Politik & Wirtschaft

Auf diese Menschen ist Verlass

· Lesezeit 3 Minuten.
Marcel Schmitt
Geschätzt : Gabelstaplerfahrer Marcel Schmitt ist für seine Zuverlässigkeit bekannt. Foto: Alessandro Balzarin

Im Jahr 2006 arbeiteten erst sechs Kollegen mit Handicap am Freudenberger Standort Kaiserslautern. Hier werden innovative Technologien produziert und entwickelt, zum Beispiel technische Vliesstoffe für hochwertige Mund-Nase-Masken, medizinische Silikonprodukte oder Innenraumfilter für die weltweite Automobilindustrie. Dann wurde Beate Knauber (62) zur Schwerbehindertenvertrauensperson gewählt. Ein Glücksfall für alle Beteiligten: Heute sind 85 Männer und Frauen mit Handicap in die rund 620-köpfige Belegschaft integriert – eine Quote von 15 Prozent. Dazu kommen mehr als 40 Mitarbeitende der Westpfalzwerkstätten, die in einem für sie umgebauten Gebäude auf dem Firmengelände die Finalisierung der Kraftfahrzeug-Filter übernehmen.

Die Freude an der Arbeit ist besonders wichtig

Ein Kollege mit Lernhandicap ist Marcel Schmitt, der seit 2020 fest angestellt ist. Entspannt lächelnd empfängt der Staplerfahrer Wir.Hier. zum Gespräch und erklärt seine Aufgaben im Werk. Die Freude an der Arbeit ist dem 30-Jährigen deutlich anzumerken: „Der Job muss Spaß machen, darauf kommt es an!“ Seine Zuverlässigkeit wird von den Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt, besonders aber von Vorarbeiter Michael Lange (36): „Marcel macht seine Arbeit sehr gut, man kann sich absolut auf ihn verlassen!“ Für den Job nimmt Schmitt eine fast zweistündige Anfahrt per Bahn in Kauf. „Wir haben die Arbeitszeiten entsprechend angepasst“, erklärt Knauber. Möglich macht das die enge Zusammenarbeit mit der Personalabteilung.

Für Leiterin Miriam Weigelt (29) sind solche flexiblen Verträge an der Tagesordnung: „Hier geht es um den Menschen, wir leben Inklusion“, sagt sie. „Beeinträchtigte Kolleginnen und Kollegen sind oft besonders engagiert und Gold wert.“ Der Standort hat umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Inklusion weiter voranzubringen. Da gibt es zum Beispiel Gesundheitszirkel sowie ein übergreifendes Gesundheitsmanagement. Alle drei Geschäftsgruppen am Standort setzen sich dafür ein, dass Mitarbeitende mit Beeinträchtigung einen für sie geeigneten Arbeitsplatz haben. Dafür wird in technische und individuelle Hilfen investiert: vom Hubwagen über den Vakuum-Lift bis hin zu höhenverstellbaren Werkbänken. Für das enorme Engagement erhielt das Unternehmen jetzt zum zweiten Mal den Landespreis für beispielhafte Beschäftigung schwerbehinderter Menschen.

Eine, die davon profitiert, ist Daniela Mohorko. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie in der Konfektionierung: „Anfangs mussten wir noch viele Arbeiten manuell verrichten wie Kisten heben oder schwere Wagen schieben. Heute haben wir viele Verbesserungen wie elektrische Hubwagen oder die Bändermaschine.“ Ihre Ideen bringt die 60-Jährige aktiv in die Gesundheitszirkel ein: „Schließlich möchte ich bis zur Rente hier arbeiten.“

Mehr Verantwortung übernehmen

Das will auch ihr Kollege Reinhold Witt (32), der seit 2016 fest angestellt ist. Er bedient eine eigene Arbeitsstation in der Endverpackung. Trotz seines Lernhandicaps gilt er als besonders aufmerksam: „Reinhold managt alles, was wir an Verpackungsthemen haben“, lobt Fachlagerist Mario Scholz (40). „Er hat den absoluten Überblick.“ Anfangs hatte er noch Vorbehalte: „Da sah ich schwerbehinderte Kollegen in der Produktion eher kritisch. Aber dann war ich schnell positiv überrascht.“

Auch Jens Eggert (47), der seit 2016 für das Unternehmen arbeitet, ist in seiner Abteilung beschäftigt. Seine Tätigkeit liegt allerdings im Reinraum: „Da muss ich täglich Strampler und Häubchen anziehen“, scherzt der 47-Jährige über seine vorgeschriebene Schutzkleidung. Sein Traum? „Ich würde gerne noch mehr Verantwortung übernehmen.“

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