Politik & Wirtschaft

Podcast Wir.Hear. - Neue Azubis unterstützen

· Lesezeit 1 Minute.
Jugendliche sitzen auf einer Treppe und lachen.
Generation Z: Junge Menschen sind es aus den sozialen Netzwerken gewohnt, schnelle Rückmeldungen zu bekommen. Das hat Folgen für Betriebe. Foto: stock.adobe.com - gpointstudio

In diesen Wochen starten viele junge Menschen ihre Ausbildung in den Chemieunternehmen. Wie ticken die Neuen? Und was können die Kollegen tun, damit die Auszubildenden sich im Betrieb schnell wohlfühlen? Darum geht es in dieser Podcastfolge. Hören Sie rein und abonnieren Sie Wir.Hear. zum Beispiel bei Spotify.

 

Tobias Göpel: Erinnern Sie sich an Ihren ersten Tag im Betrieb nach der Schule? Den haben viele neue Auszubildende gerade hinter sich. Wenn Sie als Kollegin oder Kollege sich jetzt fragen: „Wie ticken die Neuen denn so? Und was kann ich tun, damit sie sich im Betrieb schnell wohlfühlen?“ –  dann sollen Sie diese Podcast-Folge hören. 

Herzlich willkommen! Heute im Gespräch bin ich mit Christine Haas. Sie ist leitende Redakteurin des Magazins Wir.Hier., und wir setzen mit dem Podcast heute eine neue Idee um. Denn die Artikel im Magazin und auf der Webseite sind ja nur ein kleiner Teil der ganzen Recherchearbeit. Zudem gibt es Learnings oder besondere Situation. Und über all das wollen wir künftig ins Gespräch kommen. Ich freue mich, Christine, dass du da mitmachst, ich begrüße dich ganz herzlich. Unser Thema heute ist der Start in die Ausbildung und du hast ja auch studiert und eine Ausbildung zur Redakteurin gemacht. An was erinnerst du dich an deinem ersten Tag im Unternehmen?

Christine Haas: Hallo Tobias, danke für die Einladung. Der erste Tag ist jetzt schon eine Weile her, aber ich weiß auf jeden Fall noch, dass ich aufgeregt war. Ich kam an einem Empfangstresen an, musste warten, habe eine Schlüsselkarte bekommen und habe dann nach und nach alles gezeigt bekommen. Das war spannend, aber auf jeden Fall auch echt aufregend.

Tobias Göpel: Das klingt gut. Also viele neue Sachen strömen auf einen ein. Auf der anderen Seite hast du ja auch was Neues mitgebracht. Und so sieht es jetzt auch in den Betrieben aus. Die neuen Azubis kommen haben gerade in Betrieben begonnen. Sie haben sicherlich viele Fragen, aber auch andere Sichtweisen und eine andere Haltung zu vielen Dingen. Bei deiner Recherchearbeit: Hast du da herausrufen, dass sich da viel geändert hat im Vergleich zu den früheren Jahrgängen?

Christine Haas: Ja, man kann schon sagen, dass die jungen Leute heute anders ticken als die Jahrgänge vor ihnen. Das sind ganz unterschiedliche Sachen, die sich unterscheiden. Zum einen haben sie höhere Erwartungen an ihre Führungskräfte. Sie sind auch schneller frustriert, wenn Prozesse, Tools nicht auf dem neuesten Stand sind. Wir reden über die Generation, die digital aufgewachsen ist, die für alles irgendein Tool auf dem Smartphone hat. Und wenn das ausgerechnet im Betrieb nicht so klappt, dann kann das schon mal Frust verursachen. Und auch die Konfliktfähigkeit ist nicht so ausgeprägt. Aber ein ganz entscheidendes Vorurteil stimmt nämlich nicht, nämlich dass die Generation besonders faul ist. Das hat der Generationen Forscher Rüdiger Maas auch für uns eingeordnet. Und er sagt: Wir alle, die Gesellschaft insgesamt, ist bequemer geworden. Die Generation Z lässt sich auch motivieren, hat aber keine Lust, Aufgaben einfach nur stur abzuarbeiten.

Tobias Göpel: Was heißt das jetzt für mich, für den Alltag, wenn ich im Betrieb alteingesessen bin?

Christine Haas: Ja, es ist definitiv wichtiger geworden, die Azubis einzubinden, ihnen das Gefühl zu geben, dass man sie ernst nimmt und ihnen auch eine Wertschätzung zu zeigen. Das muss nicht die große Wende in allen Abläufen sein. Aber kleine Gesten zur Begrüßung können da schon echt viel bewirken. Wenn jetzt jemand neu in eine Abteilung kommt und vielleicht im Büro arbeitet, kann ein Blumenstrauß eine nette Begrüßung sein. Das ist in der Produktion natürlich nicht ganz so einfach. Aber man könnte auch einen Kaffeebecher mit dem Namen vorab bedrucken lassen, demjenigen geben oder ins Spind stellen für die Kaffeepause. Und so zeigt man: Hey, wir freuen uns total, dass du da bist.

Tobias Göpel: Ja, so Welcome-Geschenke sind in der Tat trendig. Blumen der Produktion stelle ich mir sehr spannend vor. Aber nicht jeder hat immer gleich ein Geschenk bei der Hand. Und der Klassiker ist ja, die Kolleginnen und Kollegen mit zum Mittagessen zu nehmen. Ist das immer noch eine gute Idee oder sollte man erst mal das in Ruhe abwarten zu beobachten?

