Politik & Wirtschaft

Soziales Engagement in der Chemieindustrie

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Soziales Engagement in der Chemieindustrie
Soziales Engagement; die Aktion "Helfende Hände" von AbbVie. Foto: AbbVie

Sie finanzieren Studienplätze, unterstützen Flüchtlinge, sind bei Vereinen aktiv und helfen Bedürftigen oder Kranken: Das Engagement der Chemiefirmen in Rheinland-Pfalz geht weit über ihren Tellerrand hinaus.

Eine Million Euro stellte die Evonik-Stiftung kürzlich für regionale Hilfsprojekte für Flüchtlinge bereit. Die wurden unter anderem im Werk Worms umgesetzt. Viele große Chemieunternehmen gründen solche Stiftungen, die sich um soziale Belange unserer Gesellschaft kümmern. Dazu zählen zum Beispiel Wöllner in Ludwigshafen, Freudenberg aus Weinheim mit einem Standort in Kaiserslautern oder die Hager-Gruppe aus Blieskastel mit einem Werk in Heltersberg.

Viele soziale Projekte leben von solchen finanziellen Zuwendungen der Firmen. Wie beispielsweise die gemeinnützige Tafel Deutschland, die Werner & Mertz in Mainz kräftig unterstützt. Aber auch Mitarbeiter großer wie kleiner Firmen legen sich mächtig ins Zeug, um zu helfen: Die Belegschaft von Jansen Lacke in Ahrweiler läuft für die Suchtkrankenhilfe oder veranstaltet Benefiz-Fußballspiele für Familien mit schwerkranken Kindern. Und Wakol in Pirmasens startet beim Pfälzerwald-Marathon für einen guten Zweck. Boehringer Ingelheim wiederum unterstützt weltweit Sozialunternehmer, um einen Beitrag zur Gesundheitsförderung und wirtschaftlichen Entwicklung etwa in Indien zu leisten.

Was sonst noch geschieht? Wir haben nachgesehen. Und warum sich Unternehmen überhaupt sozial engagieren, erklären wir hier.

Trikots für den Fußballverein

Zur Saison 2018/19 tritt die Mannschaft des FC Palatia Böhl wieder in leuchtend blauen Trikots an: Südwest Lacke und Farben in Böhl-Iggelheim verlängert sein Engagement und finanziert der 1. Herrenmannschaft des Fußballvereins FC Palatia Böhl auch in der aktuellen Saison Trikots und Trainingsausrüstung. Seit der Saison 2014/15 ist der Baustoffhersteller als Sponsor des 110 Jahre alten Sportvereins aktiv. „Soziale Verantwortung beginnt vor der Haustür. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, hier einen ortsansässigen Verein zu unterstützen“, sagt Südwest-Marketingleiter Michael Killing. Und drückt der Mannschaft die Daumen für eine erfolgreiche Saison.

Hochkarätige Kunst

Seit 1984 ist das ehemalige Rathaus der Stadt Ingelheim im historischen Stadtteil Nieder-Ingelheim das Zentrum der „Internationalen Tage“. In diesem Jahr zog die Kunstausstellung „Mensch! Skulptur“ rund 20.000 Besucher an. Zu bestaunen gab es Werke von Auguste Rodin über Edgar Degas bis hin zu Henry Moore. Möglich macht den Hochkaräter die Stiftung des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim bei Mainz: Aus anfänglich zehn Tagen im Jahr 1959 wurden bis heute zehn Wochen dichtes Kulturprogramm.

