nummer 23 unter dem Stichwort Pikante Fragen. Abonnieren Sie gerne unseren Podcast, damit Sie keine Folge mehr verpassen. Ich bin Tobias Göpel und freue mich, wenn Sie mir schreiben an podcast@wir-hier.de. Bis bald! Bis zum nächsten Mal, und bleiben Sie neugierig.
 

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Person in Chemielabor. Foto: stock.adobe.com - Gorodenkoff

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Tobias Göpel: BioNTech, Boehringer Ingelheim, Novo Nordisk. LTS Lohmann. Die Liste erfolgreicher Pharmaunternehmen in Rheinland-Pfalz ist lang. Nun will auch Eli Lilly investieren. Rheinland-Pfalz soll bis 2031 ein Spitzentechnologiestandort werden. So will es die Landesregierung. Wie soll das gelingen? Was brauchen wir dafür? Und was heißt das für die Menschen im Land? Darüber spreche ich in dieser Folge mit Eckhard Thines, dem Landeskoordinator Biotechnologie für Rheinland-Pfalz. Hallo! Herzlich willkommen!
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Tobias Göpel: Jetzt haben Sie gesagt, dass die Biotechnologie schon eine größere Vergangenheit im Rheinland-Pfalz hat. Ist das jetzt so? Der rosa Elefant weiß gerade, was das Thema ist, dass wir plötzlich draufkommen. Oder haben wir einfach in der Vergangenheit uns zu wenig darauf konzentriert oder geklappert, darüber gesprochen?
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Tobias Göpel: Ist das dann jetzt Ihr Job als Koordinator, so ein Botschafter zu sein für Verständnis und für mehr Klappern?
Eckhard Thines: Das würde ich ganz stark hoffen und auch annehmen. Ja, ist der der Job des Landeskoordinators ist ja so ein Job, den man vergleichsweise frei interpretieren kann. Und ich meine, jetzt möchte man so einen Standort weiterentwickeln. Entwickeln würde ich nicht sagen weiterentwickeln, weil ich habe ja jetzt schon ausgeführt, dass wir ganz viele starke Player am Standort haben. Und wenn sie das tun, dann machen sie es auf verschiedenen Ebenen. Zum einen machen sie das auf der Ebene der Forschenden an Fachhochschulen, Universitäten, in außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Die Forschung geht weiter. Ich habe über Anwendungsbereiche geredet. Dann redet man natürlich auch mit den Forschenden in der Industrie. Man macht Outreach. Das ist eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Und ich glaube, dass das etwas ist, was jetzt auch an mir liegt, dass man das stärkt und weiter fördert. Dazu kommt noch, dass wir natürlich, wenn wir den Standort weiterentwickeln, auch über Marketing reden müssen. Wir müssen über eine Start-up-Kultur reden, über Transferstrategien müssen wir reden. Und das sind verschiedene Ebenen. Und diese Ebenen miteinander zu vernetzen und zu koordinieren, halte ich für sehr wichtig. Dazu kommt noch, dass wir jetzt auch hier am Standort wahnsinnig viel in Infrastruktur, Geräte und Gebäude investiert haben. Und auch da gilt es zu vernetzen und zu koordinieren. Wie passt das zusammen? Welche Bedarfe hat man? Und so weiter und so fort. Und last but not least, das ist auch eine ganz, ganz wichtige Sache für mich an der Stelle, wenn man koordiniert oder vernetzt, dann gilt es natürlich auch, dass man Vorschläge macht und Konzepte entwickelt, dass man als Fachmann einfach Bedarfe identifiziert, neue Herausforderungen identifiziert und basierend auf dieser Analyse dann Konzepte entwickelt. Es ist immer schnell gesagt, man investiert jetzt irgendwie so viel Millionen im Land und dann kann man etwas aufbauen. Ich bin da eher so ein bisschen anders gestrickt. Ich frage eigentlich immer nach Konzepten und dann fragt man nach den Ressourcen, die man braucht, um diese Konzepte zu erfüllen oder die Ziele zu erreichen. Und da sehe ich tatsächlich meine Aufgabe als Landeskoordinator. Und natürlich auch, um der Politik zu vermitteln, was es für den Forschenden oder für denjenigen, der hier als Start-up herkommt, an einem Standort bedarf und was wichtig ist, was man entwickeln muss.