Christine Haas: Doch, definitiv. Ich würde sagen, das Angebot zu machen und zu fragen, ob jemand mitkommen will – das ist nach wie vor total gut und wichtig. Aber was man sich überlegen sollte, ist, dass man eine Ablehnung, die dann auch kommen kann, dass man die nicht zu ernst oder böse nimmt, also dass man einfach akzeptiert, wenn jemand sagt: Ich möchte jetzt lieber mit den anderen Auszubildenden in die Pause gehen. Das hat mir eine Auszubildende auch erzählt im Gespräch, die meinte, sie braucht die Pausen wirklich, um runterzukommen, weil so viel Neues auf sie einprasselt. Bei den älteren Kollegen hat sie dann teilweise das Gefühl, dass sie sich in der Pause auch noch beweisen muss. Und deshalb würde ich sagen: Auf jeden Fall immer mal wieder fragen, ob jemand mitkommen will. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann ist das auch nicht böse gemeint.

Tobias Göpel: Das klingt nachvollziehbar. Wir hatten ja andere Frage. Auch so eine Folge „Oroo(n)sch“ zum Thema Duzen und Siezen. Mir fällt es auch in letzter Zeit auf, dass ja schneller geduzt wird, nicht nur bei Jüngeren. Ältere allerdings tendenziell wollen erst mal das respektable Sie haben. Wenn man also dann beim Essen zusammensitzt, wie sieht es aus mit dem Duzen und Siezen?

Christine Haas: Also es ist definitiv so, dass duzen den jungen Menschen lieber ist. Eine Auszubildende hat auch erzählt, dass sie so eine Distanz empfindet, wenn eben ein Teil des Teams sich duzt und sie dann als Neue da reinkommt und alle siezen muss und das auch so Bestand hat über längere Zeit. Und das kann ich schon verstehen, diesen Aspekten: Duzen ist einfach direkter und man baut eine Nähe zueinander auf. Aber ich habe die Azubis auch so erlebt, dass Höflichkeit schon noch einen Wert hat, also dass viele, wenn sie in eine neue Abteilung kommen, eben erst mal fragen: Hey, ist es okay, wenn wir uns duzen oder sollen wir beim Sie bleiben? Umgekehrt würde ich aber auch sagen, wenn das jetzt mal aus Versehen passiert, dass da jemand einfach direkt duzt, dann sollte man versuchen, nicht sauer zu sein. Das ist nicht als bewusste Respektlosigkeit gemeint. Und wen das stört, der kann ja sagen: Können wir bitte beim Sie bleiben? Und vielleicht aber auch drüber nachdenken, ob das Du doch ganz okay sein kann.

Tobias Göpel: Ja, ich kann mir sogar vorstellen, dass es da auch wirklich Unterschiede gibt. Einmal in Abhängigkeit von der Größe des Unternehmens und auch von dem Beruf – also ist man in der Produktion oder eher im Verwaltungsbereich. Da gibt es sicherlich noch ganz viele Variationen. Feedback ist ein weiterer wichtiger Faktor und man hört immer wieder, dass die junge Generation besonders viel Wert darauf legt, regelmäßig Rückmeldung zu bekommen. Stimmt das? Und wenn ja, worauf kommt es dabei an?

Christine Haas: Ja, definitiv. Also Feedback ist super wichtig, auch viel wichtiger geworden, als es früher war. Aber ganz wichtig ist auch: Das sollte wertschätzend und konstruktiv sein. Ich habe dazu vorab mit der Expertin Miriam Schöpp gesprochen. Sie arbeitet am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, befasst sich genau mit dem Thema und wir können jetzt einmal reinhören, wie gutes Feedback aus ihrer Sicht gelingt.

Miriam Schöpp: Feedback lebt davon, dass es regelmäßig stattfindet, kontinuierlich stattfindet und dass man also auch so einen Prozess verfolgen kann, wie jemand sich weiterentwickelt. Junge Menschen sind es natürlich gewohnt, relativ zeitnah Feedback zu bekommen – wenn wir in die sozialen Medien schauen, da gibt es immer einen direkten Like oder Daumen hoch. Und das ist, glaube ich, etwas, was für junge Menschen heute schon wichtiger geworden ist: dass man zeitnah und öfter Feedback gibt. Und dabei ist eben auch die Einstellung, die man so als Kollege oder Kollegin hat, auch ganz wichtig: dass man aktiv zuhört und auch versucht, die Perspektive des Azubis zu verstehen. Dabei helfen offene Fragen. 

Christine Haas: Und dann habe ich sie noch gefragt, wie man Feedback gut rüberbringt und welche Formulierungen geeignet sind. Lass uns noch mal reinhören, Tobias.

Miriam Schöpp: Also Feedback bringt man gut rüber, indem man von sich selber ausgeht, indem man beschreibt, was man vielleicht an Verhalten wahrgenommen hat. Ein gutes Beispiel ist Pünktlichkeit. Das ist ja oft etwas, was bei den Azubis noch nicht so gut funktioniert. Und dann sollte man aber nicht sagt: „Du bist immer unpünktlich“, sondern: „Ich habe wahrgenommen, dass du in letzter Zeit häufiger nicht pünktlich gekommen bist. Das gibt mir das Gefühl, dass meine Zeit nicht geschätzt wird“, zum Beispiel. „Und ich würde mir wünschen“ – das ist dann die Botschaft – „dass das in Zukunft anders wird“. Also dass man das so ein bisschen verpackt und es nicht verallgemeinert.

