Kunststoffe haben einen schlechten Ruf als Umweltverschmutzer und Klimaschädlinge. Allerdings bleiben Kunststoffe in einigen Bereichen die effizienteste und auch nachhaltigste Lösung. In welchen Bereichen das Vermeiden von Plastik Pflicht ist, wo es Sinn ergibt – und wo vermeintlich grünere Alternativen gar keine sind: die Fakten.
Diese Plastikprodukte sind verboten
Die Zahl der Vorschriften mit dem Ziel der Plastikvermeidung ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 2016 haben viele Supermärkte in Deutschland eine Gebühr für Plastiktüten eingeführt, ab 2020 könnte der Verkauf bestimmter Tüten an der Kasse hierzulande ganz verboten werden. In Frankreich ist das schon üblich. Ab 2021 schränkt die EU außerdem den Verkauf von Einweg-Plastikbesteck und -strohhalmen ein.
Plastik in der Industrie
Im Verarbeitenden Gewerbe sind Kunststoffe kaum ersetzbar. Sie können in allen Formen und Farben produziert und verarbeitet werden und eignen sich dadurch für eine Vielzahl an Anwendungen. Sie sind stabil und gleichzeitig leicht, was sie Metallen gegenüber oft überlegen macht. Außerdem isolieren sie gut gegen Wärme und Elektrizität, sind wasserbeständig – und relativ günstig in der Herstellung. Diese Eigenschaften sind etwa beim Autobau ein Faktor: Statt schwerer Komponenten aus Metall kommt Plastik zum Einsatz, wodurch beim Fahren weniger Energie benötigt wird – ein Plus für die Umweltbilanz.
Verpackungen vermeiden Verschwendung
Nirgends ist Plastik im Alltag so präsent wie bei Verpackungen. Hauptgrund ist, dass die Plastikverpackung die Haltbarkeit von Lebensmitteln stark erhöht. Produzenten und Verbraucher können Lebensmittel also länger aufbewahren und müssen weniger wegschmeißen. Sogar eines der beliebtesten Beispiele der Verpackungsgegner – die Folie um die Salatgurke – hat ihren Grund: Durch die Verpackung ist die Gurke doppelt so lange haltbar. Ohne Plastikhüllen würden viele Lebensmittel auch gar nicht erst bei uns ankommen, da sie beim Transport schlecht würden.
Rund ein Drittel des Plastiks wird recycelt
Nur 30 Prozent des im Müll gelandeten Plastiks in EU-Staaten wurden 2015 recycelt. 39 Prozent werden verbrannt, und 31 Prozent landen auf der Mülldeponie. In Deutschland gingen laut Bundesregierung rund 38 Prozent der Kunststoffabfälle in die Wiederverwertung. Kritiker gehen von einer niedrigeren Quote aus, da in dieser Statistik nur der Input in das Recyclingsystem erfasst werde und Verluste entlang des Prozesses ignoriert würden. In der Chemieindustrie haben viele Unternehmen eigene Recyclinginitiativen gestartet.
Mikroplastik aus Funktionskleidung
Viele Kleidungsstücke, vor allem für den Sport und Outdoor-Aktivitäten, bestehen aus Synthetikmaterialien. Beim Waschen gelangen diese ins Abwasser und in die Umwelt: Rund 35 Prozent des im Meer ankommenden Mikroplastiks stammen von gewaschenen Textilien. Die Suche nach sinnvollen Alternativen ist kompliziert. Denn in der ökologischen Gesamtbetrachtung haben auch Naturfasern wie Wolle oder Baumwolle Nachteile, da ihre Produktion viel Land, Wasser und andere Ressourcen verschlingt.
Gepflegt und sauber ohne Plastik
Auch viele Flüssigseifen, Duschgels oder Peelings enthalten Mikroplastik oder lösliche Polymere etwa als Bindemittel. Beim Ausspülen der Produkte landen diese über das Abwasser in der Umwelt, da sie in Kläranlagen nur schwer herausgefiltert werden können. Plastikvermeider sollten auf die Inhaltsstoffe achten und zu Naturkosmetika greifen. Umweltfreundliche Alternativen sind feste statt flüssiger Seife, Shampoo und Duschgel in Seifenform und natürliche Peelingprodukte, etwa aus Zucker und Öl.
Mehrweg statt Einweg bei Flaschen
Bei Flaschen gilt eine einfache Regel: besser Mehrweg als Einweg, unabhängig vom Material. Mehrwegflaschen werden nach der Benutzung ausgespült und wiederverwendet, was wertvolle Ressourcen spart. Je öfter sich der Kreislauf wiederholt, desto besser für Umwelt und Klima. Eine Mehrwegplastikflasche ist also besser als eine Einwegglasflasche. In die Klimagesamtbilanz von Mehrwegflaschen spielt auch ihr Transport hinein: Dafür fällt bei schwereren Glasflaschen mehr Energie an als bei Plastikflaschen.
Alternativen zum Strohhalm
Unternehmen haben Strohhalme aus Glas, Bambus, Papier und Metall entwickelt oder auch aus essbaren Apfelfasern. Nicht alle sind automatisch klimafreundlicher als die ab 2021 EU-weit verbotenen Plastikhalme: Ähnlich wie bei Flaschen haben jene die bessere Bilanz, die mehrfach verwendbar sind – also etwa aus Glas oder Metall. Papierstrohhalme sind eine schlechte Lösung, da sie relativ energieaufwendig produziert werden und nach einer Nutzung im Müll landen.
Tüten: Plastik oder Papier?
Viele vermeintliche Alternativen sind nicht unbedingt besser als Plastiktüten: So machen Papiertüten zwar weniger Müll, weil sie biologisch abbaubar sind. Dafür benötigen sie in der Herstellung deutlich mehr Ressourcen. Viele Ressourcen verbraucht auch die Produktion von Stofftragetaschen – diese können aber immerhin mehrfach genutzt werden. Und auch Tüten aus selbst ernannten Biokunststoffen sind umstritten, da sie für den Kompost tatsächlich nur selten geeignet sind: Häufig werden sie wie gewöhnliche Tüten aus dem Bioabfall aussortiert und verbrannt.
Lesen Sie hier weitere interessante Fakten zu aktuellen Debatten.