Tobias Göpel: Wo kann ich mir vorstellen, sind Sie verortet? Ist das so etwas Ehrenamtliches neben einer Professur oder sind Sie Ministerialbeamter? Also, in welchem Geflecht stehen Sie dann?
Eckhard Thines: Nein, ich bin ordentlicher Professor an der Johannes Gutenberg-Universität, und ich mache das tatsächlich im Ehrenamt. Diese Koordinationsstelle ist ein Ehrenamt der Landesregierung, und ich fühle mich sehr geehrt, dass man mich damit betraut hat. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass es wirklich wichtig ist, dass das von jemandem aus der Biotechnologie administriert wird. Es braucht ein bisschen Fachkompetenz, um auch aus Sicht der Forschenden sagen zu können, hier geht die Reise hin, und hier haben wir den entsprechenden Bedarf.
Tobias Göpel: Wobei das jetzt schon nach einer Menge Aufgaben klingt und auch eher nach längeren Abenden.
Eckhard Thines: Ja, das ist so. Zusätzlich leite ich auch noch ein Forschungsinstitut und bin auch noch Dekan der Biologie. Aber wenn Sie das auf der anderen Seite sehen, ist diese Fülle an Aufgaben und Jobs, die man hat, auch eine gigantische Chance. Man kann gestalterisch auch etwas tun, und das ist an der Stelle ohne Zweifel zeitintensiv, aber auch eine tolle Herausforderung.
Tobias Göpel: Das klingt gut. Haben Sie da einen Überblick, wie viele Biotech-Unternehmen derzeit überhaupt in Rheinland-Pfalz tätig sind? Erfassen und nicht namentlich nennen, aber so eine grobe Zahl, wie viele gibt es?
Eckhard Thines: Das ist schwierig. Das ist deswegen schwierig, weil es keine klare Definition gibt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie die Firma Röhm in Worms anschauen, die Absorber herstellt, mit denen man molekulare Stoffe aus dem Abwasser klären kann, würden Sie sagen, dass es Biotechnologie ist? Schon, aber das würden nicht alle sagen. Und das ist ein bisschen schwierig, da die Trennschärfe reinzukriegen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir zehn große Player in Rheinland-Pfalz haben, auf die ich wahnsinnig stolz bin, und dass wir sicherlich noch mal 20-30 Biotechnologie-Firmen in Rheinland-Pfalz haben, die mittelgroß sind. Das alles ist schon wirklich gut für ein Bundesland.
Tobias Göpel: Also, ich glaube, die meisten Menschen denken bei dem Begriff Biotechnologie an ein Unternehmen in Mainz, an den mRNA-Impfstoff. Der Geldsegen war nicht nur für Mainz selbst, sondern auch für andere Orte. In Rheinland-Pfalz Kronach ist nun vorbei, der Geldsegen auch. Was können wir von der Biotechnologie zukünftig erwarten? Gibt es noch mal einen Schub oder wird es jetzt ganz entspannt weiterplätschern und eher wissenschaftliche Erfolge geben?
