Während eines Besuches beim Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim diskutierten Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft und Gesundheit Clemens Hoch mit Unternehmensvertretern Pläne der Politik, die Entwicklung und Produktion von innovativen Arzneimitteln in Deutschland zu verbessern. Hintergrund ist die angekündigte Pharmastrategie der Bundesregierung. Dafür sind unterschiedliche Gesetzesvorhaben in Arbeit. Lauterbach hatte zuvor die Eckpunkte für ein Medizinforschungsgesetz vorgestellt, das klinische Studien beschleunigen und Hürden für die Datennutzung in der Gesundheitsforschung abbauen soll.
„Boehringer Ingelheim ist ein ganz wichtiger Produktions- und Forschungsstandort in der Biotechnologie-Strategie von Rheinland-Pfalz. Wir sind sehr stolz darauf, dass Boehringer mit seiner großen Innovationskraft seinen Stammsitz in Rheinland-Pfalz hat. Das Traditionsunternehmen gehört nicht nur zu den größten Pharmafirmen der Welt, sondern ist in hohem Maße Innovationstreiber und herausragendes Beispiel für Forschung und Entwicklung“, bekräftigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei dem Besuch.
800 Millionen Euro für Biotechnologie und Lebenswissenschaften bis 2026
Rheinland-Pfalz vereine herausragendes Know how aus dem Biotechnologie- und Pharmasektor, in Unternehmen und in den Forschungszentren und Universitäten. „Mit unserer Biotechnologiestrategie wollen wir Wirtschaft und Wissenschaft weiter vernetzen. Bis 2026 werden wir ein Volumen von bis zu 800 Millionen Euro für die Biotechnologie und die Lebenswissenschaften in Rheinland-Pfalz zur Verfügung stellen“, so die Ministerpräsidentin.
„Die Politik hat die Bedeutung der Arzneimittelindustrie erkannt“, so Sabine Nikolaus, Vorsitzende der Geschäftsführung bei Boehringer Ingelheim Deutschland. „Es gilt, die Rahmenbedingungen in Wirtschafts-, Forschungs- und Gesundheitspolitik beherzt umzugestalten, damit wir im internationalen Wettbewerb verlorenen Boden gutmachen. Die pharmazeutische Industrie stellt die Gesundheitsversorgung der Menschen sicher und gibt Patientinnen und Patienten mit noch nicht behandelbaren Krankheiten Hoffnung.“ Damit man das auch in Zukunft leisten könne, müsse umgesteuert werden.
„Die Investitionen von Boehringer beweisen die große Bedeutung des Standorts Deutschland für Arzneimittelhersteller. Dafür arbeitet die Bundesregierung intensiv mit ihrer neuen Pharmastrategie. Damit entbürokratisieren, vereinfachen und beschleunigen wir Arzneimittel-Forschung und -Produktion in unserem Land. Deutschland ist im internationalen Vergleich zurückgefallen. Das können wir uns nicht leisten. Eine starke Pharmaindustrie ist wichtig für den Wirtschaftsstandort und für die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten“, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
Nur noch jedes 5. Medikament kommt aus Europa
Das Treffen fand knapp eine Woche nach einem Spitzentreffen zur Pharmaindustrie im Bundeskanzleramt statt. Dabei machte sich die Industrie dafür stark, die Rahmenbedingungen für die Erforschung und Produktion von Arzneimitteln in Deutschland zu verbessern und damit Investitionen zu fördern. Industrievertreter begrüßten die klare Haltung der Bundesregierung zum Schutz geistigen Eigentums in der Diskussion um das EU-Pharmapaket. Zusätzlich brauche es eine schnellere Digitalisierung und Entbürokratisierung sowie Anreize zur Ansiedlung neuer Produktionsstätten in Deutschland und Europa.
„Dass Rheinland-Pfalz und Deutschland Pharma-Innovation kann, wurde nicht zuletzt während der Covid-19-Pandemie bewiesen. Nach wie vor ist das Land einer der führenden Standorte für die pharmazeutische Forschung und Produktion innovativer Arzneimittel. Wir wollen, dass das so bleibt und bauen diese Potenziale weiter aus. Dafür sind wir stetig im engen Dialog mit den Pharmaunternehmen“, sagte der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch.
Während in den 1990er-Jahren die Hälfte aller neuen Medikamente ihren Ursprung in Europa hatte, ist es heute nur noch jede fünfte. Die Anzahl klinischer Studien für hochmoderne Behandlungen wie personalisierte Zell-, Gen- und Gewebetherapien, die als die Zukunft der Medizin gelten, sind in den USA mittlerweile doppelt so hoch und in China fast dreimal so hoch wie in Europa.