Die Chemie wird nachhaltiger. Allein das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim investiert in seinen Betrieben 205 Millionen in eine neue umweltverträglichere Infrastruktur. In Rheinland-Pfalz hat das bereits einen deutlichen Effekt: Am Standort Ingelheim etwa ging im vergangenen September im Rahmen dieses Investitionsprogramms ein 10.000 Quadratmeter großer Solarpark ans Netz.
Die 2.500 Solarmodule mit einer Leistung von 1,2 Gigawattstunden reduzieren den CO2-Austoß des Werks um 72 Tonnen pro Jahr. Außerdem bietet das Gelände um die Photovoltaikanlage Raum für eine artenreiche Vegetation und wird von Schafen beweidet. Eine Erweiterung des Parks ist bereits geplant.
Boehringer: Biomasseheizkraftwerk spart jährlich 50.000 Tonnen CO2
Noch wirkmächtiger in Sachen CO2-Einsparung ist das neue Biomasseheizkraftwerk in Ingelheim. Es befindet sich derzeit noch im Probebetrieb, wird aber zeitnah das Stammwerk des Konzerns zu 80 Prozent mit nachhaltigem Strom versorgen. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern, wie beispielsweise Erdgas, spart das Kraftwerk rund 50.000 Tonnen CO2 im Jahr ein. Als Energieträger dient hier Altholz aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Beide Projekte sind wichtige Meilensteine für Boehringer Ingelheims Ziel, bis 2030 in internen Abläufen weltweit CO2-neutral werden. Auch für das Land Rheinland-Pfalz, das bis 2040 klimaneutral sein will, sind sie von großer Bedeutung.
Finzelberg will bereits 2025 klimaneutral sein
Andere Unternehmen realisieren derzeit ebenfalls Projekte, die für mehr Klimaschutz in Rheinland-Pfalz sorgen. Ein Beispiel ist Finzelberg in Andernach, ein weltweit agierender Hersteller pflanzlicher Wirkstoffe für die Arzneimittel- und Nahrungsergänzungsmittelindustrie, und Teil des nature network, einer globalen Firmengruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, keinen CO2e-Fußabdruck mehr zu hinterlassen. In 2025 wird Finzelberg klimaneutral in Scope 1, 2 und 3, d.h. nicht nur bezogen auf die betrieblichen CO2e-Emissionen, sondern auch inklusive der Emissionen der Rohstoffpartner in den weltweiten Lieferketten. Hierfür baut Finzelberg u.a. derzeit ein Biomasseheizkraftwerk, das mit Hackschnitzeln befeuert wird, die aus Bruchholz oder Waldpflegeholz aus der Eifel, dem Hunsrück und dem Westerwald stammen.
Ab Herbst 2024 wird das Biomasseheizkraftwerk bis zu 80 Prozent der Wärmeenergie des Andernacher Standorts erzeugen sowie zusätzlich 0,6 Gigawattstunden Strom. Die Anlage ersetzt jährlich 40.000 Megawattstunden (MWh) Erdgas und spart so 9.000 Tonnen an CO2-Emissionen ein.
Langfristige Investitionspläne
Bei Finzelberg ist das Biomasseheizkraftwerk ebenso Teil eines längerfristigen Investitionsplans, um das Unternehmen bereits 2025 klimaneutral aufzustellen. Neben der nachhaltigen Energiegewinnung geht es auch darum, Ressourcen zu schonen und Energie einzusparen. So reduziert bei Finzelberg ein 2022 in Betrieb gegangenes neues Extraktionsgebäude durch effiziente Prozesse den jährlichen CO2-Austoß um weitere 3.100 Tonnen im Vergleich zu den mittlerweile stillgelegten Altanlagen. Neben diesen größeren Maßnahmen haben auch viele vergleichsweise kleinere Maßnahmen den CO2e-Fußabdruck von Finzelberg reduziert, wie zum Beispiel das Umrüsten auf LED-Leuchten, bessere Dämmung der Gebäude, Heißwasser- und Dampfleitungen, Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Produktions- und Verwaltungsgebäuden oder nachhaltig produzierte Verpackungsmaterialien.
Außerdem setzt das Unternehmen auf innovative Ansätze: Finzelberg verkohlt beispielsweise Pflanzentrester, der aus dem Reststoff der Pflanzenextraktion gewonnen wird. Das Ergebnis ist ein Wertstoff, der vielfältig eingesetzt werden kann, u.a. beim Ackerbau zur Bodenverbesserung, als Dämmstoff oder zur Wasseraufbereitung. Das größte Potenzial der Pflanzenkohle liegt darin, dass sie den Kohlenstoff für lange Zeit in einer sehr stabilen Form speichert, und zwar mehr als 1.000 Jahre.
Nur die CO2 e-Emissionen, die weder vermieden noch reduziert werden können, gleicht das Unternehmen mit der Förderung qualitativ hochwertiger und zertifizierter Klimaschutzprojekte aus. Den Fortschritt von Finzelberg auf dem Weg zur Klimaneutralität lässt das Unternehmen von der Science Based Targets initiative (SBTi) überprüfen, bei der die Unternehmensgruppe seit 2022 Mitglied ist.