BASF, SABIC und Linde haben mit dem Bau der weltweit ersten Demonstrationsanlage für großtechnische elektrisch beheizte Steamcracker-Öfen begonnen. Durch die Nutzung von Strom aus erneuerbarer Energie anstelle von Erdgas hat die neue Technologie das Potenzial, die CO2-Emissionen eines der energie-intensivsten Produktionsprozesse der chemischen Industrie um mindestens 90 % im Vergleich zu herkömmlichen Technologien zu reduzieren.
Die Demonstrationsanlage wird vollständig in einen der bestehenden Steamcracker am Verbundstandort der BASF in Ludwigshafen integriert. Sie wird zwei unterschiedliche Heizkonzepte testen, pro Stunde rund vier Tonnen Kohlenwasserstoffe verarbeiten und sechs Megawatt erneuerbare Energie verbrauchen. Die Inbetriebnahme der Demonstrationsanlage ist für 2023 geplant.
Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt
BASF und SABIC investieren gemeinsam in das Projekt, wobei die Demonstrationsanlage von BASF betrieben wird. Linde ist der Partner für Planung, Beschaffung und Bau für dieses Projekt und wird die entwickelten Technologien in Zukunft vermarkten.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Förderprogramms „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit 14,8 Millionen Euro gefördert, um die Entwicklung der neuartigen Ofentechnologie zu unterstützen. Das Programm unterstützt energieintensive Industrien in Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität.
„Die Mission von BASF ist Klimaneutralität und die Elektrifizierung des sehr energieintensiven Steamcrackers ist ein wichtiger Meilenstein auf unserer Transformationsreise hin zu Netto-Null-CO2-Emissionen“, sagte Dr. Martin Brudermüller, Vorsitzender des Vorstands der BASF SE. „Wir sind stolz darauf, dass BASF eine Projektförderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erhalten hat. Das verdeutlicht, dass unser Ansatz auch von der Politik unterstützt wird.“
Erfolgreiche Zusammenarbeit globaler Unternehmen
Yousef Al-Benyan, stellvertretender Vorsitzender und CEO von SABIC, sagte: „Unsere Vision ist es, unser Unternehmen zu verändern und durch effizientes CO2-Management zur Bewältigung dringender globaler Herausforderungen beizutragen. Dieses Projekt birgt enormes Potenzial für die gesamte petrochemische Industrie auf der ganzen Welt auf dem Weg hin zu kohlenstoffarmen Prozessen. Wir hoffen, dass der Meilenstein, den wir heute gemeinsam zum Baubeginn setzen, und unsere dreiseitige Zusammenarbeit viele weitere Kooperationen dazu anregen kann, die Welt durch zirkuläre Kohlenstoffwirtschaft letztendlich zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu führen.“
„Dieses Projekt zeigt, wie globale Unternehmen erfolgreich zusammenarbeiten können, indem sie ihr Fachwissen in den Bereichen Technologieentwicklung, Planung, Beschaffung, Bau und Betrieb kombinieren. Entwicklung und Realisierung der Demonstrationsanlage ist ein grundlegender Meilenstein auf dem Weg, der petrochemischen Industrie nachhaltige Lösungen zur Verfügung zu stellen. Wir sind stolz darauf, an diesem bahnbrechenden Projekt beteiligt zu sein“, sagte Jürgen Nowicki, Executive Vice President Linde plc und CEO von Linde Engineering.
Steamcracker: Wichtige Rolle bei Chemikalien-Herstellung
Die Demonstrationsanlage soll die kontinuierliche Olefinproduktion mit erneuerbarer Energie als Wärmequelle unter Beweis stellen. Die Anlage ist so konzipiert, dass zwei Heizkonzepte parallel getestet werden können: Bei der direkten Beheizung wird elektrischer Strom direkt an die Rohre im Reaktor angelegt; die indirekte Beheizung nutzt die Strahlungswärme von Heizelementen, die um die Rohre angeordnet sind. Die Erprobung beider Konzepte wird es ermöglichen, flexibel auf unterschiedliche Kunden- und Standortanforderungen zu reagieren.
Steamcracker spielen eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Basischemikalien. Sie benötigen große Mengen Energie, um Kohlenwasserstoffe in Olefine und Aromaten aufzuspalten. Diese Reaktion findet in speziellen Öfen bei Temperaturen von etwa 850 Grad Celsius statt. Heute werden diese Temperaturen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erreicht. Das Projekt verfolgt das Ziel, diesen Prozess künftig durch den Einsatz von Strom zu beheizen und so die CO2-Emissionen zu reduzieren.