Die Verbände der Chemischen Industrie (VCI), des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA), das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen Batterien (KLiB) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) kritisieren den Abbau der Batterieforschung scharf. Sie appellieren an die Mitglieder des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung, den Antrag der CDU/CSU-Fraktion „Für eine starke Batterieforschung in Deutschland“ anzunehmen und damit der Bundesregierung zu empfehlen, den von ihr vorgeschlagenen Abbau der Batterieforschung zurückzunehmen. Mit diesen Plänen torpediere die Bundesregierung ihre eigenen Ziele einer CO2-neutralen Industrie und Gesellschaft.
Forschung und Innovationen auf Eis gelegt
Die öffentlich geförderte Batterieforschung sei ein zentrales Element der Forschungs- und Innovationspipelines. Öffentlich geförderte Verbundvorhaben im vorwettbewerblichen Umfeld zwischen Forschungseinrichtungen und Industrien – besonders klein- und mittelständische Industrien – kämen mit einer Absage der Förderung zum Erliegen. „Der Abbau der öffentlichen Batterieforschung vermindert dramatisch die Innovationskraft der Unternehmen“, warnen die vier Verbände. Statt den Rotstift anzusetzen, müsse die Batterieforschung deutlich ausgebaut und auf eine langfristig verlässliche Basis gestellt werden, sonst rücke das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel, Deutschland zu einem Zentrum für Forschung, Fertigung und Recycling von Batteriezellen zu machen in weite Ferne.
Weniger Chancen im internationalen Wettbewerb
Die Batterietechnologie werde die Weltwirtschaft laut einer aktuellen McKinsey-Studie bis 2040 signifikant prägen. „Werden Batterien nicht bei uns produziert, dann an anderen Orten dieser Welt. In Asien, insbesondere China, hat sich ein vollständiges, erfahrenes und finanzkräftiges Ökosystem Batterien entwickelt. Die deutsche Industrie ist zu nahezu 100 Prozent von diesem Ökosystem abhängig“, so die Verbände. Dies habe gravierende Auswirkungen auf die Resilienz der Wirtschaft und die technologische Souveränität am Standort Deutschland. Arbeitsplätze, die den Verlust von Arbeitsplätzen bei der Transformation kompensieren können, gingen verloren, da die Wertschöpfung – besonders in dieser Schlüssel- und Zukunftstechnologie – an anderen globalen Standorten erfolgt. Ausgerechnet hier den Rotstift anzusetzen, sende ein verheerendes Signal an Wirtschaft und Gesellschaft. Vielmehr sollten die Bundesregierung und Industrie gemeinsam eine Gesamtstrategie zum Aufbau eines wettbewerbsfähigen Ökosystems Batterie entwickeln, fordern VCI, VDMA, KLiB und ZVEI.
Gefährliche Konsequenzen für die Industrie
Schon jetzt habe der Haushaltsentwurf 2025 der Ampelkoalition und die damit verbundene unklare künftige Fördersituation den Abbau der Batterieforschung an akademischen Einrichtungen eingeleitet: Arbeitsverträge können nicht verlängert, neue Verträge nicht geschlossen und laufende Forschungsvorhaben nur noch zu Ende geführt werden. Die Forschungseinrichtungen verlören ihren wissenschaftlichen Nachwuchs aufgrund der Perspektivlosigkeit in diesem Forschungsfeld. Der Fachkräftemangel verschärfe sich. Ausbilder wanderten ab. Der Technologietransfer über Kooperationen, Köpfe und Start-ups komme zum Erliegen.
Diese weitreichenden Konsequenzen treffen alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Industrien: Chemieunternehmen, Maschinen- und Anlagenbau, Zellfertiger und alle Industriezweige, deren Produkte auf der Performance, dem Preis und der Verfügbarkeit von Batterien beruhen. Hierzu zählen beispielsweise Elektrofahrzeuge wie Pkw, Lkw, Busse oder E-Bikes, stationäre Speicher, Drohnen, Power Tools oder Roboter. Öffentlich geförderte Verbundvorhaben im vorwettbewerblichen Umfeld zwischen Forschungseinrichtungen und Industrien, besonders klein- und mittelständische Industrien, kämen zum Erliegen.
Ulrike Zimmer, Bereichsleiterin Wissenschaft, Technik und Umwelt im Verband der Chemischen Industrie (VCI): „Mit ihrer Politik zieht die bisherige Bundesregierung der Batterieforschung den Stecker. Dieser Kahlschlag führt zu einem Verlust an Wertschöpfung und das Risiko einer langfristigen Abhängigkeit von anderen Technologieregionen wächst. Wir brauchen daher eine starke Forschungsförderung für die Aufholjagd des heimischen Industriestandorts in dieser Zukunftstechnologie. Nur so kann Deutschland seine Chancen im Wettbewerb mit den USA und China wahren und auch die dringend benötigten Fachkräfte ausbilden.“
Stephan Eirich, Vorstandsvorsitzender VDMA Batterieproduktion: „Die Bundesregierung steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Nur wenn es gelingt, die Forschung in der Batteriefertigung wieder in stabile Bahnen zu lenken, kann technologische Souveränität in dem zukunftsweisenden Bereich Batterieproduktion gesichert werden. Denn nicht nur in der Forschung, sondern auch im Maschinen- und Anlagenbau und bei den Automobil OEMs werden ausgebildete Fachkräfte benötigt, um Deutschland wieder in eine Position als Batterie Hightech-Standort zu bringen. Ansonsten ginge nach PV und Windkraft der nächste wertschöpfende Bereich in Deutschland verloren.“
Peter Lamp, Vorsitzender des KLiB-Vorstands: „Mit hoher Dynamik erfolgt aktuell der globale Wettbewerb leistungsfähigere, preiswertere und nachhaltigere Batterien zu entwickeln und zu produzieren. Sie bilden die Basis für disruptive Produktentwicklungen und sichern als Schlüsseltechnologie die Wettbewerbsfähigkeit weiter Teile der deutschen Industrie von Power/Garden Tools bis hin zu E-Fahrzeugen. Der von der Regierung geplante Ausstieg aus der Forschung in einem der aktuell ökologisch und ökonomisch bedeutsamsten Forschungsfelder schwächt massiv die Innovationskraft Deutschlands und verhindert den Aufbau neuer, zukunftssicherer Arbeitsplätze in einem Hochtechnologiefeld.“
Gunther Kellermann, Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbandes Batterien: „Die Bundesregierung muss in dieser Frage jetzt Farbe bekennen. Wenn Deutschland ein Zentrum für Forschung, Fertigung und Recycling von Batteriezellen werden soll, muss sie unsere einheimische Forschung mit ausreichenden Mitteln ausstatten. Tut sie dies nicht, müsste sie die von ihr ausgegebenen Ziele abändern. Das würde aber auch ein neues Licht auf die angestrebte Energie- und Mobilitätswende werfen. Denn es muss klar sein, dass wir ohne weitere Fortschritte bei der Batterietechnologie zunehmend in Abhängigkeiten geraten werden, die sich natürlich auch auf die Umsetzung dieser Transformationen auswirken würden.“