Christine Haas: Das war die Einschätzung von Miriam Schöpp vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung.

Tobias Göpel: Bei mir gab es mal den Spruch, wenn die Neuen kamen: Die TAPSIs kommen – total ahnungslose Person sucht Information. Und mit ein paar Kniffen kann man da schon viel umsichtiger sein. Aber trotzdem sollte man die Auszubildenden nicht mit Samthandschuhen anfassen, oder? Anders gefragt: Gibt es auch aus einer Recherche heraus ein Zuviel an Unterstützung?

Christine Haas: Ja, schon. Also das sollte nicht so in die Richtung von Helikoptereltern gehen, die alles für den Nachwuchs irgendwie wegorganisieren und in seinem Namen sprechen. Auch hier wieder sehr wichtig, eine Augenhöhe herzustellen und die jungen Leute selbstständig arbeiten zu lassen, soweit das möglich ist. Deshalb ist es eine gute Möglichkeit, ihnen auch kleinere Projekte selbst zu übertragen, wo sie halt eigenverantwortlich in gewissem Rahmen arbeiten können. Klar sollte es auch da immer noch so sein, dass man Fragen stellen und Fehler machen darf. Dafür ist die Ausbildung ja auch da. Aber wenn man jetzt so an Aufgaben denkt, die sie vielleicht übernehmen können, würde sich eine interne Veranstaltung anbieten, wo man für die Kollegen mal was organisieren kann. Oder auch wenn der Tag der offenen Tür ansteht, dass man da kleinere Dinge den Azubis eben überträgt.

Tobias Göpel: Das sind viele Spannend Tipps zum Mitnehmen. Meine Learnings sind: Raum lassen zum Entfalten, nicht erdrücken, sondern auch Zeit lassen, damit die Azubis das verarbeiten können, was an Neuerungen auf sie einprasselt, und bei Du und Sie das entspannt angehen und vielleicht auch mal einen Fehlgriff zulassen. Vielen Dank, Christine, für diesen Beitrag. Ja, liebe Zuhörende, wir hoffen, Sie konnten aus unseren Tipps auch einiges für den Alltag mitnehmen.

Aber ich habe ja nur meine Learnings genannt und nicht die von Christine. Was wäre dein Tipp an die Menschen da draußen, die jetzt mit Azubis neu zu tun haben?

Christine Haas: Immer wieder ganz aktiv auf die jungen Leute zugehen, weil ich glaube, da ist am Anfang viel Verunsicherung mit drin, viele Fragen, die man sich aber vielleicht gar nicht traut zu stellen. Und wenn man immer wieder das Angebot macht und sagt: Hey, sollen wir mal quatschen? Ich glaube, das kommt richtig gut an und führt dazu, dass sich jeder dann auch im Betrieb schnell wohlfühlt.

Tobias Göpel: Das klingt gut. Und wenn sie noch mehr rund um das Thema Ausbildung erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen, auf unserer Webseite vorbeizuschauen unter www.wir-hier.de.. Sie können unser Magazin als ePaper abonnieren oder als Printausgabe lesen. Ich sage erst mal herzlichen Dank an dich, Christine. Und wenn Sie noch Fragen, Anregungen und Anekdoten aus Ihrem Alltag mit uns teilen möchten, schreiben Sie uns gern an podcast@wir-hier.de. Vielen Dank und bis bald!

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Person in Chemielabor. Foto: stock.adobe.com - Gorodenkoff

