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Podcast Wir. Hear.: Social Media im Personalmarketing

· Lesezeit 32 Minuten.
Podcast Wir. Hear.: Social Media im Personalmarketing
Nachwuchssicherung:Auch über Social Media können Firmen Jugendliche gut erreichen. Foto: Alessandro Biascioli - stock.adobe.com

Instagram, TikTok und Co. werden zu einem immer wichtigeren Instrument des Personalmarketings. Trotzdem nutzen viele Arbeitgeber diese Kanäle noch sehr verhalten. Wie eine erfolgreiche Ansprache von bestehenden und potenziellen Mitarbeitern via Social Media gelingen kann, erklärt „Karriere-Guru“ Tobias Jost in der aktuellen Folge unseres Podcasts Wir. Hear.

 

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Tobias Göpel: Hallo, in unserem heutigen Podcast geht es um den Wandel in der Chemiebranche, speziell im Personalmarketing. Die klassische Werbung wird kaum noch wahrgenommen. Zunehmend setzen daher die Unternehmen auf Social Media wie Instagram und LinkedIn. TikTok sind einige noch sehr verhalten. Doch spätestens beim für die Zielgruppe passenden Storytelling tun sich viele Betriebe schwer. Daher freue ich mich heute auf Tobias Jost, der auch bekannt ist als "Der Karriere Guru”. Auf TikTok hat er über 600.000 Follower und 13 Millionen Likes. Auf seiner Website gibt er 100 % Vorstellungsgesprächsgarantie. Ich habe ihn auf dem Chemie BarCamp in Mainz erlebt und heute wollen wir über ihn, Storytelling und Corporate Influencer sprechen. Hallo Tobias.  

 

Tobias Jost: Hallo Tobias. Ich freue mich, dabei zu sein. 

 

Göpel: Ich freue mich auch. Das Schöne ist ja, dass wir den gleichen Namen haben und wir wissen immer, wer gemeint ist... Um mal einzusteigen: Also viele junge Menschen kennen dich, lassen sich von dir beraten zu Themen wie Schule, Ausbildung, Uni und Beruf. Aber es gibt halt auch eine Menge Menschen, die dich noch nicht kennen. Stell dich doch einfach mal vor, wer du bist, was du machst. 

 

Jost: Also ich habe tatsächlich jeden Tag das Vergnügen, die Person sein zu dürfen, die mir in meiner Schulzeit, in meiner Unizeit, in meiner anfänglichen Berufszeit ein bisschen gefehlt hat. Jemand, der Orientierung gibt, der dem Thema Beruf und Karriere etwas die Komplexität entzieht und der diesem Thema auch vor allem einen positiveren Kontext gibt. Arbeit wird heutzutage gesellschaftlich immer noch zu sehr als Mittel zum Zweck wahrgenommen. Es war lange Zeit sicherlich auch so der Fall, da war die Arbeitsmarktsituation allerdings noch eine andere. Heutzutage glaube ich, und wir haben es leider nie gelernt, weder von den Eltern noch in der Schule oder sonst wo. Wir haben nie gelernt, uns die richtigen Fragen zu stellen. Und das ist das, was ich eigentlich allen jungen Nachwuchstalente so ein bisschen mit an die Hand geben möchte. Stellt euch die richtigen Fragen, findet heraus, wer ihr im beruflichen Kontext seid, und dann werdet ihr sicherlich eure Berufung finden. Das habe ich mir ganz groß auf die Fahne geschrieben und freue mich dadurch, jeden Tag in der Früh aufzustehen. 

 

Göpel: Es klingt sehr spannend, wenn du sagst, du bist der Mensch, den früher vermisst hast. War das auch der Grund, warum du der geworden bist, der du jetzt bist? 

 

Jost: Absolut. Also man mag ja immer meinen, wie heißt es so schön? Man lebt das Leben vorwärts, versteht es aber erst rückwärts. Mag ja meinen, das klingt so ultra reflektiert. Ich hatte tatsächlich ein prägendes Ereignis und es war, nachdem ich bei meiner zweiten Firma erneut das Gefühl hatte, nachdem ein paar Jahre ins Land gelaufen sind, dass irgendwas nicht stimmt. Irgendwas hält mich davon ab, jeden Tag motiviert aus dem Bett zu steigen. Also, obwohl es beide Male meine eigenen Babys waren, so nenne ich es jetzt mal. Wo man noch meinen mag: Mensch, der muss ja einen Grund haben, in der Früh aufzustehen. Der arbeitet sich in die eigene Tasche hier und da, baut quasi sein Berufsleben nach seinen eigenen Vorstellungen. Ich hatte bei meinen beiden Firmen, bei meinem ersten Frugee, bei der zweiten Hackerbay, immer nach ein paar Jahren plötzlich das Gefühl, ich möchte das eigentlich gar nicht. Also irgendwie möchte ich das nicht weitermachen und mich hat irgendwie so ein Bauchgefühl überkommen, dass ich eine Entscheidung getroffen habe: So darf es nicht weitergehen. Und irgendwann, das war dann 2019, habe ich wirklich begonnen zu hinterfragen, warum das so ist und herausgefunden, dass ich tatsächlich eine Eigenschaft habe, die ganz, ganz vielen anderen Menschen so ein bisschen verwehrt bleibt, die jeder in sich trägt, aber sich nicht wirklich auslebt. Nämlich Entscheidungen zu treffen, zu sagen, auch wenn eigentlich alles ganz gut läuft so kurzfristig, macht es mich mittel- bis langfristig nicht glücklich. Und das war irgendwie der Antrieb. Vor die Kamera zu treten, mir eine Bühne zu suchen, die maximal kostengünstig, maximal viele Leute erreicht und sie so ein bisschen an meiner Entscheidungsfreudigkeit teilhaben zu lassen. Denn wir wissen, wie es ist: Knapp 70-80 % aller Berufstätigen in Deutschland fühlen sich nicht allzu wohl in ihrem Beruf, tun aber auch nichts dagegen. Und ich wollte da so ein bisschen derjenige sein, der das Ganze positiver auflädt und für Veränderung sorgt. 

