Spezialisiert auf nachhaltige und innovative Chemie
Auf einer Feier in Berlin verlieh Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger dem Mainzer Chemie-Professor Siegfried Waldvogel den Titel Unipreneur der gleichnamigen Initiative. Diese steht unter der Schirmherrschaft ihres Ministeriums sowie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Die Initiative kooperiert mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und hat die Aufgabe, Unternehmertum an deutschen Hochschulen zu fördern. Siegfried Waldvogel setzte sich mit 19 weiteren Forschenden aus rund 700 Nominierten durch. An der Uni Mainz ist er Sprecher des Bereichs Sustainable Chemistry as the Key to Innovation in Resource-efficient Science.
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann
„Wir wollen das Gründungsgeschehen an unseren Hochschulen stärken. Professorinnen und Professoren spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie tragen maßgeblich zur Gründungskultur an Hochschulen bei und sind wichtige Impulsgeber für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit Deutschlands.“
Der Clou: Die Elektrolyse ersetzt teure Reagenzien
Auf Basis seiner Forschungen an der Uni Mainz hat Waldvogel das Unternehmen ESy-Labs 2018 mit Tobias Gärtner vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik gegründet. ESy-Labs ist auf die Anwendung von Elektrosynthese zur Herstellung von organischen und anorganischen Rohstoffen für die Pharma- und Chemie-Industrie spezialisiert. „Die Vorteile der Elektrosynthese liegen darin, dass durch elektrischen Strom chemische Reagenzien ersetzt werden, die teuer sind und in der Regel giftige Abfälle erzeugen. Außerdem kann dafür Strom aus erneuerbaren Quellen genutzt werden“, sagt Waldvogel. „Das macht die Elektrosynthese zu einer Zukunftstechnologie, die in den kommenden Jahren aufgrund des Klimawandels dramatisch an Bedeutung gewinnen wird.“
Allerdings gebe es noch eine Lücke zwischen der Laboranwendung und der industriellen Nutzung, also der Herstellung von Rohstoffen in der Menge von mehreren Gramm und von mehreren Tonnen. Darum widmet sich ESy-Labs der Verfahrensentwicklung und Auftragselektrosynthese. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Umwandlung von Abfallströmen in Wertprodukte, zum Beispiel die Rückgewinnung von Zink aus Flugaschen. Das Unternehmen ist in Regensburg und Gernsheim angesiedelt. Es hat inzwischen mehr als zehn Beschäftigte.