Rheinland-Pfalz strebt an die Spitze des Biotechnologie-Sektors. Eckhard Thines ist Landeskoordinator für Biotechnologie in Rheinland-Pfalz. Er erläutert in der neuen Folge des Podcasts Wir. Hear., wie die Region durch gezielte Investitionen und strategische Bildungsinitiativen bis 2031 zu einem führenden Standort werden soll.
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Tobias Göpel: BioNTech, Boehringer Ingelheim, Novo Nordisk. LTS Lohmann. Die Liste erfolgreicher Pharmaunternehmen in Rheinland-Pfalz ist lang. Nun will auch Eli Lilly investieren. Rheinland-Pfalz soll bis 2031 ein Spitzentechnologiestandort werden. So will es die Landesregierung. Wie soll das gelingen? Was brauchen wir dafür? Und was heißt das für die Menschen im Land? Darüber spreche ich in dieser Folge mit Eckhard Thines, dem Landeskoordinator Biotechnologie für Rheinland-Pfalz. Hallo! Herzlich willkommen!
Eckhard Thines: Hallo, Herr Göpel!
Tobias Göpel: Meine erste Frage ist: Wir haben jetzt schon angekündigt, die neu dazukommen. 1000 Beschäftigte sollen in Alzey zukünftig eine berufliche Heimat haben. Zusätzlich habe ich von BioMainz erfahren, dass die international bedeutsame Curious-Konferenz 22 in Mainz stattfinden soll. Das klingt so nach einer Erfolgsgeschichte. Ist das auch eine?
Eckhard Thines: Sie haben jetzt schon gesagt, Lilly kommt. Wir haben in Rheinland-Pfalz ganz viele große Biotechnologieplayer. Die Erfolgsgeschichte hat schon vorher angefangen. Ich darf an BASF und Boehringer erinnern und an viele andere Firmen in Rheinland-Pfalz, die Biotechnologie machen und das ganz hervorragend machen. Und es ist eine Erfolgsgeschichte. Das ist eine Aneinanderreihung vieler Erfolgsgeschichten. Und ich werde auch nicht müde, in dem Kontext zu sagen, dass die Biotechnologie eine Schlüsseltechnologie für das 21. Jahrhundert ist. Und was heißt das eigentlich? Also, mit der Biotechnologie kommt die Anwendung biologischer Prinzipien für die Herausforderungen der Gesellschaft. Und wenn wir in Rheinland-Pfalz in dem Bezug ganz viel anbieten können, dann ist das eine Erfolgsgeschichte. Ohne Frage. Und on top kommt auch noch an der Stelle, dass die Biotechnologie als nachhaltig gilt. Also nicht nur eine Erfolgsgeschichte, sondern hoffentlich auch eine erfolgreiche, eine nachhaltige Erfolgsgeschichte. Und Sie haben jetzt Curious angesprochen. Das würde ich auch gerne noch ganz kurz kommentieren. Die Curious ist eine ganz interessante Konferenz, weil es eine Konferenz ist, bei der junge Leute zusammenkommen, um Zukunft zu diskutieren. Und das ist für uns in Rheinland-Pfalz tatsächlich eine Riesenchance, dass wir zeigen, was können wir in Rheinland-Pfalz und wie stellen wir die Biotechnologie in Rheinland-Pfalz auf, um die zukünftigen Herausforderungen der Menschheit und der Gesellschaft zu adressieren? Und Biotechnologie wird mit Lösungen dazu beitragen, dass wir das adressieren können.
Tobias Göpel: Jetzt haben Sie gesagt, dass die Biotechnologie schon eine größere Vergangenheit im Rheinland-Pfalz hat. Ist das jetzt so? Der rosa Elefant weiß gerade, was das Thema ist, dass wir plötzlich draufkommen. Oder haben wir einfach in der Vergangenheit uns zu wenig darauf konzentriert oder geklappert, darüber gesprochen?
Eckhard Thines: Sie sagen jetzt geklappert. Ich habe das neulich in dem Interview gesagt. Wir klappern zu wenig. Ich fange mal an bei den Kollegen von Boehringer und bei den Kollegen von VW in Ludwigshafen. Das sind wunderbare Kollegen, die tolle Forschung machen, um zum Beispiel Krebs, neurodegenerative Krankheiten, Diabetes zu adressieren. Es geht weiter mit Nowowasweißich. Und wir haben die BASF in Ludwigshafen, dass sie, wenn sie die Gänze dieser ganzen Firmen mal zusammennehmen und ich habe jetzt nur die größten genannt, das hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es müssen wir die Kollegen nachsehen, die, die sie jetzt nicht genannt schön an, dann, dann ist das wirklich viel, viel Masse. Was wir in Rheinland-Pfalz, in Biotechnologie haben und das nicht nur in Pharma, sondern auch in anderen Sparten. Und ja, ich bin der Meinung, wir haben in der Vergangenheit vielleicht nicht genug darauf hingewiesen, dass das alles biotechnologische Ansätze sind und was da für ein Zukunftspotenzial auch drin liegt. Es gilt natürlich auch in der Biotechnologie eine Akzeptanz in der Bevölkerung und in der Gesellschaft zu schaffen.
Tobias Göpel: Ist das dann jetzt Ihr Job als Koordinator, so ein Botschafter zu sein für Verständnis und für mehr Klappern?
