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Milch und Milchersatz: Acker statt Stall?

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Verschiedene Pflanzendrinks. Foto: stock.adobe.com – mata Wariatka
Verschiedene Pflanzendrinks: Wer gern Milch trinkt, kann zwischen vielen Alternativen wählen. Foto: stock.adobe.com – mata Wariatka

Traditionelle Milch – sauber produziert

Kühe, Schafe, Ziegen – ihre Milch ist begehrt. Doch die Herstellung erfordert umfassende Hygienemaßnahmen und -kontrollen. Deshalb setzt man in den Betrieben Milchmess-Sensoren ein. Sie kontrollieren das Volumen und die Qualität der Milch noch während des Melkprozesses: Die Milch wird gewogen und ihre Konsistenz erfasst. Ein wichtiger Helfer im Stall ist die BASF: Sie umhüllt die empfindlichen Sensoren mit einer speziellen Kunststoffhülle (Hochleistungsthermoplast „Ultrason“).

Dieses Sensoren-Gehäuse ist ein komplexes technisches Bauteil, das den rauen Bedingungen in landwirtschaftlichen Betrieben und den häufigen Reinigungszyklen standhält. Da es durchsichtig ist, erlaubt es zudem eine Sichtkontrolle. 


Übrigens: Mit Milch kennt sich das Chemieunternehmen bestens aus. Schon 1890 gab es eine Milchküche für Mitarbeiterkinder am Standort Ludwigshafen. Die bis in die 1950er Jahre abgegebene Milch wurde täglich vom BASF-Hofgut Limburgerhof geliefert und anschließend in Fläschchen gefüllt und sterilisiert. 

Pflanzendrinks – besser fürs Klima

Der Großteil der weltweiten Bevölkerung verträgt keine Milch. Aber nicht nur deshalb greifen immer mehr Menschen zu Pflanzendrinks, die der Milch ähneln: Das Tierwohl und der Klimaschutz spielen hier eine große Rolle. So beträgt zum Beispiel der CO2-Fußabdruck für einen Liter Dinkel-, Hafer- oder Mandeldrink 0,3 und für Sojadrinks 0,4 Kilogramm Kohlendioxid. Zum Vergleich: Bei der Produktion eines Liters Kuhmilch liegt der Wert bei 1,4 (Bio-Kuhmilch), beziehungsweise bei 1,7 Kilogramm Kohlendioxid. Allerdings wird bei manchen Milchalternativen wie Mandeldrinks ein Vielfaches der Wassermenge verbraucht, die bei Kuhmilch anfällt. Das verschlechtert die Ökobilanz, so das Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu). 
Innovationen bringen zeitgemäße Lösungen voran – auch beim Milchersatz
Die Chemie hilft dabei, die pflanzlichen Alternativen ebenso voranzubringen wie die tierischen Produkte: „Landwirte sind die besten Unternehmer. Sie sind bestrebt, die richtigen Lösungen einzusetzen. Ob es um Boden, Saatgut, Pflanzen oder Nutztiere geht, Innovationen sind unerlässlich, wenn wir das Beste aus unseren begrenzten Ressourcen herausholen wollen“, erklärt Julia Harnal, Expertin Vice President Public Affairs Agricultural Solutions bei BASF, Limburgerhof. Grundsätzlich gilt für Drinks auf pflanzlicher Basis: Ihre Nährwerte sind so unterschiedlich die der Ausgangsstoffe. Besonders schwierig ist es, eine milchähnliche Konsistenz herzustellen.

  • Hafermilch

… sind in Wasser eingeweichte Haferflocken, die man kocht und püriert. Oft sorgen zugesetzte Enzyme für eine Spaltung (Fermentation) der enthaltenen Stärke. Es gibt auch unfermentierte Haferdrinks. Anschließend wird die Masse gefiltert – übrig bleibt der Haferdrink. Für eine angenehme Konsistenz sorgt etwas Öl. Der Geschmack ist süßlich, denn die Stärke wird durch die Enzyme gespalten, dabei entsteht Zucker. Manchmal wird auch Zucker zugesetzt.

  • Mandelmilch

… sind geschälte Mandeln, die man röstet und mahlt. Die Masse wird für mehrere Stunden in heißem Wasser eingeweicht und dann filtriert. Mandeldrinks werden gelegentlich mit verschiedenen Stoffen versetzt wie Emulgatoren, Vitaminen oder Aromen. Der milde Geschmack hat eine nussige Note. 

  • Sojamilch

… bestehen aus Wasser und Sojabohnen (oder aus dem Presskuchen, wenn aus den Bohnen schon das Sojaöl herausgepresst wurde). Die Bohnen (oder der Presskuchen) werden mit Wasser eingeweicht, püriert und gefiltert, die Flüssigkeit ultrahoch erhitzt, um sie haltbar zu machen. Oft gibt man noch Vitamine oder Geschmacksaromen dazu. Die Konsistenz erinnert an Kuhmilch, im Geschmack kommen aber eher die Bohnen und nussige Aromen durch.

  • Pflanzendrink selbst herstellen 

80 bis 100 Gramm Haferflocken (oder Dinkelflocken) mit einem Liter Wasser und einem Esslöffel Salz in einem Topf kurz aufgekocht. Bei ausgeschalteter Herdplatte 15 Minuten quellen lassen. Die Masse pürieren. Den sehr flüssigen Brei mit einem Filterbeutel oder einem dünnen Baumwolltuch filtern, die Flüssigkeit in einer separaten Schüssel auffangen. In eine Glasflasche umfüllen, so hält sich der Drink bis zu drei Tagen im Kühlschank. 

Die Zukunft: Echte Milch ohne Kuh?

In Kürze wird wohl auch Milch aus dem Labor den Markt erobern: Wissenschaftler nutzen bereits die „zelluläre Landwirtschaft“, um auf ethische Weise Milchprodukte herzustellen – ohne Kühe, aber ohne Abstriche bei Geschmack und Konsistenz. 
 

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