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BASF treibt Matratzen-Recycling voran

· Lesezeit 3 Minuten.
Drei Männer sitzen auf einem Bett
Gelungene Premiere: Roland Krämer, NEVEON, Alexander Gerung-Schaden, BASF-Hotel René Bohn und Christopher Metz, BASF, freuen sich über die Premiere von recycelten Matratzen im Hotel (v.l.n.R). Foto: BASF

Eine gute Matratze ist wichtig für gesunden Schlaf. Allerdings hält sie nicht ewig – also raus damit. Doch was passiert dann mit ihr? Allein in der Europäischen Union landen jährlich mehr als 40 Millionen Matratzen auf dem Müll, davon acht Millionen allein in Deutschland. Meist werden sie verbrannt, denn sie bestehen aus vielen unterschiedlichen Bestandteilen, die oft miteinander verklebt sind. Nachhaltig ist das nicht. Nun hat die BASF in Ludwigshafen ein neues Recyclingverfahren entwickelt, mit dem sich neuer Schaumstoff (Polyol) aus alten Matratzen herstellen lässt. 

Matratzen werden schon im Hotel René Bohn eingesetzt

Jede Matratze enthält im Durchschnitt 15 bis 20 Kilogramm Schaum, bisher hergestellt aus Erdöl. Das neue Verfahren ermöglicht es, den Schaum aus alten Matratzen chemisch zu recyceln und daraus neues Material in Neuware-Qualität herzustellen. Dieses frische Polyol lässt sich jetzt sogar im Tonnenmaßstab produzieren – vollständig aus Altmatratzen vom Wertstoffhof. Um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, kooperiert der Chemiekonzern nun mit dem Schaumstoffspezialisten Neveon. Der verarbeitet das recycelte Material zu neuen hochwertigen Matratzen. Diese werden bereits im Business-Hotel René Bohn der BASF-Gastronomie eingesetzt: „Wir sind stolz, dass diese Matratzen ihre Premiere in unserem Hotel feiern. Wir sind immer auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen und freuen uns besonders, Innovationen aus dem eigenen Haus demonstrieren zu können“, sagt Alexander Gerung-Schaden, General Manager im René Bohn. Insgesamt wurde das Hotel mit rund 100 dieser weltweit erstmals produzierten Matratzen ausgestattet.


Recycelter Schaumstoff bei 80 Prozent

Der Anteil an recyceltem Schaumstoff in den Matratzen ist mit 80 Prozent ungewöhnlich hoch. Und eine komplexe Aufgabe für die Entwickler. Denn bei der Herstellung von Schaumstoffblöcken mit einem derart hohen Polyolanteil aus recycelten Altmatratzen muss man die Rezeptur und die Produktion so anpassen, dass alle Qualitätsmerkmale – wie beispielsweise eine hohe Luftdurchlässigkeit und perfekte Zellstruktur des Schaumstoffes – „identisch sind mit einem aus nicht-recyceltem Polyol hergestellten Produkt“, erklärt Roland Krämer, Vice President Group R&D Innovation Excellence von Neveon.

Christopher Metz, Vice President Isocyanate & Vorprodukte, BASF
Christopher Metz, Vice President Isocyanate & Vorprodukte, BASF

„Wir müssen entlang der Wertschöpfungskette alle Beteiligten in ein Boot bekommen"

Trotz dieses Erfolges liegt die breite kommerzielle Verfügbarkeit von recycelten Polyolen noch in der Zukunft. Zudem ist die Nachfrage aktuell nicht besonders hoch: „Wir müssen entlang der Wertschöpfungskette alle Beteiligten in ein Boot bekommen, um zielstrebig den Matratzenkreislauf schließen zu können“, sagt Christopher Metz, Vice President Isocyanate & Vorprodukte bei BASF. 

Materialien leichter trennen

Damit sich die Matratzenschäume im Business-Hotel künftig besser recyceln lassen, sind die verschiedenen Schaumkomponenten nicht miteinander verklebt – im Gegensatz zu den meisten Komfortmatratzen. Sondern sie werden nur mittels eines Reißverschluss-Designs verbunden. Ähnlich handhaben es auch andere Matratzenhersteller wie der niederländische Produzent Auping: Er näht seine Matratzenbestandteile möglichst zusammen. Oder er verwendet einen speziellen Kleber, der eine spätere Trennung der einzelnen Bestandteile ermöglicht. 

Nachhaltige Wege geht auch die EuroComfort Group, zu der Hersteller wie Irisette und Brinkhaus zählen. Sie haben eine Schaumstoffmatratze im Programm, die vollständig aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wird – inklusive des Matratzenbezugs. Der schwedische Hersteller Hälsa setzt für sein handgefertigtes Matratzenmodell „Bohuslän“ ausschließlich Naturmaterialien ein, das Gleiche gilt für den deutschen Bettenhersteller Schramm, der Matratzen größtenteils von Hand fertigt und Restmaterialien aus der Produktion upcycelt, also qualitativ aufwertet.

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