Eckhard Thines: Lassen Sie mich kurz auf Ihre Frage eingehen. Die moderne Technologie hat uns neue Perspektiven eröffnet. Das ist die neue therapeutische Möglichkeit, die wir vorher nicht hatten, und die wird bleiben. Das ist der erste Teil der Antwort. Aber ansonsten bin ich fest überzeugt, dass wir uns in Zukunft auch auf neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Krankheiten, chronischen Krankheiten, von Krebs, von neurodegenerativen Krankheiten, von Diabetes freuen können. Es werden wissenschaftliche Grundlagen gelegt. Ich habe jetzt darüber gesprochen, dass wir hier eine neue therapeutische Möglichkeit haben. Ob man RNA nimmt, therapeutische Antikörper oder molekulare Wirkstoffe – die Art, also es gibt einen Anfang, eine Bandbreite an Möglichkeiten, wie wir neue therapeutische Ansätze finden können. Und da können wir noch viel von der Biotechnologie erwarten. Ich habe bisher nur über Pharma gesprochen. Biotechnologie ist ja so eine Sache. Es wird oft von roter Biotechnologie gesprochen, wo wir Biomedizin oder Pharma verstehen. Aber wir haben auch die weiße und die grüne Biotechnologie. Lassen Sie mich betonen, dass es wichtig ist, die Biotechnologie nicht so zu verstehen, dass man für jede dieser Indikationen alles neu machen muss. Biotechnologie bietet Infrastruktur, Ressourcen und Möglichkeiten, die man in den verschiedenen Bereichen gemeinschaftlich nutzen kann. Und das tun wir am Standort. Wir bauen eine Infrastruktur auf, setzen Ressourcen und Kompetenzen ein, die man nicht nur in roter oder grüner Biotechnologie, sondern auch in weißer Biotechnologie nutzen kann. Sie fragen, was können wir von der Biotechnologie noch erwarten? Ich erwarte, dass die. Die jungen Leute gehen auf die Straße wegen Klimaschutz, auch hier, wenn sie den European New Deal sehen. Und wenn sie die Herausforderung im Green Deal sehen? Ich bin fest überzeugt, dass in der weißen und grünen Biotechnologie Lösungsansätze geboten werden, die auch dazu beitragen, dass wir dem European Green Deal gerecht werden. Und das ist für mich auch etwas abseits von Pharma und roter Biotechnologie, was ein hohes Gut ist und wo ich mir viel Potenzial erwarte. Wir wollen der erste klimaneutrale Kontinent werden, und Biotechnologie wird einen Beitrag leisten. Ganz sicher.
Tobias Göpel: Jetzt haben Sie die drei Felder angesprochen. Ich weiß aus dem Pharmabereich, Forschung kostet viel Geld. Bis 2026 will die Landesregierung 800 Millionen € in den Biotechnologiestandort investieren. 800 Millionen sind einerseits viel, andererseits vor dem Hintergrund, was Forschung kostet, kann man auch sagen, es ist nett. Wofür wird das Geld verwendet?
Eckhard Thines: Das ist ein abendfüllender Vortrag. Die Zeit haben wir jetzt nicht, aber ich würde an der Stelle gerne drei große Schwerpunkte setzen. Das eine ist Gebäudeinfrastruktur. Als diese Biotechnologie-Initiative des Landes ins Leben gerufen wurde, war die erste Frage nach und nach Raum. Also, wo finden wir eigentlich Raum für Firmen, für Start-ups, für Forschungsgruppen, für Nachwuchsgruppen, die sich hier ansiedeln wollen und die hier Biotechnologie machen wollen? Hier hat die Landesregierung vehement investiert. Ich nenne jetzt nur die Universitätsmedizin als Beispiel. Also da ist sehr, sehr viel in Gebäudeinfrastruktur investiert worden und Gebäudeinfrastruktur. Es ist nun mal wichtig. Sie haben es angesprochen, Biotechnologie ist teuer. Wenn wir etwas programmieren wollen, brauchen wir ein Büro und zwei Computer. Wenn wir Biotechnologie machen wollen, brauchen wir eine Infrastruktur, die auf dem technisch cutting-edge Niveau sein muss und die auch permanent weiterentwickelt werden muss. Und da geht leider viel Geld rein. Das muss man als Invest einfach nehmen und damit aber auch Möglichkeiten schaffen, auch für Start-ups. Und da bin ich bei der Forschungsinfrastruktur als Punkt 2 Forschungsinfrastruktur. Für die gilt eigentlich genau dasselbe wie für Gebäudeinfrastruktur. Wenn wir an dieses Beispiel noch mal denken mit diesen Start-ups, kein Start-up kann sich jetzt die neueste Technologie im Bereich von, ich sage mal, hochauflösender Mikroskopie oder von Mikroskopie leisten. Was wir gemacht haben: Wir haben hier am Standort ein Mikroskopie-Center errichtet, wo sie die modernsten Mikroskope bis hin zum Nobelpreis-Mikroskop finden. Und Start-ups haben die Möglichkeit, das zu nutzen. Und das ist wichtig, dass das junge Leute, junge Menschen mit kreativen, innovativen Ideen an Standort kommen und dort alles vorfinden, sodass sie in möglichst kurzer Zeit wettbewerbsfähig werden. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Also, wenn wir das hinkriegen und da ist viel Geld reingeflossen, dann wird dieser Standort auch wirklich vernünftig und nachhaltig weiterentwickelt. Und das dritte sind Forschungsinitiativen. Auch da ist natürlich irgendwo muss Kreativität und müssen innovative Ideen herkommen und da muss man auch Geld in die Hand nehmen, um Forschungsinitiativen zu starten und zu lancieren. Sie wissen, wir hatten eine Studie von der Unternehmensberatung Roland Berger, um einfach auch zu schauen, ob die Maßnahmen, die wir jetzt begonnen haben, zielführend sind und den Bedarf tatsächlich adressieren. Und da wurde auch klar gesagt: Wir müssen Stärken, stärken und die stärken, also die Rote Biotechnologie, Pharma, Biotechnologie ist natürlich eine Stärke in diesem Bundesland. Und Forschungsinitiativen, die in diese Richtung gehen, wurden auch initiiert und angeschoben. So, sodass wir uns von da auch ganz viel Innovation und neues Potenzial erwarten.