 

Göpel:  Du bist sicherlich nicht morgens aufgewacht, hast gesagt: Super, Handy raus und jetzt geht es mit TikTok los. Viele haben ja so Planungsphasen. Was will ich eigentlich? Dann die Warum-Frage, die Umsetzung... War das also ein längerer Prozess über mehrere Wochen oder Monate? Oder bist du mehr der Macher-Typ, der gesagt hat, das will ich machen, jetzt fange ich einfach mal an! 

 

Jost: Ich bin tatsächlich so ein Getriebener. Also ich lerne auch immer erst dann, wenn ich mit 200 gegen die Wand fahre. Das heißt, es war eine Ad-hoc-Entscheidung. Ich hatte irgendwo, ich meine das in irgendeinem Podcast aufgeschnappt, dass das doch die Möglichkeit gibt, irgendwie da jetzt auf TikTok sehr schnell eine breite Masse kostengünstig irgendwie zu erreichen, nämlich organisch. Man hat viel, viel weniger Angebot als es Nachfrage gibt auf dieser App. Das ist heute immer noch so, war vor zwei Jahren, zweieinhalb Jahren, als ich begonnen habe, natürlich noch viel extremer der Fall. Und dann habe ich mir das auch erst mal angesehen und dachte mir, wie soll ich denn da stattfinden? Und plötzlich ist mir “Herr Anwalt”, das ist einer der größten Education Creator auf TikTok, über den Feed gelaufen. Und dann wusste ich, wow krass! Also hier muss man nicht nur singen und tanzen, sondern hier kann man auch in unter einer Minute sinnvolles Wissen vermitteln. Und dann war irgendwie sofort dieses Format "Eine Minute Traumberuf” geboren und habe mich dann direkt am nächsten Tag vor die Kamera gestellt und da mal rumgesessen. Also das war jetzt weniger Pioniergeist als vielmehr Neugier und ich gebe dem Ganzen mal eine Chance. 

 

Göpel: Und ich vermute mal, du hast damit angefangen, parallel zu deinem Job. Du hast nicht einfach hingeschmissen, gesagt, ich mache jetzt mal was komplett Neues. Es gab sicherlich so eine Phase des Parallelen. Wann hast du bei dem alten Job losgelassen, gesagt: Jetzt bin ich nur noch Influencer? Ich habe jetzt den Traumjob vieler junger Menschen. 

 

Jost: Also mit dem Begriff Influencer kann man gleich mal noch mal aufräumen. Ich definiere mich tatsächlich ungern darüber, weil diese Kategorie so negativ besetzt ist. Es ist tatsächlich, so ein bisschen, deutlich mehr. Also dieses Thema Creator Economy und so weiter, ist in aller Munde und wird sicherlich in Zukunft noch viel, viel mehr an Relevanz gewinnen. Aber bei mir war das tatsächlich so. Ich hatte das Glück, nach dem Verkauf der zweiten Firma mir etwas Puffer, also sowohl finanziellen und dadurch natürlich auch zeitlichen Puffer zu erarbeiten, als dass ich nicht sofort morgen in ein Angestelltenverhältnis hätte wechseln müssen. Sodass ich eben Zeit hatte, mir diese Fragen zu stellen und einfach grundsätzlich mal so ein bisschen Wissen zu konsumieren, mich zu vernetzen, an meinem beruflichen Netzwerk zu arbeiten. Und das hat dann alles irgendwo dazu geführt. Ich gebe zu, ich habe das tatsächlich auch alles mit Kalkül gemacht. Also für mich war da ein Businessmodell dahinter. Ich wollte von vornherein nicht nur Tipps an meine Zielgruppe geben, sondern ich wollte hier zwei Welten verbinden, die meiner Meinung nach immer weiter auseinanderdriften, nämlich die Arbeitgeber-Welt und die Arbeitnehmer-Welt. Und genau in der Rolle sehe ich mich heute und funktioniere auch sehr gut. 

 

Göpel: Bevor ich zur nächsten Frage komme, du wolltest mit dem Influencer-Begriff aufräumen. Was stört dich daran? 

 

Jost: Ich würde nicht sagen, dass mich etwas daran stört. Also ich habe einen anderen Begriff, der mir deutlich besser gefällt. Sinnfluencer. Also Meinungsmache mit Sinn. Und all das trifft auf mich und meine Education-Creator-Kollegen deutlich besser drauf zu als dieses klassische Influencertum, weil das auch sehr schnell in eine Schublade gesteckt wird und wir uns damit eigentlich nicht so identifizieren möchten. Und dann kommt es dazu, dass ich mittlerweile ja nicht nur Tobias, der Karriere-Guru, bin, sondern wir sind ein Team von acht Leuten. Also da hängt mittlerweile viel, viel mehr dran. Wir haben eigene Produkte, wir beraten Firmen, ich gebe Vorträge und so weiter und so fort. Das heißt, ich bin gerade dabei, hier ein wirkliches Unternehmen aufzubauen und kann mich dadurch natürlich umso weniger mit dem Begriff des Influencer anfreunden. 

