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Chemie: viel Energie, große Wirkung

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Chemie: viel Energie, große Wirkung
Energieintensiv Industrien: Sie erwirtschaften Milliarden, schaffen Millionen Arbeitsplätze und leisten einen hohen Beitrag zu den Sozialsystemen - vor allem die Chemie- und Pharmaindustrie. Foto: stock.adobe.com/elxeneize

Chemie, Pharma, Glas, Metall und Papier – diese fünf Industrien gelten als energieintensiv. Das heißt, ihre Produktionsprozesse benötigen besonders viel Energie. Der Energiekostenanteil am Bruttoproduktionswert in diesen Branchen lag im Jahr 2020 zwischen 3,3 Prozent (Chemie) und 4,9 Prozent (Glas und Metall). Zum Vergleich: Der Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes betrug 1,7 Prozent. Folglich sind die fünf Industrien besonders von den stark gestiegenen Energiepreisen betroffen. Die Chemieindustrie produzierte 2022 im Vergleich zum Vorjahr beispielsweise rund 10 Prozent weniger.

Von der Chemie hängen viele andere Branchen ab

Das ist bedenklich, da die energieintensiven Industrien eine große Rolle für die deutsche Wirtschaft spielen. So stehen sie oft am Anfang der Wertschöpfungskette und produzieren zentrale Vorleistungsgüter, die deutsche Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie und der Maschinenbau weiterverarbeiten. Von den nicht exportierten Waren, die Chemie-, Pharma-, Glas-, Metall- und Papierindustrie herstellen, gehen im Durchschnitt etwa 87 Prozent in andere Branchen. Im gesamten Verarbeitenden Gewerbe liegt der Anteil bei lediglich 55 Prozent.

Wertschöpfung in den energieintensiven Branchen: Chemie und Pharma vorn

Die energieintensiven Industrien sind damit ein wichtiger Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Insgesamt generierten die energieintensiven Industrien 2022 eine direkte Wertschöpfung von 135 Milliarden Euro. Das waren rund 4 Prozent der gesamten Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft und fast ein Fünftel der Wertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes. Den größten Anteil hatten Chemie- und Pharmaindustrie – die beiden Branchen vereinten rund 60 Prozent der Wertschöpfung energieintensiver Unternehmen auf sich.

Chemie und Pharma erwirtschafteten 2022 80 Milliarden Euro - mehr als jede andere energieintensive Branche.
Chemie und Pharma erwirtschafteten 2022 80 Milliarden Euro - mehr als jede andere energieintensive Branche.

Auch Zulieferfirmen profitieren … 

Weitere Effekte unterstreichen die Wirtschaftskraft von Chemie, Pharma und Co. So sorgen die Unternehmen dieser Branchen durch ihre Nachfrage nach Vorleistungsprodukten und Dienstleistungen für Aufträge bei ihren Zulieferern – das ist der indirekte Effekt.

… und gute Löhne beflügeln die Konjunktur

Zudem geben die Beschäftigten der energieintensiven Industrien und ihrer Zulieferer einen großen Teil ihres Lohns für Konsumgüter aus. Dadurch sorgen sie für weitere Wertschöpfung. Das Institut der deutschen Wirtschaft und dessen Tochter IW Consult haben beide Effekte für die energieintensiven Industrien berechnet: Zu den direkt erwirtschafteten 135 Milliarden Euro Wertschöpfung kamen 2022 hinzu:

  • 82 Milliarden Euro durch die Zulieferer und
  • 24 Milliarden Euro durch den Konsum der Beschäftigten.

 Die gesamte Wertschöpfung belief sich damit auf rund 241 Milliarden Euro.

Energieintensive und kooperierende Branchen: 2,4 Millionen Arbeitsplätze

Auch der gesamte Beschäftigungseffekt lässt sich auf diese Weise ermitteln.

  • Direkt in den Unternehmen der energieintensiven Industrien sind etwa 1,1 Millionen Erwerbstätige beschäftigt.
  • In den Zulieferbetrieben arbeiten rund eine Million.
  • Der Konsum dieser 2,1 Millionen Beschäftigten sichert zusätzlich 300.000 Arbeitsplätze.

Insgesamt hängen also gut 2,4 Millionen Jobs an den fünf Branchen. Das sind mehr als 5 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland.

Starke Beiträge zum Sozialsystem

Das IW-Team hat darüber hinaus berechnet, wie viele Steuern und Sozialabgaben die energieintensiven Branchen alles in allem zahlen. Ausgehend von Daten aus dem Jahr 2018 rechneten sie das Steueraufkommen der Industrien 2022 hoch, für das noch keine offiziellen Branchenzahlen vorliegen.

  • Für das direkte Aufkommen zog es die Körperschafts-, die Gewerbe-, die veranlagte Einkommensteuer und den Solidaritätszuschlag heran.
  • Um das indirekte Aufkommen zu ermitteln, betrachtete es die Lohn- sowie die Umsatzsteuer. Letzter wird zwar von den Unternehmen entrichtet, aber von den Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Warenkauf gezahlt.

Das Ergebnis: Die energieintensiven Industrien in Deutschland trugen 2022 schätzungsweise rund 46 Milliarden Euro zum Steuer- und Abgabenaufkommen der Bundesrepublik bei. 11 Milliarden Euro davon entrichteten sie direkt, 35 Milliarden Euro indirekt.

Fast die Hälfte der Gesamtsumme waren Sozialabgaben, den größten Steuerposten bildete mit 10,4 Milliarden Euro die Lohnsteuer. Mit fast 13 Milliarden Euro kam das meiste Geld aus der Chemieindustrie.

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