Eckhard Thines: Das würde ich ganz stark hoffen und auch annehmen. Ja, ist der der Job des Landeskoordinators ist ja so ein Job, den man vergleichsweise frei interpretieren kann. Und ich meine, jetzt möchte man so einen Standort weiterentwickeln. Entwickeln würde ich nicht sagen weiterentwickeln, weil ich habe ja jetzt schon ausgeführt, dass wir ganz viele starke Player am Standort haben. Und wenn sie das tun, dann machen sie es auf verschiedenen Ebenen. Zum einen machen sie das auf der Ebene der Forschenden an Fachhochschulen, Universitäten, in außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Die Forschung geht weiter. Ich habe über Anwendungsbereiche geredet. Dann redet man natürlich auch mit den Forschenden in der Industrie. Man macht Outreach. Das ist eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Und ich glaube, dass das etwas ist, was jetzt auch an mir liegt, dass man das stärkt und weiter fördert. Dazu kommt noch, dass wir natürlich, wenn wir den Standort weiterentwickeln, auch über Marketing reden müssen. Wir müssen über eine Start-up-Kultur reden, über Transferstrategien müssen wir reden. Und das sind verschiedene Ebenen. Und diese Ebenen miteinander zu vernetzen und zu koordinieren, halte ich für sehr wichtig. Dazu kommt noch, dass wir jetzt auch hier am Standort wahnsinnig viel in Infrastruktur, Geräte und Gebäude investiert haben. Und auch da gilt es zu vernetzen und zu koordinieren. Wie passt das zusammen? Welche Bedarfe hat man? Und so weiter und so fort. Und last but not least, das ist auch eine ganz, ganz wichtige Sache für mich an der Stelle, wenn man koordiniert oder vernetzt, dann gilt es natürlich auch, dass man Vorschläge macht und Konzepte entwickelt, dass man als Fachmann einfach Bedarfe identifiziert, neue Herausforderungen identifiziert und basierend auf dieser Analyse dann Konzepte entwickelt. Es ist immer schnell gesagt, man investiert jetzt irgendwie so viel Millionen im Land und dann kann man etwas aufbauen. Ich bin da eher so ein bisschen anders gestrickt. Ich frage eigentlich immer nach Konzepten und dann fragt man nach den Ressourcen, die man braucht, um diese Konzepte zu erfüllen oder die Ziele zu erreichen. Und da sehe ich tatsächlich meine Aufgabe als Landeskoordinator. Und natürlich auch, um der Politik zu vermitteln, was es für den Forschenden oder für denjenigen, der hier als Start-up herkommt, an einem Standort bedarf und was wichtig ist, was man entwickeln muss.
Tobias Göpel: Wo kann ich mir vorstellen, sind Sie verortet? Ist das so etwas Ehrenamtliches neben einer Professur oder sind Sie Ministerialbeamter? Also, in welchem Geflecht stehen Sie dann?
Eckhard Thines: Nein, ich bin ordentlicher Professor an der Johannes Gutenberg-Universität, und ich mache das tatsächlich im Ehrenamt. Diese Koordinationsstelle ist ein Ehrenamt der Landesregierung, und ich fühle mich sehr geehrt, dass man mich damit betraut hat. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass es wirklich wichtig ist, dass das von jemandem aus der Biotechnologie administriert wird. Es braucht ein bisschen Fachkompetenz, um auch aus Sicht der Forschenden sagen zu können, hier geht die Reise hin, und hier haben wir den entsprechenden Bedarf.
Tobias Göpel: Wobei das jetzt schon nach einer Menge Aufgaben klingt und auch eher nach längeren Abenden.
Eckhard Thines: Ja, das ist so. Zusätzlich leite ich auch noch ein Forschungsinstitut und bin auch noch Dekan der Biologie. Aber wenn Sie das auf der anderen Seite sehen, ist diese Fülle an Aufgaben und Jobs, die man hat, auch eine gigantische Chance. Man kann gestalterisch auch etwas tun, und das ist an der Stelle ohne Zweifel zeitintensiv, aber auch eine tolle Herausforderung.
Tobias Göpel: Das klingt gut. Haben Sie da einen Überblick, wie viele Biotech-Unternehmen derzeit überhaupt in Rheinland-Pfalz tätig sind? Erfassen und nicht namentlich nennen, aber so eine grobe Zahl, wie viele gibt es?
Eckhard Thines: Das ist schwierig. Das ist deswegen schwierig, weil es keine klare Definition gibt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie die Firma Röhm in Worms anschauen, die Absorber herstellt, mit denen man molekulare Stoffe aus dem Abwasser klären kann, würden Sie sagen, dass es Biotechnologie ist? Schon, aber das würden nicht alle sagen. Und das ist ein bisschen schwierig, da die Trennschärfe reinzukriegen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir zehn große Player in Rheinland-Pfalz haben, auf die ich wahnsinnig stolz bin, und dass wir sicherlich noch mal 20-30 Biotechnologie-Firmen in Rheinland-Pfalz haben, die mittelgroß sind. Das alles ist schon wirklich gut für ein Bundesland.
Tobias Göpel: Also, ich glaube, die meisten Menschen denken bei dem Begriff Biotechnologie an ein Unternehmen in Mainz, an den mRNA-Impfstoff. Der Geldsegen war nicht nur für Mainz selbst, sondern auch für andere Orte. In Rheinland-Pfalz Kronach ist nun vorbei, der Geldsegen auch. Was können wir von der Biotechnologie zukünftig erwarten? Gibt es noch mal einen Schub oder wird es jetzt ganz entspannt weiterplätschern und eher wissenschaftliche Erfolge geben?