 

Göpel: Zu dem Team kommen wir später noch. Ich gehe auch in deiner Entwicklung so ein bisschen zurück. Du hast ja selber gesagt, du bist der Typ, der lernt, wenn er mit 200 gegen die Wand fährt und du hast halt losgelegt, angefangen. Was waren da so deine zwei oder drei größten Stolpersteine, wo du vielleicht auch gedacht hast, warum? Das funktioniert gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. 

 

Jost: Du bekommst Gegenwind von allen Seiten. Also jeder erklärt dich erst mal für vollkommen verrückt und sagt: Mensch, wie kannst du denn ein Geschäft, das du betreibst, das gut läuft, einfach so gegen etwas tauschen, was mit ganz, ganz viel Risiko besetzt ist? Ja, vor zweieinhalb Jahren war TikTok für viele, auch in meinem Alter und jetzt bin ich noch nicht die ganz alte Generation, war für viele einfach nur: Da singen und tanzen nur 13-jährige Kids rum. Wie kannst du denn da jetzt auf diese Plattform gehen und da Videos machen? Was machst du da eigentlich? Und tatsächlich ist das immer so ein bisschen mein Fuel. Das treibt mich an, ich weiß immer, ich habe so einen Kopf-Schüttel-Index, nach dem ich gehe. Je mehr Leute mit dem Kopf schütteln, desto eher weiß ich, dass ich irgendwas richtig mache, weil sich diese Leute eben nicht reintrauen in solche Situationen. 

 

Göpel: Und es gab aber nichts, wo du gestolpert bist, sondern letztendlich nur den Gegenwind, wo du gesagt hast, jetzt gebe ich noch ein bisschen mehr Kraft drauf? 

 

Jost: Also gestolpert bin ich sicherlich ganz kurz, als ich im Januar 2020, also am 01.01., habe ich mein allererstes YouTube-Video veröffentlicht. Am 01.01. hieß ich nicht Karriere Guru, sondern Generation XYZ und mit Generation XYZ habe ich einen YouTube Kanal gestartet. Die Mission und die Vision waren die gleiche. Der Name war einfach nur ein anderer. Und mein Ziel war es wirklich bestimmte Berufsbilder, Berufsgruppen hinter den Kulissen so ein bisschen auf eine andere Art und Weise darzustellen. Da bin ich wirklich durch ganz Deutschland gefahren. Ich habe mein LinkedIn Netzwerk aktiviert, habe die verrücktesten, also ganz unterschiedliche Leute angeschrieben, mit unterschiedlichen Berufsbildern. Meinte, darf ich dich einen Tag in einem Job begleiten? Ich würde gerne ein YouTube Video draus machen. Da gab es natürlich ganz, ganz viele Absagen. Weil, wenn du noch kein Video hast, ein Henne-Ei-Problem, dann will natürlich auch keiner sein Gesicht dafür herzeigen und auch wenn du nur fünf Abonnenten hast und zehn Views pro Video, dann möchte natürlich auch keiner sein Gesicht dafür hergeben. Aber ich habe dann irgendwelche Leute gefunden und bin da quer durch Deutschland gefahren, habe mir diese ganzen Videos produziert, Skills irgendwie angeeignet und dann kam Corona nämlich relativ schnell, schon im März, also nach drei Monaten. Und dann dachte ich mir, dass gibt es doch nicht, jetzt kann ich nicht mehr durch Deutschland, jetzt kann ich diese ganzen Berufsbilder eben nicht mehr machen und dachte schon an der Stelle: Das hört schneller auf, als es überhaupt begonnen hat. Und dann kam tatsächlich TikTok um die Ecke und dann kam dieses Thema “Herr Anwalt”, und wie kann man Videos und informatives Wissen auf eine andere Art und Weise darstellen? Und so war das Format "Eine Minute Traumberuf” geboren, als das ich eben nicht quer durch Deutschland fahren musste, 1, 2, 3 Tage Vorbereitung, Nachbereitung, Produktion verschwenden musste, um ein Video zu produzieren. Nein, ich konnte mich plötzlich hinstellen und an einem Tag 20 Videos. Zu: Ich erkläre euch heute mal in einer Minute, wie man Pilot wird; in einer Minute, wie man Architekt wird; in einer Minute, wie man das wird. Und da war für mich dann quasi Krise und Chance wieder sehr eng beieinander. 

 

Göpel: Das klingt sehr spannend, zumal ich ja auch gucke, wie ich bei TikTok noch so ein bisschen reinkomme als Herausgeber von der Zeitung “Wir.Hier.” Aber mir fehlt noch der berühmte Griff an der Kiste. Wie ich da reinkomme. Und die Frage natürlich, will ich da überhaupt mein Gesicht zeigen? Das wird auch eine Frage, auf die ich später noch komme. Jetzt hast du gesagt, 20 Videos produziert, verschiedene Posts gemacht. Was war so dein bestes Erklärvideo? Und warum? 

