Politik & Wirtschaft
Chemie-Tarifpolitik
sorgen gemeinsam für ausbalancierte Tarifverträge. Foto: sutthichai - stock.adobe.com
Chemie-Tarifverhandlungen: konstruktiv zum Erfolg
Im Juli erzielten die Chemie-Arbeitgeber und die Gewerkschaft IG BCE einen neuen Tarifabschluss. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 20 Monaten. Er bedeutet unter anderem, dass es ab September mehr Geld für die Tarifbeschäftigten gibt. In einer zweiten Stufe ab April 2025 steigen die Tarifgehälter dann erneut.
Die Verhandlungen kamen ohne Streik zum Erfolg. Es ist typisch für die Chemie-Tarifpartner, dass sie ihre Konflikte pragmatisch, sachlich und vertrauensvoll lösen. Damit setzen sie Maßstäbe in der Tarifpolitik.
Thema der Tarifrunde: gemeinsam aus dem Krisenmodus
Zwei wichtige Ziele der diesjährigen Tarifrunde waren:
- die Entgelte zu erhöhen, ohne dabei bürokratie- und konjunkturgebeutelte Unternehmen zu überlasten sowie
- die hohe Tarifbindung weiter zu stärken.
Beide Tarifparteien haben einen tragfähigen Kompromiss gefunden - als Basis, um die Transformation zur einer nachhaltigen Chemieindustrie zu bewältigen.
Chemie-Tarif: viel geregelt
In einer Vielzahl von Tarifverträgen sind zahlreiche Aspekte des Arbeitslebens geregelt. Dazu zählen:
- Arbeitszeit, Zuschläge, Urlaub und Kündigungsfristen,
- Extras wie Jahresleistungs- und Urlaubsgeld,
- Altersvorsorge,
- Teilzeit und Altersteilzeit sowie
- Maßnahmen zur Fachkräftesicherung
Zur aktuellen Einigung gehört auch, die vielen Chemie-Tarifverträge zu vereinfachen.
Sehr viele Beschäftigte profitieren von dem Tarifabschluss
In der deutschen Chemieindustrie sind 78 Prozent der Beschäftigten tarifvertraglich abgesichert. Dies ist spitze im Vergleich zu anderen Branchen. Der aktuelle Tarifabschluss gilt für 585.000 Beschäftigte.
Entgeltgruppen: Qualifizierung und Erfahrung zahlen sich aus
Je nach Ausbildung, Berufserfahrung und Art der Tätigkeit kann man in unterschiedliche Entgeltgruppen einsteigen und dann aufsteigen. Die Tarif-Entgelte unterscheiden sich außerdem nach den Tarifgebieten. Es gibt 13 Entgeltgruppen. Vier Beispiele für Chemie-Tarifgehälter - sie gelten von September 2024 bis Ende März 2025:
- Ein Azubi in Rheinland-Pfalz erhält je nach Ausbildungsjahr zwischen 1094 und 1417 Euro im Monat.
- Wer statt mit einer Ausbildung seinen Job nur nach einer kurzen Einweisung (Entgeltgruppe 1) ausübt, kommt in Rheinland-Pfalz auf 2985 Euro im Monat.
- Wer nach der Chemikantenausbildung ins Berufsleben startet (Entgeltgruppe 6), erzielt in in Rheinland-Pfalz 3.409 Euro im Monat.
- Die höchste Entgeltgruppe 13 bedeutet in Rheinland-Pfalz: 6769 Euro im Monat. Dafür muss man zum Beispiel über Spezialwissen und eine verantwortungsvolle Position verfügen.
Diese Angaben enthalten keine Schicht- oder sonstige Zulagen, Einmalzahlungen oder andere Extras. Das Monatseinkommen liegt somit in der Praxis höher. Ab April 2025 steigen die Tarifgehälter um 4,85 Prozent.