Eckhard Thines: Lassen Sie mich kurz auf Ihre Frage eingehen. Die moderne Technologie hat uns neue Perspektiven eröffnet. Das ist die neue therapeutische Möglichkeit, die wir vorher nicht hatten, und die wird bleiben. Das ist der erste Teil der Antwort. Aber ansonsten bin ich fest überzeugt, dass wir uns in Zukunft auch auf neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Krankheiten, chronischen Krankheiten, von Krebs, von neurodegenerativen Krankheiten, von Diabetes freuen können. Es werden wissenschaftliche Grundlagen gelegt. Ich habe jetzt darüber gesprochen, dass wir hier eine neue therapeutische Möglichkeit haben. Ob man RNA nimmt, therapeutische Antikörper oder molekulare Wirkstoffe – die Art, also es gibt einen Anfang, eine Bandbreite an Möglichkeiten, wie wir neue therapeutische Ansätze finden können. Und da können wir noch viel von der Biotechnologie erwarten. Ich habe bisher nur über Pharma gesprochen. Biotechnologie ist ja so eine Sache. Es wird oft von roter Biotechnologie gesprochen, wo wir Biomedizin oder Pharma verstehen. Aber wir haben auch die weiße und die grüne Biotechnologie. Lassen Sie mich betonen, dass es wichtig ist, die Biotechnologie nicht so zu verstehen, dass man für jede dieser Indikationen alles neu machen muss. Biotechnologie bietet Infrastruktur, Ressourcen und Möglichkeiten, die man in den verschiedenen Bereichen gemeinschaftlich nutzen kann. Und das tun wir am Standort. Wir bauen eine Infrastruktur auf, setzen Ressourcen und Kompetenzen ein, die man nicht nur in roter oder grüner Biotechnologie, sondern auch in weißer Biotechnologie nutzen kann. Sie fragen, was können wir von der Biotechnologie noch erwarten? Ich erwarte, dass die. Die jungen Leute gehen auf die Straße wegen Klimaschutz, auch hier, wenn sie den European New Deal sehen. Und wenn sie die Herausforderung im Green Deal sehen? Ich bin fest überzeugt, dass in der weißen und grünen Biotechnologie Lösungsansätze geboten werden, die auch dazu beitragen, dass wir dem European Green Deal gerecht werden. Und das ist für mich auch etwas abseits von Pharma und roter Biotechnologie, was ein hohes Gut ist und wo ich mir viel Potenzial erwarte. Wir wollen der erste klimaneutrale Kontinent werden, und Biotechnologie wird einen Beitrag leisten. Ganz sicher.
Tobias Göpel: Jetzt haben Sie die drei Felder angesprochen. Ich weiß aus dem Pharmabereich, Forschung kostet viel Geld. Bis 2026 will die Landesregierung 800 Millionen € in den Biotechnologiestandort investieren. 800 Millionen sind einerseits viel, andererseits vor dem Hintergrund, was Forschung kostet, kann man auch sagen, es ist nett. Wofür wird das Geld verwendet?
Eckhard Thines: Das ist ein abendfüllender Vortrag. Die Zeit haben wir jetzt nicht, aber ich würde an der Stelle gerne drei große Schwerpunkte setzen. Das eine ist Gebäudeinfrastruktur. Als diese Biotechnologie-Initiative des Landes ins Leben gerufen wurde, war die erste Frage nach und nach Raum. Also, wo finden wir eigentlich Raum für Firmen, für Start-ups, für Forschungsgruppen, für Nachwuchsgruppen, die sich hier ansiedeln wollen und die hier Biotechnologie machen wollen? Hier hat die Landesregierung vehement investiert. Ich nenne jetzt nur die Universitätsmedizin als Beispiel. Also da ist sehr, sehr viel in Gebäudeinfrastruktur investiert worden und Gebäudeinfrastruktur. Es ist nun mal wichtig. Sie haben es angesprochen, Biotechnologie ist teuer. Wenn wir etwas programmieren wollen, brauchen wir ein Büro und zwei Computer. Wenn wir Biotechnologie machen wollen, brauchen wir eine Infrastruktur, die auf dem technisch cutting-edge Niveau sein muss und die auch permanent weiterentwickelt werden muss. Und da geht leider viel Geld rein. Das muss man als Invest einfach nehmen und damit aber auch Möglichkeiten schaffen, auch für Start-ups. Und da bin ich bei der Forschungsinfrastruktur als Punkt 2 Forschungsinfrastruktur. Für die gilt eigentlich genau dasselbe wie für Gebäudeinfrastruktur. Wenn wir an dieses Beispiel noch mal denken mit diesen Start-ups, kein Start-up kann sich jetzt die neueste Technologie im Bereich von, ich sage mal, hochauflösender Mikroskopie oder von Mikroskopie leisten. Was wir gemacht haben: Wir haben hier am Standort ein Mikroskopie-Center errichtet, wo sie die modernsten Mikroskope bis hin zum Nobelpreis-Mikroskop finden. Und Start-ups haben die Möglichkeit, das zu nutzen. Und das ist wichtig, dass das junge Leute, junge Menschen mit kreativen, innovativen Ideen an Standort kommen und dort alles vorfinden, sodass sie in möglichst kurzer Zeit wettbewerbsfähig werden. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Also, wenn wir das hinkriegen und da ist viel Geld reingeflossen, dann wird dieser Standort auch wirklich vernünftig und nachhaltig weiterentwickelt. Und das dritte sind Forschungsinitiativen. Auch da ist natürlich irgendwo muss Kreativität und müssen innovative Ideen herkommen und da muss man auch Geld in die Hand nehmen, um Forschungsinitiativen zu starten und zu lancieren. Sie wissen, wir hatten eine Studie von der Unternehmensberatung Roland Berger, um einfach auch zu schauen, ob die Maßnahmen, die wir jetzt begonnen haben, zielführend sind und den Bedarf tatsächlich adressieren. Und da wurde auch klar gesagt: Wir müssen Stärken, stärken und die stärken, also die Rote Biotechnologie, Pharma, Biotechnologie ist natürlich eine Stärke in diesem Bundesland. Und Forschungsinitiativen, die in diese Richtung gehen, wurden auch initiiert und angeschoben. So, sodass wir uns von da auch ganz viel Innovation und neues Potenzial erwarten.