 

Jost: Du musst dir vorstellen, als ich mit YouTube gestartet bin, haben das zehn Leute gesehen und da hat keiner kommentiert, auch niemand geliked und die Freunde haben sich irgendwie alle kaputtgelacht, was ich da jetzt auf YouTube suche und den Experten markiere. Und plötzlich hatte ich mit dem ersten Video auf YouTube, glaube ich, schon irgendwie 300 Views. Also 300 fremde Leute hatten das Video gesehen, und das war ein irres Gefühl. Und beim nächsten Video waren es schon 1000 und dann 3000. Ich dachte mir, dass gibt es ja nicht. 3000 Menschen, so groß ist die Ortschaft, wo ich aufgewachsen bin. Und nach drei Wochen hatte ich den ersten viralen Hit, dass wirklich innerhalb von 24 Stunden über 2 Millionen Menschen mein Video gesehen haben, nämlich die Top-Drei-Antworten im Vorstellungsgespräch. Das Video wurde auch ein Stück weit auseinander genommen von der Community. Also da wurde sich lustig darüber gemacht und das liegt auch heute noch auf meinem Profil. Also wenn man ganz runterscrollt, dann kann man sich das auch gerne mal ansehen. Auch die Kommentare und das war dann aber zum Teil auch echt schwer und ich dachte, dass haben jetzt 2 Millionen Menschen gesehen. Da gab es Kommentare, die haben 10.000 Likes bekommen, wo es hieß: Ja, so was kann man doch überhaupt nicht sagen, was redest du da fürn Bullshit? Und so weiter. Da kam gleich richtig Hate und Gegenwind. Und das war... Da saß ich so in meiner Küche und dachte mir: Woah, was passiert hier jetzt eigentlich gerade? Und wusste erst mal gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Konnte das dann aber insoweit verorten, als dass ich weder Lob noch Kritik zu viel Aufmerksamkeit schenke und mir einfach in meiner Message moralisch treu bleibe. Und das habe ich bis heute durchgezogen. 

 

Göpel: Ein Community Management sagt mir, man sollte immer auch auf die Leute eingehen und bei TikTok sehe ich das manchmal, dass dann so erhitzte Kommentare genommen werden. Dann gibt es eine Antwort darauf. Wie gehst du damit um? 

 

Jost: Also es gibt mehrere Möglichkeiten, diesen Hate zu besiegen. Das erste ist, einfach mal konsequent zu bleiben. Das ist, man wird natürlich, wenn du neues Gesicht bist und keiner kennt dich: Jeder hinterfragt erst mal, was dich denn überhaupt befähigt, jetzt hier irgendwelche Tipps zu geben. Das Schlimmste, was man machen kann, ist sich dafür zu rechtfertigen, also klein beizugeben und zu sagen: Ja, aber... Fachliche Kritik ist okay. Das kann man sagen, das notiere ich mir. Vielen Dank für den Impuls. Wie auch immer... Persönliche Kritik entgegne ich in der Regel mit Wohlwollen, Liebe und wenn schon, vielleicht noch ein bisschen Mitleid. Meine größten Fans sind tatsächlich diejenigen, die mich am Anfang am meisten gehasst haben. Wenn du dann nett zurückschreibst oder auf Instagram im Zweifel sogar eine Voicemail als DM schickst und total lieb drauf antwortest, dann passiert in der Regel was ganz Magisches. Viele Leute fühlen sich plötzlich ertappt und können gar nicht fassen, dass jemand jetzt auf diese Konfrontation und Aggressivität plötzlich total freundlich und lieb antwortet. Da wird sich gleich tausendmal entschuldigt und am Ende sind das die größten Befürworter. 

 

Göpel: Nehme ich mal als erstes Learning auch für Unternehmen mit, die da vielleicht etwas vorsichtiger unterwegs sind, nicht gleich zurückzucken, sondern konsequent den eingeschlagenen Weg weitergehen. Auf dem Weg hin zu Bekanntheit zählen ja auch Follower, zum Beispiel als so eine Kenngröße, ob man erfolgreich ist oder nicht. Da kurze Frage, Hand aufs Herz, hast du auch schon mal Follower gekauft, um dich besser darzustellen? Oder ist das alles rein organisch gewachsen? 

 

Jost: Ich habe tatsächlich ganz am Anfang bei YouTube mal überlegt. Weil ich wusste einfach nicht, wie komme ich über diese zehn Abonnenten hinaus? Ich dachte, das war so frustrierend, so viel Arbeit reingesteckt. Dann dachte ich mir, das gibt es doch nicht, dass mich hier keiner sieht. Und dann habe ich mich tatsächlich einfach mal verleiten lassen, so geschaut. Dann dachte ich mir: Nee, das ist Quatsch, das machst du definitiv nicht, weil das wird auch einfach... Erstens betrügst dich damit selbst und zweitens wird das auch von jeder Plattform abgestraft. 

 

Göpel: Auf dem Weg zu deinem Erfolg hast du zwar keine Follower gekauft, aber du hast dich umbenannt. Das hast du ja eben erzählt: Hin zu “Der Karriere-Guru". Hatte dich da auch der Anwalt inspiriert? Was Kurzes, Prägnantes oder wie bist du drauf gekommen?  

 

Jost: Ich lag irgendwann im Bett und dachte mir, mein Name muss in jedem Fall irgendwie personifiziert werden. Der soll jetzt nicht so heißen wie ich. Der soll irgendwie das Thema beinhalten und sollte im besten Fall irgendwie so eine Art Vorbildrolle einnehmen. Und so war dann Karriere-Guru irgendwie geboren und Generation XYZ sehr, sehr schnell verworfen. 

