Die Tarifverhandlungen für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Rheinland-Pfalz sind beim Auftakttreffen in Frankenthal ergebnislos vertagt worden. Sie sollen am 14. Mai auf Bundesebene fortgesetzt werden. Die Gewerkschaft IGBCE fordert 7 Prozent mehr Geld für die rund 69.000 Beschäftigten im Land.
„Die wirtschaftliche Lage der Branche spricht eine eindeutige Sprache: Die Verlustgeschäfte an den deutschen Standorten häufen sich. Die Branche erlebt die schwerste Strukturkrise seit Jahrzehnten. Wir müssen dem Schutz des Chemie-Standorts oberste Priorität einräumen und so Beschäftigung sichern“, erklärt Hendrik Müller, Verhandlungsführer der Chemiearbeitgeber in Rheinland-Pfalz.
Arbeitgeber streben krisengerechten Tarifabschluss an
Die Produktion am Standort Deutschland sei vielfach nicht mehr wettbewerbsfähig. „Das Wachstum findet im Ausland statt. Die rheinland-pfälzische Chemie mit ihrem hohen Exportanteil von 70 Prozent ist davon besonders betroffen. Daher brauchen wir jetzt einen Krisentarifvertrag für die Branche“, betont Müller.
Seine Aussagen spiegeln sich in den Zahlen des Statistischen Landesamtes für das Jahr 2023: Die Chemie-Produktion ist in Rheinland-Pfalz um rund 15 Prozent geschrumpft, zudem fehlt jeder vierte Auftrag. Ein Aufschwung ist nicht in Sicht: Mit einer Besserung rechnen die meisten Betriebe laut Arbeitgeber-Umfrage frühestens im Jahr 2025.
Dass die Inflation die Kaufkraft der Mitarbeitenden gefährdet, sehen die Arbeitgeber nicht. „Die Beschäftigten in unserer Branche erhalten im Durchschnitt mehr als 70.000 Euro pro Jahr. Diesen Januar gab es wieder ein Inflationsgeld von 1.500 Euro und zusätzlich eine Tabellenerhöhung von 3,25 Prozent. Das ist deutlich mehr als die Inflationsrate“, erklärt Müller.
Standort sichern und Beschäftigung erhalten
Die Chemiebranche verhandelt in besonders schwierigen Zeiten. „Wir erleben derzeit schmerzhaft, wie wir Teile der Industrie verlieren. Und wenn wir eine rasche und effektive Stärkung des Industriestandortes Deutschland wollen, müssen wir uns auch darüber unterhalten, wie unser Beitrag als Tarifpartner dazu aussehen kann“, so Müller.
Vor diesem Hintergrund bewerten die Arbeitgeber auch die weiteren IGBCE-Forderungen zur Stärkung der Tarifbindung. Zusatzvorteile für Gewerkschaftsmitglieder lehnen sie ab. „Dies spaltet die Belegschaften“, so Müller. Eine Chance hingegen bietet die Entschlackung der Chemie-Tarifverträge. Hier wollen die Arbeitgeber mehrere Vorschläge in die Verhandlungen einbringen, um die Komplexität zu reduzieren und den Chemietarif attraktiver zu machen.
Die Tarifverhandlungen sollen am 14. Mai im thüringischen Teistungen auf Bundesebene fortgesetzt werden.