Tobias Göpel: Jetzt klingt das gut für Unternehmen, für Start-ups. Infrastruktur wird aufgebaut. Aber wie profitieren die Menschen im Land konkret aus Ihrer Sicht von dieser Entwicklung, von Neuansiedlung und Förderung?
Eckhard Thines: Ja, die Menschen im Land profitieren natürlich. Das haben wir bei Biotech gesehen, dass ein hochattraktiver Markt entsteht, dass Produkte mit hoher Wertigkeit entstehen und mit einem hohen Marktpotenzial. Und dass mit diesem Markt natürlich auch ein wahnsinnig attraktiver Arbeitsmarkt nach Rheinland-Pfalz kommt. Das ist für die nächste Generation ganz entscheidend. Sie haben mich am Anfang gefragt, was meine Motivation ist, jetzt noch einen Job anzutreten. Also ich glaube, wir sind an der Universität, aber auch als Gesellschaft der nächsten Generation verpflichtet. Und diese nächste Generation kriegt hier eine echte Perspektive. Wir kriegen hier einen Arbeitsmarkt mit tollen Arbeitsplätzen für qualifizierte junge Menschen. Und ich habe schon gesagt, dass es nachhaltig die Wachstumsprognosen für diesen Arbeitsmarkt sind sehr, sehr gut. Also man geht davon aus, dass sich das vom Jahr 2020 bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Und damit kommt eben diese Perspektive für die nächste Generation.
Tobias Göpel: Am Ende geht es ja um Jobs in Start-ups. Innovation und Forschung bedeuten ja auch ein gewisses Niveau. Welche Qualifikationen müssten denn diese Menschen dann mitbringen? Können es nur Akademiker sein, die dann da infrage kommen, oder auch andere?
Eckhard Thines: Nein, natürlich nicht. Also auch andere. Natürlich müssen wir, wenn wir an den Arbeitsmarkt denken, auch an technisches Personal denken. Technische Assistenten, Ingenieure, Laboranten. Das müssen wir mitdenken, das dürfen wir nicht vergessen, wenn wir auch über Ausbildung reden. Und wenn Sie mir dann auch noch erlauben: Wir hatten, wenn man so an der Uni sitzt und man diskutiert über neue Ausbildungsgänge und wo gibt es einen Bedarf und wo sind wir stark und wo wir? Sind wir nicht so stark? Dann schaut man ins Bundesland und wir sind der Meinung, dass wir in allem, was in die experimentelle Richtung geht, eigentlich im Bundesland sehr, sehr stark sind. Das ist eine Stärke. Also wenn Sie Mainz gucken, dass es eher molekular orientiert ist. In Kaiserslautern haben Sie sogar eine Bioverfahrenstechnik, die wir hier gar nicht haben. Das ist toll, weil es über das Land hinweg gut verteilt ist. Wir haben dann aber auch gesehen, dass alles, wo es Richtung Administration geht, wo es Richtung Regulatory Affairs gibt, wo es Richtung Patentrecht und IP geht. Dass es da durchaus noch einen Bedarf gibt und den gilt es natürlich auch zu adressieren. Also es ist nicht damit getan, dass man jetzt in Bezug auf die Laborarbeit Laboranten, technische Assistenten, Ingenieure und Akademiker für Research and Development ausbildet, sondern man braucht auch für die administrativen Aufgaben geschultes Personal. Und da sind wir auch bemüht und bestrebt, Angebote zu finden und zu definieren, die dem Arbeitsmarkt in dem Bezug dann eben gerecht werden.
Tobias Göpel: Das Land klagt ja jetzt schon über Fachkräftemangel. Wo sollen die eigentlich dann alle herkommen? Also die Unternehmen, die da sind, haben schon keine und jetzt kommen noch neue Unternehmen dazu. Was wäre so Ihr Wunsch, wo die Leute herkommen oder was bedeutet das für uns?
Eckhard Thines: Das ist auch eine Frage, die man ganz vielschichtig beantworten kann. Das fängt schon an bei der intensiven Werbung, die wir machen müssen in Schulen. Dass die jungen Leute sich für MINT-Fächer interessieren, Biotechnologie in Schulen bringen, ist nicht einfach, weil Biotechnologie eben sehr apparate- und geräteintensiv ist. Und das können sich viele Schulen nicht leisten. Da gilt es, Angebote zu entwickeln und junge Leute zu adressieren und zu interessieren. Ich meine, alles geht über Motivation. Und Sie haben gefragt, ob der Fachkräftemangel für uns irgendwie so eine Schwierigkeit darstellen würde? Das tut es ohne Zweifel. Das können wir nicht schönreden. Aber wir haben das identifiziert. Und wenn man etwas identifiziert hat, dann kann man es auch adressieren. Und das tun wir. Wir haben neue Studiengänge geschaffen, natürlich zunächst für Akademiker in Research and Development. Wir reden gerade darüber, wie wir attraktive Angebote schaffen können für die Ausbildung bzw. Laborantenausbildung. Den jungen Leuten muss man eine Perspektive zeigen. Wenn sie die nächste Generation anschauen, dann brauchen sie eine Perspektive. Und für mich kommt diese Perspektive auch aus einem Weiterbildungsangebot. Junge Leute heute wollen nicht mit 23 ausgelernt haben und dann keine weiteren Entwicklungsperspektiven