Tobias Göpel: Jetzt klingt das gut für Unternehmen, für Start-ups. Infrastruktur wird aufgebaut. Aber wie profitieren die Menschen im Land konkret aus Ihrer Sicht von dieser Entwicklung, von Neuansiedlung und Förderung?
Eckhard Thines: Ja, die Menschen im Land profitieren natürlich. Das haben wir bei Biotech gesehen, dass ein hochattraktiver Markt entsteht, dass Produkte mit hoher Wertigkeit entstehen und mit einem hohen Marktpotenzial. Und dass mit diesem Markt natürlich auch ein wahnsinnig attraktiver Arbeitsmarkt nach Rheinland-Pfalz kommt. Das ist für die nächste Generation ganz entscheidend. Sie haben mich am Anfang gefragt, was meine Motivation ist, jetzt noch einen Job anzutreten. Also ich glaube, wir sind an der Universität, aber auch als Gesellschaft der nächsten Generation verpflichtet. Und diese nächste Generation kriegt hier eine echte Perspektive. Wir kriegen hier einen Arbeitsmarkt mit tollen Arbeitsplätzen für qualifizierte junge Menschen. Und ich habe schon gesagt, dass es nachhaltig die Wachstumsprognosen für diesen Arbeitsmarkt sind sehr, sehr gut. Also man geht davon aus, dass sich das vom Jahr 2020 bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Und damit kommt eben diese Perspektive für die nächste Generation.
Tobias Göpel: Am Ende geht es ja um Jobs in Start-ups. Innovation und Forschung bedeuten ja auch ein gewisses Niveau. Welche Qualifikationen müssten denn diese Menschen dann mitbringen? Können es nur Akademiker sein, die dann da infrage kommen, oder auch andere?
Eckhard Thines: Nein, natürlich nicht. Also auch andere. Natürlich müssen wir, wenn wir an den Arbeitsmarkt denken, auch an technisches Personal denken. Technische Assistenten, Ingenieure, Laboranten. Das müssen wir mitdenken, das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir auch über Ausbildung reden. Und wenn Sie mir dann auch noch erlauben: Wir hatten, wenn man so an der Uni sitzt und man diskutiert über neue Ausbildungsgänge und wo gibt es einen Bedarf und wo sind wir stark und wo wir? Sind wir nicht so stark? Dann schaut man ins Bundesland und wir sind der Meinung, dass wir in allem, was in die experimentelle Richtung geht, eigentlich im Bundesland sehr, sehr stark sind. Das ist eine Stärke. Also wenn Sie Mainz gucken, dass es eher molekular orientiert ist. In Kaiserslautern haben Sie sogar eine Bioverfahrenstechnik, die wir hier gar nicht haben. Das ist toll, weil es über das Land hinweg gut verteilt ist. Wir haben dann aber auch gesehen, dass alles, wo es Richtung Administration geht, wo es Richtung Regulatory Affairs gibt, wo es Richtung Patentrecht und IP geht. Dass es da durchaus noch einen Bedarf gibt und den gilt es natürlich auch zu adressieren. Also es ist nicht damit getan, dass man jetzt in Bezug auf die Laborarbeit Laboranten, technische Assistenten, Ingenieure und Akademiker für Research and Development ausbildet, sondern man braucht auch für die administrativen Aufgaben geschultes Personal. Und da sind wir auch bemüht und bestrebt, Angebote zu finden und zu definieren, die dem Arbeitsmarkt in dem Bezug dann eben gerecht werden.