 

Göpel: Und das hast du vorhin schon gesagt: Du bist nicht mehr allein. Du hast mittlerweile ein Team um dich rum. Wie groß seid ihr und wie ist so grob die Aufgabenverteilung? 

 

Jost: Wir sind acht Leute, also mit mir tatsächlich neun. Und die Aufgabenverteilung konzentriert sich einmal auf Business Relations und Projektmanagement. Also gerade wenn wir mit Firmen zusammenarbeiten, also ich Vorträge gebe, ich Workshops gebe, Beratungsleistung verkaufe oder aber wir Werbekampagnen auf unseren Kanälen machen, dann ist da sehr viel Abstimmungsaufwand erforderlich. Das heißt, Business Relations ist eine sehr wichtige Rolle. Gleichzeitig habe ich jemanden im Social Media Management, der sich um Posting, Community Management und die neuesten Trends kümmert. Ich habe mehrere Leute in der Redaktion, die unter anderem Skripte und Recherchen betreuen für die Videos, die wir täglich posten. Gleichzeitig aber auch Redakteure, die auf unseren Produkten, also Online-Kursen, ePaper und so weiter arbeiten. Es gibt jemanden in der Buchhaltung und es gibt jemanden, der sich um die gesamten Operations kümmert, also dass wir alle acht, alle neun irgendwie gut zusammenarbeiten können. 

 

Göpel: Kommen wir mal zum Eingemachten. Die Ausstattung, das ist auch das große Ding. Bei TikTok sehe ich dann immer diese coolen Effekte, dass man so halb Wolfsaugen bekommt. Das heißt, die Personen haben sich Ringlichter angeworfen. Dann gibt es ja so günstige China-Gadgets, wo man das Handy da reinpackt und dreht. Wie sieht es bei dir aus? Hast du auch diese Ringlicht-Ausstattung oder bist du schon mehr so in der Deluxe-Version mit 4K-Kamera? 

 

Jost: Also mittlerweile bin ich in der Deluxe Ausstattung angekommen. Aber das liegt auch daran, dass ich persönlich einfach Ansprüche habe, dass das immer besser wird. Ich habe auch begonnen, mit meinem iPhone 6s auf der Umzugskiste damals total verpixelt die ersten Videos hochzuladen und am Ende zählt ja der Inhalt. Was man aber sieht ist, dass je länger die Plattformen im Mainstream sind, kommt natürlich immer besserer Content rein und die Nutzer erwarten dann auch ein gewisses Level. Nichtsdestotrotz steht der Inhalt immer im Vordergrund. Das Wichtigste ist also: Viele glauben ja immer, die Kamera ist so wichtig. Viel wichtiger als die Kamera ist tatsächlich die Belichtung und der Ton. Du kannst die beste Kamera der Welt haben, wenn das Licht nicht stimmt, wenn du nicht gut ausgeleuchtet bist, sieht das Bild immer kacke aus. Du kannst aber gleichzeitig eine verhältnismäßig schlechte Kamera haben. Also ein iPhone reicht allemal. Oder ein Smartphone. 

 

Göpel: Ins rechte Licht setzen sollte man sich also. Der zweite Punkt ist natürlich Professionalität, das Aussehen, wenn ich das so sagen darf. Du bist ja auch nicht gerade hässlich. Wie wichtig ist das Aussehen, um letztendlich erfolgreich zu sein? Auf TikTok oder Instagram? 

 

Jost: Es geht vor allem um Charisma. Und Charisma hat kein Aussehen, sondern erzeugt in der Regel eines, nämlich Vertrauen. Oder es erzeugt eben kein Vertrauen. Es ist schon wichtig, in jedem Fall man selbst zu sein, also gerade die junge Generation liebt individuelle Charaktere. Und natürlich ist einiges gewonnen, wenn man sich irgendwie vor dem Medium Kamera auch wohlfühlt. Also Charisma ist sicherlich eines der Erfolgskriterien. Optisch würde ich da überhaupt nichts unterschreiben wollen. 

 

Göpel: Aber dann werde ich noch ein bisschen persönlicher. Du kannst sagen, will ich nicht beantworten. Ich kenne dich ja auch schon länger und du hattest immer längere Haare. Und seit, ich weiß nicht, Jahr Zwei ungefähr, ich habe dich schon auf dem Schirm, sind deine Haare kurz. Ich kenne das bei Frauen, die weigern sich, ihre langen Haare abzuschneiden. Was hat bei dir für diesen Sinneswandel im Aussehen gesorgt? 

 

Jost: Also tatsächlich war das Thema lange Haare ebenfalls Teil des Kalküls. Also ich wollte tatsächlich einen einzigartigen Look kreieren, mit diesem Zopf auch so ein bisschen, wie soll ich sagen... Einfach auch mit diesem verstaubten Karriere-Image brechen. Also das kann auch jung und hip sein. Nur sind mir die langen Haare irgendwann echt zu Leid geworden. Und ich habe dann von der Möglichkeit erfahren, dass man das Ganze auch spenden kann und habe sie mir dann für die Deutsche Krebshilfe und entsprechende Perücken, die daraus entstehen, abschneiden lassen. 

 

Göpel: Das heißt, die Haare bleiben jetzt auch kurz. 

 

Jost: Die bleiben kurz. 