haben. Die wollen sehen, dass es ein Weiterbildungsangebot gibt. Ich kann zusätzlich zu meinem Job noch über ein Fernstudium oder andere weiterführende Qualifizierungsmaßnahmen mich weiter qualifizieren und damit auch wieder Aufstiegschancen haben. Da wird die Sache attraktiv. Also wir reden, Wir reden nicht nur über universitäre Ausbildung, über Schulbildung oder über Thema Ausbildung, Laboranten, Ausbilder, sondern wir reden auch über Zertifikate und Programme, über Weiterbildungsprogramme, mit denen wir die Leute weiter und zusätzlich qualifizieren kann. So, das war der eine Punkt. Okay, der zweite Punkt, den ich auch nicht unerwähnt lassen möchte, ist Internationalisierung. Das ist für mich auch eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Und zwar nicht nur, um junge Leute aus dem Ausland hierher zu kriegen, gute Köpfe hierher zu kriegen, was wir ohne Zweifel wollen, aber auch um unseren jungen Leuten am internationalen Markt internationale Forschung zu zeigen und sie auch dann dementsprechend zu qualifizieren. Märkte sind international, die Ausbildung sollte es auch sein und auch darüber schaffen wir wieder Interesse. Auch darüber schaffen wir wieder Bekanntheit. Und ich bin fest überzeugt, dass wir auch darüber wieder Fachkräfte zu uns motivieren können. Ich halte das für dringend notwendig. Aber Sie sehen jetzt an meiner Rede auch schon, dass die Problematik erkannt ist und dass wir auf verschiedenen Ebenen versuchen, das auch zu adressieren.
Tobias Göpel: Der Fachkräftemangel kann ja ein Stolperstein auf dem Weg zum Erfolg sein. Sehen Sie noch weitere Herausforderungen?
Eckhard Thines: Es gibt immer Herausforderungen. Biotechnologie ist dynamisch. Es wird eine Herausforderung sein, neue Felder zu entdecken oder zu identifizieren und sie zu adressieren. Es wird eine Herausforderung sein, zu konsolidieren und zu schauen, wie kriegt man bestehende Techniken oder bestehende Infrastruktur so in den Markt, dass damit auch für Firmen hier ein attraktives Umfeld entsteht. Es gibt die Herausforderung, dass wir zum Beispiel in wettbewerblichen Projekten am Standort für Firmen attraktiv werden. Und das rede ich nicht nur von den rheinland-pfälzischen Firmen, sondern ich rede auch von den restlichen Firmen, die wir haben bzw., die im Bereich Biotechnologie unterwegs sind. Also wenn Sie, wenn Sie an Firmen denken, die jetzt in Bioökonomie arbeiten, dann muss auch hier klar sein, dass wir ein attraktives Angebot hier in Rheinland-Pfalz haben, sowohl in Forschung als auch in Infrastruktur als auch in Flächen. Und wie kriegen wir die Leute hier her? Und das kann zum Beispiel über solche wettbewerblichen Projekte sein. Es kann über Tagungen und Meetings sein. Es gilt, Bekanntheit zu schaffen, und auch da sind wir auf einem guten Weg. Eine weitere Herausforderung. Ich habe jetzt gesagt, dass wir, dass wir stark sind, wenn Sie an die großen Player denken und auch so ein bisschen, wenn Sie an so mittelgroße Firmen denken. Ich glaube, eine Herausforderung wird sein, immer mehr Gründerkultur zu entwickeln. Das da sind wir einfach nicht dort, wo die Amerikaner sind. Und das ist etwas, was wir in Deutschland entwickeln müssen und nicht nur in Rheinland-Pfalz, Gründerkultur, Start-ups. Wie kann ich aus meiner akademischen Forschung eine Anwendung machen? Das sind so Dinge, die bei uns kulturell, historisch nicht wirklich gut gewachsen sind. Und als Mikrobiologe hat man da so einen anderen Ansatz. Ich erinnere immer an Louis Pasteur, der gesagt hat, Es gibt keine anwendungsorientierte Forschung, es gibt nur die Anwendung von Grundlagenforschung. Und ich würde mir wünschen, dass wir das wird es besser verstehen und mehr unsere Forschung dann auch in die Anwendung in Form von Start-ups und neu zu gründenden Firmen reinbringen. Das sind Herausforderungen, aber die nehmen wir an sehr gut.
Tobias Göpel: Meine letzte Frage: Wenn ich Ihnen per Fingerschnipsen einen Wunsch erfüllen könnte, welcher wäre das?
Eckhard Thines: Das ist ein Running Gag. Bei meinen Vorträgen, die ich jetzt vergleichsweise häufig halte, habe ich immer den, den englischen Wikipedia-Eintrag über das Land Rheinland-Pfalz. Wenn Sie das nämlich nachlesen, dann steht da irgendwo: Rheinland-Pfalz is known for its wine and sparkling wine. Ich würde mir wünschen, dass wir da irgendwann lesen könnten: Rheinland-Pfalz is known as a Biotechnologie, pop up etc., known for its wine and sparkle, beautiful, open-minded, tolerant World citizen und ich hätte das gerne, dass wir das auf dem Platz hinkriegen und nicht mit nem Fingerschnipp oder mein Teenager zu Hause der Wikipedia editiert. Das müssen wir schon sportlich machen und ich bin fest überzeugt, dass wir es auch hinkriegen.
Tobias Göpel: Die Biotechnologie ist in Rheinland-Pfalz im Aufwind. Lieber Thines, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Einblicke zu diesem Thema.
Eckhard Thines: Ihnen ganz herzlichen Dank!

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