Tobias Göpel: Das Land klagt ja jetzt schon über Fachkräftemangel. Wo sollen die eigentlich dann alle herkommen? Also die Unternehmen, die da sind, haben schon keine und jetzt kommen noch neue Unternehmen dazu. Was wäre so Ihr Wunsch, wo die Leute herkommen oder was bedeutet das für uns?
Eckhard Thines: Das ist auch eine Frage, die man ganz vielschichtig beantworten kann. Das fängt schon an bei der intensiven Werbung, die wir machen müssen in Schulen. Dass die jungen Leute sich für MINT-Fächer interessieren, Biotechnologie in Schulen bringen, ist nicht einfach, weil Biotechnologie eben sehr apparate- und geräteintensiv ist. Und das können sich viele Schulen nicht leisten. Da gilt es, Angebote zu entwickeln und junge Leute zu adressieren und zu interessieren. Ich meine, alles geht über Motivation. Und Sie haben gefragt, ob der Fachkräftemangel für uns irgendwie so eine Schwierigkeit darstellen würde? Das tut es ohne Zweifel. Das können wir nicht schönreden. Aber wir haben das identifiziert. Und wenn man etwas identifiziert hat, dann kann man es auch adressieren. Und das tun wir. Wir haben neue Studiengänge geschaffen, natürlich zunächst für Akademiker in Research and Development. Wir reden gerade darüber, wie wir attraktive Angebote schaffen können für die Ausbildung bzw. Laborantenausbildung. Den jungen Leuten muss man eine Perspektive zeigen. Wenn sie die nächste Generation anschauen, dann brauchen sie eine Perspektive. Und für mich kommt diese Perspektive auch aus einem Weiterbildungsangebot. Junge Leute heute wollen nicht mit 23 ausgelernt haben und dann keine weiteren Entwicklungsperspektiven haben. Die wollen sehen, dass es ein Weiterbildungsangebot gibt. Ich kann zusätzlich zu meinem Job noch über ein Fernstudium oder andere weiterführende Qualifizierungsmaßnahmen mich weiter qualifizieren und damit auch wieder Aufstiegschancen haben. Da wird die Sache attraktiv. Also wir reden, Wir reden nicht nur über universitäre Ausbildung, über Schulbildung oder über Thema Ausbildung, Laboranten, Ausbilder, sondern wir reden auch über Zertifikate und Programme, über Weiterbildungsprogramme, mit denen wir die Leute weiter und zusätzlich qualifizieren kann. So, das war der eine Punkt. Okay, der zweite Punkt, den ich auch nicht unerwähnt lassen möchte, ist Internationalisierung. Das ist für mich auch eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Und zwar nicht nur, um junge Leute aus dem Ausland hierher zu kriegen, gute Köpfe hierher zu kriegen, was wir ohne Zweifel wollen, aber auch um unseren jungen Leuten am internationalen Markt internationale Forschung zu zeigen und sie auch dann dementsprechend zu qualifizieren. Märkte sind international, die Ausbildung sollte es auch sein und auch darüber schaffen wir wieder Interesse. Auch darüber schaffen wir wieder Bekanntheit. Und ich bin fest überzeugt, dass wir auch darüber wieder Fachkräfte zu uns motivieren können. Ich halte das für dringend notwendig. Aber Sie sehen jetzt an meiner Rede auch schon, dass die Problematik erkannt ist und dass wir auf verschiedenen Ebenen versuchen, das auch zu adressieren.
Tobias Göpel: Der Fachkräftemangel kann ja ein Stolperstein auf dem Weg zum Erfolg sein. Sehen Sie noch weitere Herausforderungen?