 

Göpel: Ich gehe mal rüber, in das Storytelling rein. Du hast ja schon erzählt, wie du oder welche Geschichten du erzählst, wie du da hingekommen bist. Wie findest du deine Themen? Nach einer Zeit ist ja mal alles abgegrast. Also du kannst ja nicht die 120. Folge machen von Die drei besten Antworten, die man im Bewerbungsgespräch geben sollte. Also wie kommst du immer wieder auf neue Ideen? 

 

Jost: Das Schöne an Social Media ist, dass es keine Einbahnstraßen-Kommunikation ist, sondern alles, was man rauskommuniziert, wird einem auch in irgendeiner Art und Weise zurückgespielt. Also von wegen: Hat mir geholfen, hat mir nicht geholfen. Oder kannst du dazu noch mehr machen? Oder kannst du zu dem ganz anderen Thema noch mal was machen? Und dadurch haben wir eigentlich einen unendlichen Loop an Themenvorschlägen. Also wenn man nur mal die Inbox bei uns aufmacht, da sind jeden Tag so zwischen 100 und 200 Nachrichten drin. Abgesehen von den tausenden Kommentaren jeden Tag, ist da so viel wertvoller Input. Wenn man da richtig hinhört, dann braucht man eigentlich nie Sorge haben, dass man irgendwann ans Ende kommt. Und man muss dazu sagen, im Vergleich zu YouTube beispielsweise habe ich bei TikTok oder Instagram vor allem eine Push-Applikation, als dass Inhalte einfach ausgespielt werden, je weniger aber danach gesucht wird, das heißt, ich kann auch von Zeit zu Zeit gewisse Themen auf eine neue Art und Weise wieder ausspielen, bis sie eben hängen bleiben. Beispiel dafür wäre, einmal kann ich ein Video produzieren, wo ich frontal in die Kamera fünf Tipps dazu gebe, wie man am besten auf seine Stärken eingeht im Vorstellungsgespräch. Und dann kann ich das Ganze aber auch vielleicht ein paar Monate später noch mal als Dialog spielen, als dass sich zwei Personen miteinander unterhalten und der eine den anderen fragt, wie er sich denn präsentieren kann. Oder ich stelle ein Vorstellungsgespräch nach. Also man kann häufig ein Thema auf ganz viele unterschiedliche Art und Weisen immer wieder neu aufrollen. 

 

Göpel: Da kommen wir schon zu dem Bereich Learnings. Du hast einen Blick von außen und andererseits kennst du die Chemiebranche mittlerweile auch ganz gut. Du bist ja bei der Elementaren Vielfalt, unserem Portal für Jobs in der Branche, unterwegs. Welche Tipps hast du für die Unternehmen? Ich will jetzt nicht sagen, was machen sie am meisten falsch, aber wo würdest du sagen, da könnte man noch ein bisschen besser werden oder da sollte sich die Chemie mehr trauen? 

 

Jost: Die Chemie muss verstehen, insbesondere Arbeitgeber-Marken müssen verstehen, dass sie keine Karriere-Experten sind, sondern Chemie-Experten. Was dadurch passiert, ist, dass weniger die Benefits, die man als Mitarbeiter bekommt, wenn man in der Chemiebranche anfängt, in den Fokus rücken. Also wie viel verdienst du? Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Übernahmechancen hier und da? Sondern tatsächlich eher die einzigartigen Geschichten. Benefits sind vergleichbar. Jede Firma kann irgendwo einen Obstkorb hinstellen, jede Firma hat gewisse Übernahmechancen, jede Firma hat das. Also wirklich nachhaltig wird dadurch natürlich das System, das Mitarbeiterproblem nicht gelöst. Denn im Zweifel sind diese Mitarbeiter, die ich über extrinsisch motivierte Benefits gewinne, genauso schnell wieder weg, wenn ein besseres Angebot kommt. Sondern indem ich darüber spreche, wie einzigartig die Chemieindustrie und vor allem unser Unternehmen ist, was wir täglich machen, was wir bewegen. Man muss sich vorstellen, dass die jungen Leute heutzutage weniger auf die Hygiene-Faktoren Wert legen. Immer noch ja, aber nicht in dem Maße, wie das vielleicht für andere Generation noch der Fall war. Sondern dass wir in der Bedürfnispyramide ganz oben einsteigen, also direkt in der Selbstverwirklichung. Man sucht nach dem Sinn. Auch die Wertschätzung und die soziale Anerkennung haben nicht mehr die Gewichtung, die sie vielleicht noch für meine Generation hatten. Es geht vor allem darum, gerne in der Früh aufzustehen. Und das ist die Einzigartigkeit, die ich kommunizieren muss. Also wie schaffe ich es beispielsweise als Chemieunternehmen, die Chemie auf eine faszinierende Art und Weise darzustellen, als dass Leute überhaupt erst Lust haben, sich mit dieser Branche auseinanderzusetzen? 

 

Göpel: Du bist ja derzeit das Gesicht von Karriere-Guru. Wie müsste ein Gesicht von einem Chemieunternehmen aussehen? Also das eine wäre ja: Geschäftsführung, aus der Personalabteilung jemand oder... Telekom setzt auch ganz stark auf die Corporate Influencer, die derzeit im Trend sind. Also was wäre aus deiner Sicht ein ideales Auftreten des Unternehmens? Wer wäre das Gesicht oder die Stimme? 

