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Chemie-Konjunktur: Ende der Talfahrt?

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Blick auf eine Industrieanlage im Gegenlicht. Foto: JoergSteber - stock.adobe.com
Lichtblick: 2024 sind die Produktionszahlen in der deutschen Chemieindustrie nicht weiter gesunken. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt jedoch schwierig. Foto: JoergSteber - stock.adobe.com

 

Ein kleines Wachstum nach jahrelangem Rückgang

2024 stieg die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie um 2 Prozent. Dabei verbuchte der Bereich Chemie ein Plus von 4 Prozent. Pharma entwickelte ein Minus von 1,5 Prozent. Dies berichtete VCI-Präsident Markus Steilemann auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz des Verbands.

Der Gesamtumsatz der Branche war demnach 2024 im Vergleich zum Vorjahr mit -2 Prozent leicht rückläufig. Dabei sank er in Deutschland deutlich um 4 Prozent, im Ausland geringfügig um ein Prozent. Beim schrumpfenden Umsatz spielen die rückläufigen Preise (-2,5 Prozent) eine bedeutende Rolle. 

Die Auslastung der Betriebe sei mit 75 Prozent nicht zufriedenstellend. Um rentabel zu arbeiten, sei jedoch eine Auslastung von 85 Prozent erforderlich.

„Es ist eine trübe Bestandsaufnahme“, sagte Markus Steilemann. „Der einzige Lichtblick ist, dass sich die rasante Talfahrt der letzten beiden Jahre nicht weiter fortgesetzt hat.“

Trotz des Produktionszuwachses in diesem Jahr liegt die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie immer noch rund 16 Prozent niedriger als 2018.

 

Die Sparten entwickelten sich 2024 gegenüber dem Vorjahr sehr unterschiedlich: Fein- und Spezialchemikalien macht die zurückhaltende Nachfrage aus der Industrie zu schaffen. Die Produktion von Petrochemikalien zeigt Erholungstendenzen. Quelle: VCI
Die Sparten entwickelten sich 2024 gegenüber dem Vorjahr sehr unterschiedlich: Fein- und Spezialchemikalien macht die zurückhaltende Nachfrage aus der Industrie zu schaffen. Die Produktion von Petrochemikalien zeigt Erholungstendenzen. Quelle: VCI

Grundstoffsparten auf Erholungskurs

Die Produktion chemischer Grundstoffe wuchs 2024 um rund 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings: In den Vorjahren wurde sie um mehr als ein Viertel zurückgefahren. Die Produktionszahlen für Polymere und Konsumchemikalien holten 2024 etwas langsamer auf (um 4 beziehungsweise 2 Prozent). Der Produktionsrückgang bei der Spezialchemie betrug 2024 2 Prozent.

Weniger Auslandsbestellungen für Pharmaprodukte

Die Pharmaproduktion, die sich während der Pandemie positiv entwickelt hatte, weist für 2024 ein Minus von 1,5 Prozent auf. Als Ursachen benennt der VCI Lieferkettenprobleme, Kapazitätsengpässe und weniger Bestellungen aus Europa und den USA.

Vorsichtiger Ausblick ins neue Jahr

Der Verband erwartet für 2025 ein geringes Produktionsplus von 0,5 Prozent.

Hohe Erzeugerpreise und wenige Aufträge stehen einer Umsatzsteigerung entgegen: Hier rechnet der VCI mit einem Null-Wachstum. Möglicherweise gehen die Branchenpreise ein wenig zurück (-0,5 Prozent).

Markus Steilemann wünscht sich für das neue Jahr einen wirtschaftspolitischen Befreiungsschlag und eine rasche, verantwortungsbewusste Regierungsbildung. Monatelangen Stillstand durch zähe Koalitionsverhandlungen könnten wir uns nicht leisten, betonte er. 

Ganz oben auf der Wunschliste der Unternehmen steht nach einer VCI-Mitgliederumfrage der Kampf gegen Überregulierung. Auch hohe Arbeitskosten, Steuern und Abgaben, zu langsame Genehmigungen und teure Energie belasten die Befragten.

To-dos für Unternehmen und Politik

Auf ihre schwierige Lage reagieren Unternehmen laut VCI-Mitgliederumfrage mit folgenden Top-5-Maßnahmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern: 

  1. Prozesse effizienter gestalten/umstrukturieren
  2. Produktivität steigern
  3. Kosten senken
  4. Innovationen fördern/mehr in neue Produkte und Technologien investieren
  5. Energieeffizienz steigern

Auch dauerhafte Betriebsstilllegungen zählten dazu, erläuterte Steilemann. 16 Prozent der Befragten nannten diesen Schritt. 

Eine gemeinsame Studie mit der Boston Consulting Group nennt vier Handlungsfelder für Unternehmen und Politik:

  1. Innovationskraft stärken, zum Beispiel durch Innovationscluster,
  2. den Produktionsstandort aufwerten, zum Beispiel durch grüne, weniger energieintensive Industrien,
  3. die Wertschöpfungskette absichern, zum Beispiel durch mehr Kreislaufwirtschaft,
  4. Fachkräfte sichern, zum Beispiel durch Nachwuchsförderung.

„Chemie und Pharma sind bereit für den Aufbruch“, resümierte Markus Steilemann.

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