Eckhard Thines: Es gibt immer Herausforderungen. Biotechnologie ist dynamisch. Es wird eine Herausforderung sein, neue Felder zu entdecken oder zu identifizieren und sie zu adressieren. Es wird eine Herausforderung sein, zu konsolidieren und zu schauen, wie kriegt man bestehende Techniken oder bestehende Infrastruktur so in den Markt, dass damit auch für Firmen hier ein attraktives Umfeld entsteht. Es gibt die Herausforderung, dass wir zum Beispiel in wettbewerblichen Projekten am Standort für Firmen attraktiv werden. Und das rede ich nicht nur von den rheinland-pfälzischen Firmen, sondern ich rede auch von den restlichen Firmen, die wir haben bzw., die im Bereich Biotechnologie unterwegs sind. Also wenn Sie, wenn Sie an Firmen denken, die jetzt in Bioökonomie arbeiten, dann muss auch hier klar sein, dass wir ein attraktives Angebot hier in Rheinland-Pfalz haben, sowohl in Forschung als auch in Infrastruktur als auch in Flächen. Und wie kriegen wir die Leute hier her? Und das kann zum Beispiel über solche wettbewerblichen Projekte sein. Es kann über Tagungen und Meetings sein. Es gilt, Bekanntheit zu schaffen, und auch da sind wir auf einem guten Weg. Eine weitere Herausforderung. Ich habe jetzt gesagt, dass wir, dass wir stark sind, wenn Sie an die großen Player denken und auch so ein bisschen, wenn Sie an so mittelgroße Firmen denken. Ich glaube, eine Herausforderung wird sein, immer mehr Gründerkultur zu entwickeln. Das da sind wir einfach nicht dort, wo die Amerikaner sind. Und das ist etwas, was wir in Deutschland entwickeln müssen und nicht nur in Rheinland-Pfalz, Gründerkultur, Start-ups. Wie kann ich aus meiner akademischen Forschung eine Anwendung machen? Das sind so Dinge, die bei uns kulturell, historisch nicht wirklich gut gewachsen sind. Und als Mikrobiologe hat man da so einen anderen Ansatz. Ich erinnere immer an Louis Pasteur, der gesagt hat, Es gibt keine anwendungsorientierte Forschung, es gibt nur die Anwendung von Grundlagenforschung. Und ich würde mir wünschen, dass wir das wird es besser verstehen und mehr unsere Forschung dann auch in die Anwendung in Form von Start-ups und neu zu gründenden Firmen reinbringen. Das sind Herausforderungen, aber die nehmen wir an sehr gut.
Tobias Göpel: Meine letzte Frage: Wenn ich Ihnen per Fingerschnipsen einen Wunsch erfüllen könnte, welcher wäre das?
Eckhard Thines: Das ist ein Running Gag. Bei meinen Vorträgen, die ich jetzt vergleichsweise häufig halte, habe ich immer den, den englischen Wikipedia-Eintrag über das Land Rheinland-Pfalz. Wenn Sie das nämlich nachlesen, dann steht da irgendwo: Rheinland-Pfalz is known for its wine and sparkling wine. Ich würde mir wünschen, dass wir da irgendwann lesen könnten: Rheinland-Pfalz is known as a Biotechnologie, pop up etc., known for its wine and sparkle, beautiful, open-minded, tolerant World citizen und ich hätte das gerne, dass wir das auf dem Platz hinkriegen und nicht mit nem Fingerschnipp oder mein Teenager zu Hause der Wikipedia editiert. Das müssen wir schon sportlich machen und ich bin fest überzeugt, dass wir es auch hinkriegen.
Tobias Göpel: Die Biotechnologie ist in Rheinland-Pfalz im Aufwind. Lieber Thines, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Einblicke zu diesem Thema.
Eckhard Thines: Ihnen ganz herzlichen Dank!

Chemie-Fachkräfte mit Tablets in einer Produktionsanlage Foto: amorn - stock.adobe.com

Der Future Skills Report Chemie 2.0 basiert auf KI-gestützten Auswertungen von 450.000 Chemie-Stellenausschreibungen aus den USA, China und Europa. Andreas Ogrinz ist Geschäftsführer Bildung, Innovation, Nachhaltigkeit beim Bundesarbeitgeberverband Chemie. Er erläutert, wie die neuen Einblicke in Future Skills die Chemie-Unternehmen und ihre Beschäftigten voranbringen können.
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