 

Jost: Also im besten Fall jemanden mit Charisma. Hatten wir gerade schon den Punkt. Und wenn ich so jemanden nicht in den eigenen Reihen habe, dann muss ich so eine Rolle ausschreiben. Es gibt unendlich viele junge kleine Mikro-Creator da draußen. Es gibt so viele junge Talente, die nur einen Berufswunsch haben, nämlich vor der Kamera zu stehen und Creator zu sein. Das hat nichts mit Influencer zu tun. Also die rationale Definition eines Influencers ist eine andere zu einem Creator. Ein Influencer, ein Meinungsmacher, ist jemand, der der Öffentlichkeit steht und wirklich auch maximale Reichweite hat. Aber es gibt ganz viele Creator, die einfach nur Bock darauf haben, vor der Kamera zu stehen, Geschichten zu erzählen, Einblicke zu geben. Und das ist für mich eine ganz klare Rollenbeschreibung, die ich als Unternehmen ausschreiben kann. Wir suchen Social Media Creator. 

 

Göpel: Aber dieser Creator, männlich oder weiblich oder divers, kann ja immer nur für ein Unternehmen sprechen. Ansonsten wäre es unglaubwürdig, oder? 

 

Jost: Im Bestfall ja. Also ich meine, man kann sich das vorstellen wie einen Radiomoderator. Du hast natürlich immer auch irgendwo ein Risiko, dass du dich dadurch in Abhängigkeit begibst als Unternehmen. Was ist, wenn diese Person irgendwann weg ist? Aber dieses Risiko kann man eigentlich ganz gut streuen, indem man eben mehrere Gesichter mit vor die Kamera packt. Also auch ich als Karriere-Guru habe bereits begonnen, eine weibliche Rolle auf meinem Kanal vorzustellen, um das Ganze so ein bisschen von mir zu entpersonifizieren und das Risiko zu streuen. 

 

Göpel: Eine Option wäre ja gegebenenfalls auch Virtual Influencer, also Avatare, die für einen sprechen. Das ist ein Phänomen, was derzeit an Dynamik gewinnt, aber noch ganz am Anfang steht. Wäre das eine denkbare Sache, einen Avatar einzusetzen, der dann für einen spricht? 

 

Jost: Mit Sicherheit. Also ich kenne hier auch diese ganzen Innovationen, die da passieren. Tatsächlich lässt sich da dieses so erfolgskritische Charisma noch nicht wirklich gut hebeln. Es gibt aber tatsächlich auch viele Kanäle, die mit Cartoon-Illustrationen oder dergleichen arbeiten. Also im Zweifel muss es nicht wirklich immer das Bewegtbild und die echte Person sein. Vielleicht schafft man es auch, dieses Gefühl oder dieses Charisma auf einen anderen Charakter zu übertragen. Elementare Vielfalt und Elvi mit diesem kleinen Erlenmeyerkolben und so, die versuchen ja schon, irgendwie vielleicht so kleine Objekte zu emotionalisieren. Ich finde, dass ist eine gute Art und Weise, personenunabhängig guten Content zu produzieren. 

 

Göpel: Du hast jetzt... ich fasse mal zwei, drei Sachen zusammen Du bist jemand, der anfängt, lernt, wenn er mit 200 gegen die Wand fährt, machst dir aber schon deine Gedanken, entwickelst das Ganze, hast dir auch schon Gedanken gemacht. Wie geht es weiter mit dem Karriere-Guru? Was können da Unternehmen von dir lernen? Ich stelle mir jetzt größere Unternehmen, Konzerne oder auch Mittelständische vor, die nicht zwingend Lust haben, mit 200 gegen die Wand zu fahren, weil sie sich dann vielleicht blamieren oder es andere unschöne Effekte gibt. Wir haben bei uns in Rheinland-Pfalz auch viele kleinere Unternehmen, die einfach für sich den Wert noch nicht erkannt haben und dann sich wahrscheinlich auch scheuen, was den Aufwand betrifft. Was hatt du noch so für 2, 3, 4 Tipps für den Einstieg? Wo sagt du sagst, wenn ihr das bedenkt, dann kann das schon gut werden. 

 

Jost: Mir fällt immer wieder auf in der Zusammenarbeit mit Unternehmen, dass Social Media einfach noch nicht den Stellenwert in der Strategie bekommen, den es eigentlich haben sollte. Auch wenn intern Bemühungen und Ideen stattfinden, wird dem ganzen häufig nicht so der Raum gewährt, den es eigentlich bekommen sollte. Also es gibt wenig Experimentier-Umfeld, was ich sehr schade finde, und meistens wird das dann einfach an die Azubis delegiert, weil die ja scheinbar in der Zielgruppe sind und dann am besten verstehen, wie es gehen soll. Ich appelliere tatsächlich eher an die etwas ältere Generation in den Führungspositionen, die eben auch Budgets entscheiden. Die Strategien beeinflussen, sich dem Ganzen einfach mal neugierig und naiv gegenüber zu präsentieren, nicht sofort zu verurteilen, sondern dem Ganzen eine Chance zu geben und das wirklich als wertvollen und langfristigen Bestandteil einer Personalstrategie zu betrachten. 

 

Göpel: So ein bisschen höre ich raus, du berätst auch Unternehmen, ist das deine Zukunft? Dass andere dann auf dem Video zu sehen sind, du noch ab und zu dann in die Unternehmen reingehst, um da Beratungsdienstleistung anzubieten? 

