Viele Firmen mit pfiffigen oder innovativen Produkten stehen vor einem Problem: Gutes wird gnadenlos kopiert. Oft kommen die Plagiate aus Fernost – Waschtischmischer, Maschinenbauteile, Elektronik. 21.500 Warensendungen beschlagnahmte der Zoll zuletzt, fast dreimal so viele wie 2005. Plagiate sind ein dickes Problem, hat Ökonom Oliver Koppel vom Institut der deutschen Wirtschaft errechnet: „Der Volkswirtschaft entsteht ein Schaden von 55 Milliarden Euro im Jahr. Und es kostet sie 500.000 Jobs.“ Nachgemacht wird vieles. Zum Beispiel:
Arzneimittel
Von Lifestyle-Produkten über Antibiotika bis zu Krebsmitteln – es wird gestreckt oder gefälscht. Das kann für Patienten gefährlich werden. Um Verbraucher besser zu schützen, haben Pharmahersteller in der EU kürzlich ein neues Sicherheitssystem eingeführt. „Jede Packung bekommt nun eine individuelle Sicherheitsnummer plus eigenem Barcode aufgedruckt und wird damit zum Unikat“, erklärt Philipp Huwe, Director Government Affairs beim Pharmaunternehmen AbbVie in Ludwigshafen. „Der Apotheker oder der Großhändler muss nur den Code scannen, und im Nu sagt ihm der Rechner, ob die Packung vom Originalhersteller kommt.“ Das funktioniert per Internet. Zudem schützen nun Siegelfolien jedes Medikament. Rund 100 Mitarbeiter waren bei AbbVie in die Einführung involviert. Und beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim mussten 28 Standorte in Europa ihre Arzneiproduktion aufwendig umrüsten; knapp 2.000 Artikel waren betroffen.
Pflanzenschutzmittel
Gefälschte Mittel führen oft zu Ernteverlusten. Deshalb schützt der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF seine Produkte in Malaysia mit einem Spezialetikett, auf dem mit Lack ein charakteristisches Bild aufgetragen wird. „Durch diese Technologie lassen sich Fälschungen sicher identifizieren“, erklärt Robert Huber, Leiter Packaging and Labelling im Unternehmensbereich Agricultural Solutions. In Brasilien tragen BASF-Produkte ein Spezialsiegel mit Datencode. Gefälschte Pflanzenschutzmittel machen im Land des Samba 9 Prozent vom Markt aus. Auch in der EU werden sie mehr und mehr zum Problem.
Dichtungen
Werden auch gefakt. Forscher des Konzerns Freudenberg haben deshalb eine Markierungstechnik entwickelt. Ein Laser versieht jede Dichtung mit einem 24-stelligen Verschlüsselungs-Code. Der lässt sich mit Auslesegerät und Sicherheitssoftware prüfen, selbst dann noch, wenn die Gravur bis zu 60 Prozent beschädigt ist. Vorteil: Die Dichtungen sind für Nahrungs- und Getränke-Industrie geeignet.
Baufolien
Gefälscht? Das gibt’s! In Großbritannien tauchten vor ein paar Jahren Folien auf, die angeblich vom Wormser Hersteller Renolit waren. Auf Fensterrahmen, Haustüren oder Dachgauben hielten sie der Sonne nicht lange stand. „Bei dem Produkt zeigten sich in unseren Tests schon nach 1.300 Stunden künstlicher Bewitterung Schäden“, berichtet Stefan Friedrich, Leiter des Geschäftsbereichs. „Das entspricht im britischen Klima nicht einmal zwei Jahren.“ Die Originalfolien von Renolit kommen in Tests auf mindestens 10.000 Stunden. Inzwischen haben die Wormser einen Produktmarker für die Folien entwickelt. Im Licht eines Detektors zeigt sich, ob eine Folie von Renolit stammt und wie hochwertig ihre Qualität ist. Den Kampf gegen Fälschungen erklärt Renolit auch in unserem Kommentar.