Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung infizieren sich in der jährlichen Grippewelle mit dem Influenza-Virus. Angesichts der gleichzeitigen Corona-Pandemie sind die Risiken für Menschen und das Gesundheitssystem dieses Jahr besonders groß. Da kann die Grippeimpfung helfen.
Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO), ein Expertengremium beim Robert-Koch-Institut, empfiehlt die saisonale Grippeimpfung besonders für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Dazu gehören alle Menschen ab 60 Jahren, Schwangere ab dem vierten Schwangerschaftsmonat, Personen mit chronischen Krankheiten der Atmungsorgane und des Stoffwechselsystems und neurologischen Grundkrankheiten und Bewohner von Pflegeheimen. Außerdem sollten sich Berufsgruppen mit erhöhtem Risiko wie medizinisches Personal impfen lassen. Für andere Bevölkerungsgruppen spricht die STIKO zwar keine Impfempfehlung aus – sie rät aber explizit auch nicht davon ab. Eine Impfung sollte man immer zunächst mit einem Arzt besprechen.
Wann sollte man sich gegen Grippe impfen lassen?
Nach der Grippeimpfung dauert es in der Regel bis zu zwei Wochen, bis sich die Schutzwirkung vollständig entfaltet. Deshalb ist es sinnvoll, sich rechtzeitig vor Beginn der Grippesaison impfen zu lassen. Zuletzt schwappte die Grippewelle meist Anfang des Jahres durch das Land. Mit einer Impfung im Oktober oder November ist man deshalb gut vorbereitet. Doch auch eine späte Impfung, sei es im Dezember oder auch erst im Januar, ist oft besser als gar keine – wie lange eine Grippewelle anhält ist schwer vorauszusagen.
Warum muss man sich jedes Jahr neu gegen Grippe impfen lassen?
Grippevirus ist nicht gleich Grippevirus: Jedes Jahr wandelt sich der Erreger ein wenig und könnte dadurch die Effektivität eines immer gleichen Impfstoffes verringern. Um das zu verhindern, wird der Impfstoff jedes Jahr leicht verändert. Deshalb ist eine jährliche Impfung für nachhaltigen Schutz notwendig. Aber auch ohne Impfstoffveränderungen wäre eine Auffrischung sinnvoll, da der Schutz nach sechs bis zwölf Monaten nachlässt und schwächer wird, je weiter die Impfung zurückliegt.
Was steckt in der Grippeimpfung?
Grundsätzlich produzieren verschiedene Hersteller Grippeimpfstoffe, die in Deutschland erhältlich sind. In der Regel handelt es sich um Totimpfstoffe mit inaktivierten Viren und einzelnen Virenbestandteilen. Möchte man eine Injektion zum Beispiel wegen einer Spritzenphobie vermeiden, gibt es für Kinder auch einen Lebendimpfstoff als Nasenspray. Welche Antigene genau im jahresaktuellen Impfstoff enthalten sind legt die WHO fest. Die jeweilige Zusammensetzung ist auf der Website des Paul-Ehrlich-Instituts nachzulesen.
Wie wirksam ist die Grippeimpfung?
Die Grippeimpfung ist weniger effektiv als andere Impfungen. Das liegt unter anderem daran, dass durch die schnelle Veränderung des Virus der Impfstoff nicht immer perfekt zum Erreger passt. Bei guter Übereinstimmung zeigt die Impfung unter jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung von bis zu 80 Prozent, bei älteren Menschen liegt sie wegen reduzierter Immunantwort zwischen 40 und gut 60 Prozent. Insgesamt werden in Deutschland durch die Impfung rund 400.000 Grippeerkrankungen bei Menschen über 60 Jahren verhindert. Und wenn man sich trotz Impfung ansteckt, verläuft die Krankheit meist harmloser als bei Ungeimpften.
Welche Nebenwirkungen hat eine Grippeimpfung?
Die Nebenwirkungen bei der Grippeimpfung sind gering, da es sich in der Regel um einen Totimpfstoff handelt. Die Impfung löst also keine Erkrankung aus und es können auch keine Erreger an andere übertragen werden. Die häufig von Impfgegnern beschworenen Nebenwirkungs-Mythen basieren ohnehin auf keinerlei wissenschaftlichen Grundlagen. Vorübergehend kann es zu leichten Schmerzen und einer Schwellung an der Impfstelle kommen. Beim Lebendimpfstoff per Nasenspray können leichte Erkältungssymptome entstehen.
Entstehen durch Corona Besonderheiten bei der Impfung?
Corona verändert die Empfehlungen rund um die Grippeimpfung nicht grundsätzlich. Einzig gilt, dass eine hohe Grippeimpfquote gerade unter Risikogruppen wie etwa Menschen ab 60 Jahren aktuell noch wichtiger ist als ohnehin schon. Sie hilft, die Anzahl schwerer Influenza-Verläufe zu verhindern und so die Kapazitäten etwa auf der Intensivstation oder bei Beatmungsgeräten in Krankenhäusern nicht unnötig zu belasten. Auf eine Corona-Erkrankung hat die Grippeimpfung keinen Effekt.
Zahlt die Krankenkasse die Grippeimpfung?
Für alle Personen, die den beschriebenen Risikogruppen angehören, ist die Grippeimpfung eine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenkasse. Alle anderen Personen sollten sich individuell bei ihrer Krankenkasse informieren. Häufig übernehmen Krankenkassen die Kosten nämlich auch als Zusatzleistung vollständig oder zumindest teilweise bei Nichtrisikogruppen. Auch private Versicherungen erstatten die Kosten der Impfung meistens.