Hygiene-Projekt

Udo Küwer, der das globale Marketing bei Sebapharma in Boppard leitet, ist tief berührt: Im Ost-Sudan, Afrika, empfangen ihn die Bewohner besonders herzlich. Grund für seinen Besuch ist ein Hilfsprojekt des Deutschen Roten Kreuzes, welches das Unternehmen seit 2015 fördert. Denn der Ost-Sudan leidet aufgrund hoher Flüchtlingszahlen unter katastrophalen sanitären Bedingungen. Es geht dabei um grundlegende Dinge wie das Händewaschen und den Bau von Schullatrinen. „Die Menschen sind unglaublich freundlich und sehr froh

Soziales Engagement: Hygieneprojekt von Sebapharma. Foto: Sebapharma

über unsere Unterstützung“, berichtet Küwer. Zu Anfang der Kooperation unterstützte die Firma ein Projekt zur Verbesserung der Hygienebedingungen in Togo. „Nun fördern wir mit insgesamt 150.000 Euro dieses Hygieneprojekt des DRK im Ost-Sudan.“

Helfende Hände

Einmal im Jahr schwärmen Mitarbeiter von AbbVie aus: Mit Pinsel, Hammer oder Spaten bewaffnet, unterstützen sie an zwei Aktionstagen Kindergärten, Schulen und andere soziale Einrichtungen in der Region – 2018 bereits zum zehnten Mal. 100 Männer und Frauen der Werke in Ludwigshafen und Wiesbaden waren diesmal angetreten: Sie halfen der Tafel in Ludwigshafen sowie der Kita „Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum“ in Ludwigshafen-Friesenheim.

Soziale Azubis

Bei Renolit ist es Tradition, den Erlös der „Juniorfirma“ für gute Zwecke zu spenden. Der Folienhersteller ermöglicht es Azubis in den Werken Worms und Frankenthal im zweiten Ausbildungsjahr, eigenständig ein Produkt zu entwickeln und firmenintern zu vermarkten. Die Teams kreierten zum Beispiel einen Tablethalter aus Kunststoff oder Holz sowie eine raffinierte Handyhalterung für alle gängigen Steckdosen. Gemeinsam erzielten sie einen Gewinn von satten 1.400 Euro.

Singende Spendensammler

Seit mehr als 30 Jahren ist der „Michelin Werkchor 1985“ unterwegs. Die rund 60 Aktiven des Reifenherstellers aus Bad Kreuznach singen in Klöstern, Krankenhäusern, Kirchen und Altenheimen. Der Eintritt fließt meist einem guten Zweck zu: Kürzlich brachte ein Auftritt im Michelin-Logistikzentrum mit 500 Besuchern samt Firmenzuschüssen 5.000 Euro. Das Repertoire reicht von Oper und Operette über sakrale Gesänge bis zu deutschem Liedgut.

Mit Rad und Tat

Der Weltkonzern BASF in Ludwigshafen nimmt große Summen für sein gesellschaftliches Engagement in die Hand – 2017 waren es 56 Millionen Euro. Davon profitieren Menschen in vielen Ländern. Besonders liegen dem Unternehmen aber die Nachbarn an den Produktionsstandorten am Herzen. Das zeigt etwa das Integrationsprojekt „Mit Rad und Tat“ der Stadt Ludwigshafen: Hier reparieren Ehrenamtliche Fahrräder gemeinsam mit Asylsuchenden. Letztere dürfen die Räder nutzen und erhalten gleich noch eine Verkehrsschulung.

Maritime Müllabfuhr

Vor Hongkong in China ankert die „Seekuh“: Der Spezialkatamaran zum Sammeln von Plastikmüll im Ozean ist etwa zwölf Meter lang, zehn Meter breit und wiegt acht Tonnen. Er gehört der gemeinnützigen Umweltorganisation „One Earth – One Ocean“ aus München, die an einer „Maritimen Müllabfuhr” arbeitet. Ein wichtiger Sponsor ist die Stiftung des Familienunternehmens Röchling, das auch ein Werk in Worms hat. Der Kunststoffspezialist finanzierte sowohl den Rumpf der „Seekuh“ als auch ein Infrarot-Spektrometer inklusive Zubehör. Damit lässt sich die Belastung von Gewässern mit Kunststoffmikropartikeln analysieren. So will das Unternehmen die Erforschung des Problems sowie den Aufbau einer internationalen „Datenbank der Verschmutzung“ unterstützen.

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