 

Jost: Also mir ist es wichtig, nicht nur auf den Endkonsumenten, auf die Bewerber und die Bewerberinnen einzugehen, deren Bedürfnisse zu hören und ihnen Tipps zu geben. Man muss natürlich auf der anderen Seite auch die Anforderungen des Arbeitsmarktes verstehen und mir blutet immer das Herz, wenn ich merke, wie viel Potenzial hier untergraben wird, wie vergleichbar kommuniziert wird und mit wie wenig Aufwand es eigentlich möglich wäre, all diesen Problemen des Fachkräftemangels und der mangelnden Sichtbarkeit entgegenzuwirken, wenn man doch einfach nur auf das ein oder andere achtet. Und deshalb ist mittlerweile meine Mission tatsächlich vor allem, die Kommunikation der Firmen umzukrempeln. Dieses Thema Social Media intern einfach ein bisschen präsenter zu verankern. Denn ich glaube, wenn beide Welten verstehen, wie sie sich auf Social Media präsentieren sollen, dann ergeben sich da ganz, ganz tolle Arbeitsverhältnisse. 

 

Göpel: Wie viel Zeit hast du dafür noch bis zur Rente? 

 

Jost: Eine Vision ist ja in der Regel immer etwas, was unerreichbar ist. Und damit gebe ich mich auch zufrieden. 

 

Göpel: Sehr schön. Und das, all das Thema drum herum, das ist perfekt. Du hast am Anfang gesagt, dass du dich nicht wohlgefühlt hast. Ich höre jetzt raus, dass du dich in dieser Rolle als Karriere-Guru oder in dem Unternehmen “Der Karriere-Guru” wohlfühlst. Hast du noch andere Ziele als Tobias Jost? 

 

Jost: Das ist eine sehr gute Frage. Also ich habe mir tatsächlich das Ziel gesetzt... Was heißt das Ziel? Ich spüre immer mal wieder, dass ich in ein paar Jahren hier in München die Olympiahalle füllen werde. Ich weiß nicht warum, aber ich sehe mich dort auf der Bühne. Und ich sehe mich vor allem im analogen Kontakt mit all den Menschen, die ich jetzt schon erreiche. Das ist das, was mir aktuell noch extrem fehlt. Es ist immer dieser Screen oder die Kamera zwischen mir und den Menschen. Und ich möchte das tatsächlich in der analogen Welt spüren. Ich möchte diese Energie spüren, ich möchte, dass es so eine richtige Bewegung gibt, dass die Leute sagen: Geil, ich habe Bock drauf, an mir und meiner Karriere zu arbeiten. Ich habe Bock drauf, der CEO meines Lebens zu sein, mein berufliches Schicksal in die Hand zu nehmen. Und ich glaube, das geht natürlich am besten, wenn man sich in Person trifft und gemeinsam eine gute Zeit hat. Ich plane mit Roadshows durch Schulen in ganz Deutschland, dass ich im nächsten Jahr angreifen möchte und dann vielleicht, wie gesagt, irgendwann mal auf einer großen Bühne stehe und wir alle einfach eine richtig gute Zeit verbringen und das Thema Karriere deutlich positiver betrachten. 

 

Göpel: Das klingt super. Mit Blick auf die Uhr: Wir überziehen ein bisschen, aber das gehört zum Podcast. Dazu bedanke ich mich erst mal ganz, ganz herzlich für das Gespräch. Ich habe noch viele Fragen, die ich jetzt gar nicht aufgerufen habe, um es nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Die letzte Frage ist die, die ich standardmäßig immer stelle, nämlich meine Titel für die Playlist von Wir.Hier. Also bei welchen Songs kannst du am besten entspannen oder welche Titel hörst du, wenn ein Projekt so richtig gut gelaufen ist und du dann so deine Freude und Adrenalin rauslassen willst? 

 

Jost: Also am besten in den Flow komme ich bei Binaural Beats, also wirklich Playlists oder Songs, die auf ganz bestimmten Frequenzen laufen und einen dadurch eben in diesen Flow-Zustand bringen. Das nutze ich immer ganz gerne, um zu arbeiten. Und dann, mag man nicht meinen, liebe ich Hip Hop. Hip Hop ist meine Musik. Insbesondere Drake, der Künstler Drake ist mein Favorit. Und immer dann, wenn es mir gut geht und ich eine gute Zeit haben will, drehe ich hier auf jeden Fall die Songs auf und fühle mich richtig gut. 

 

Göpel: Perfekt. Ich werde etwas raussuchen, das auf die Playlist packen und dann höre ich selber auch rein. Bei Hip Hop denke ich immer an die Fanta 4, aber wenn ich die Fanta 4sehe, weiß ich, dass auch ich alt geworden bin. Also vielen Dank nochmal, Tobias, dass du heute mir im Gespräch zur Verfügung gestanden hast. 

 

Jost: Danke dir auch, Tobias. 

 

Göpel: Bis bald dann, liebe Zuhörende, das war eine weitere Folge von Wir. Hear. Zu Gast war Tobias Jost, auch bekannt als der Karriere-Guru. Wir haben über Storytelling, das Influencer-Dasein gesprochen, was kein Influencer-Dasein ist. Und wenn Sie Fragen, Hinweise oder sogar Lob haben, dann senden Sie mir eine Mail an Podcast@Wir-hier.de. Vielen Dank. Ihr Tobias Göpel.

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