Politik & Wirtschaft

IGBCE-Umfrage: Industriebeschäftigte zweifeln am "Green Deal"

· Lesezeit 3 Minuten.
IGBCE-Umfrage: Industriebeschäftigte zweifeln am "Green Deal"
EU ja, aber bitte realistisch: Industriebeschäftige fühlen sich der EU mehrheitlich verbunden und halten die EU-Wahl für wichtig. Manche ihrer Vorhaben sehen sie jedoch kritisch. Foto: weyo/stock.adobe.com

Die Beschäftigten in der Industrie sind mehrheitlich zwar proeuropäisch eingestellt und sehen auch die wirtschaftlichen Vorteile des EU-Binnenmarkts für ihre Betriebe. Gleichwohl kritisieren sie politische Übergriffigkeit und unrealistische Zielvorgaben der EU, etwa mit Blick auf den „Green Deal“. Als wichtigste Themenfelder der bevorstehenden Europawahl und der nächsten Wahlperiode sehen sie (in dieser Rangfolge) Energieversorgung, Sicherheit/Verteidigung, Wettbewerbsfähigkeit und Migration.

Interesse an Europawahl oft “groß” oder “sehr groß”

Das sind einige der Kernergebnisse einer bundesweiten Umfrage unter Mitgliedern der Industriegewerkschaft IGBCE, die bis Mitte Mai durchgeführt wurde und an der sich gut 4.000 Menschen beteiligt haben.
Demnach fühlen sich zwei von drei Befragten (63 Prozent) der EU „eher“ oder „sehr verbunden“. Das Interesse an der Europawahl ist bei 54 Prozent der Befragten „groß“ oder „sehr groß“. 78 Prozent geben zudem an, dass der Absatzmarkt EU für ihren Betrieb „eher“ oder „sehr wichtig“ ist.


 

Themenpriorität von Industriebeschäftigten bei EU-Wahl
Wichtiges Thema Energieversorgung: Was treibt die Industriebeschäftigten in Sachen EU um? Foto: IGBCE

Gleichzeitig blicken die Beschäftigten kritisch auf die europäische Industriepolitik. Dass politische Entscheidungen auf EU-Ebene für ihren Betrieb „eher“ oder „sehr negative“ Auswirkungen hatten oder haben, meinen 44 Prozent der Befragten (gegenüber 31 Prozent positive). 

"EU muss Hirnschmalz in die Weiterentwicklung der Industrie stecken"

Den EU-„Green Deal“ mit dem Ziel, erster klimaneutraler Kontinent zu werden, halten vier von fünf Befragten (79 Prozent) für „eher“ oder „sehr unrealistisch“. Eine Mehrheit von 61 Prozent der Befragten fordert zudem, die EU müsse den Mitgliedstaaten mehr Spielraum für staatliche Investitionen in den Umbau der Industrie ermöglichen.

Mit Blick auf Deutschlands EU-Mitgliedschaft sind 47 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihr Nutzen überwiegt. 39 Prozent glauben, die Kosten überwiegen. 14 Prozent trauen sich hier keine Einschätzung zu.
„Die Industriebeschäftigten wollen ein Europa, das seine Stärken ausspielt: Kooperation, Teilhabe, wirtschaftliche Vernetzung. Sie wollen kein Europa, das nur Ziele vorschreibt, aber nicht genug für ihre Erreichung tut“, sagt der Vorsitzende der IGBCE, Michael Vassiliadis. „Wenn der ,Green Deal‘ zum Erfolgsmodell werden soll, muss die EU mehr Geld und Gehirnschmalz in die Weiterentwicklung der Industrie stecken“, so Vassiliadis. „Sie ist der Wohlstandsgarant des Kontinents und muss es bleiben.“

Hier finden Sie die Umfrageergebnisse im Detail.

 

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