Nach dem Rekordsommer kam die Rekordernte, die die Winzer auf einen Rekordjahrgang hoffen lässt: Es scheint ein Superjahr zu werden für das wichtigste Weinbau-Bundesland Rheinland-Pfalz. Die wichtigsten Fakten zum wichtigsten Getränk zwischen Ahr und Pfalz haben wir hier zusammengestellt. Und unser Wissenschaffer verrät, was genau chemisch abläuft, damit aus Trauben Wein wird.
Früher Lesebeginn, hohe Lesemenge
2018 begannen Winzer in Deutschland so früh mit der Weinlese wie nie zuvor. Den Start machte ein Weingut in Lörzweiler in Rheinland-Pfalz schon am 6. August – zwei Tage früher als in den bisherigen Rekordjahren 2007, 2011 und 2014 und drei Wochen früher als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. Durch den warmen Frühling und Sommer haben sich die Reben schneller entwickelt als üblich. Das hat sich nicht nur in der Reifung bemerkbar gemacht, sondern hat auch die Ernte angetrieben. Das Deutsche Weininstitut spricht in seiner Schätzung von Anfang Oktober 2018 sogar von einem „absoluten Ausnahmejahrgang“: Es rechnet mit einer Traubenmosternte von 10,7 Mio, Hektolitern. Das ist die höchste Menge seit 1999, sie liegt weit über dem Durchschnitt von 8,8 Mio. Hektolitern. Alle rheinland-pfälzischen Weinbaugebiete konnten ihre Erträge deutlich steigern, die größten Gebiete Rheinhessen und Pfalz um jeweils knapp 20 Prozent auf 2,95 bzw. 2,55 Mio. Hektoliter. Am Mittelrhein lag das Plus sogar bei 64 Prozent auf 46.000 Hektoliter.
Italien ist der größte Weinerzeuger
Nein, nicht Frankreich: Italien ist das Weinland Nummer eins – zumindest was die Erzeugung angeht. Knapp 4,9 Milliarden Liter haben italienische Winzer 2017 produziert. Frankreich lag allerdings denkbar knapp dahinter auf Platz zwei. Deutschland schaffte es immerhin noch in die Top-10: Die rund 840 Millionen Liter reichten 2017 für den zehnten Rang. Um sich die Menge besser vorzustellen: Mit demin Deutschland erzeugten Wein könnte man rund sechs Millionen durchschnittlich große Badewannen füllen.
Besonders trinkfreudig: Andorra und der Vatikan
Rund 21 Liter Wein trank man in Deutschland 2017 pro Kopf. Das ist mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern. Am meisten Wein pro Kopf fließt nach Berechnungen des amerikanischen Wine Institute mit fast 57 Litern übrigens in Andorra, mutmaßlich wegen der abends sehr durstigen Skifahrer. Auch die Menschen im Vatikan gehören mit gut 56 Litern pro Person zu den größten Weinliebhabern – da könnten die häufigen Messen eine Rolle spielen. In Deutschland lag der Konsum in der Region „Mitte“ (Hessen, Saarland, RLP) laut Spirituosenverband mit 19,6 Litern leicht unter dem Bundesschnitt. Bei der absoluten Menge kommt Deutschland auf Rang vier mit 20,2 Millionen Hektolitern.
Riesling ist die Toptraube
Fast ein Viertel der in Deutschland angebauten Weinreben sind Rieslingreben. Es folgen Müller-Thurgau mit gut 12 Prozent und Spätburgunder mit gut 11 Prozent. Insgesamt tragen knapp zwei Drittel der in Deutschland angebauten Rebsorten Weißweintrauben. In den 13 deutschen Qualitätswein-Anbaugebieten überwiegt die Zahl der Rotweinreben nur in Württemberg und an der rheinland-pfälzischen Ahr.
Das älteste Weinanbaugebiet liegt an der Mosel
Die ersten Hinweise auf Weinbau in Deutschland stammen aus Rheinland-Pfalz: Funde lassen vermuten, dass schon die Kelten rund 500 Jahre vor Christus entlang der Mosel Weinbau betrieben. Spätestens aber mit den Römern wurde der Betrieb professionalisiert: Sie legten zahlreiche Kelteranlagen entlang des Flusses an, um ihre Soldaten mit dem Getränk zu versorgen. Schließlich wurde deren Sold teilweise in Wein ausgezahlt.
Weinland-Pfalz
In Deutschland gibt es 13 Gebiete, in denen Qualitäts- und Prädikatswein erzeugt werden darf. Natürlich kann auch an anderen Orten Wein angebaut werden, dieser erhält dann allerdings eine geringere Qualitätseinstufung. Die sogenannten „bestimmten Weinanbaugebiete“ für Qualitätswein sind geografisch genau abgesteckt und im Weingesetz von 1994 festgeschrieben. Insgesamt haben sie eine Fläche von rund 102 000 Hektar. 6 der 13 Gebiete liegen in Rheinland-Pfalz, darunter die beiden größten Rheinhessen mit knapp 27 000 Hektar und Pfalz (knapp 24 000 Hektar). Aus den Anbaugebieten unseres Bundeslandes kamen 65 Prozent des 2017 in Deutschland erzeugten Weins.
Was ist ein guter Wein?
Einer, der Ihnen schmeckt! Das Urteil wird von Person zu Person unterschiedlich ausfallen, trotzdem versuchen sich Weinkenner an objektiven Bewertungen. In der Regel fließen darin Aussehen, Geruch und Geschmack ein. So wird ein „klarer“ Weißwein mit „feinem“ Geruch und „gehaltvollem“ Geschmack besser bewertet als einer, der trüb ist, schwach duftet und nur wenig Geschmack hat. Auch Harmonie und Abgang sind Kriterien. Solche Bewertungen sind aber bestenfalls eine Orientierung beim Kauf, denn es gilt eben: Gut ist, was Ihnen schmeckt.
1 Wein, 500 Aromen
Je nach Zusammenspiel von Rebsorte, Verarbeitung und Lagerung kann ein Wein bis zu 500 Aromen aufweisen. Primäraromen sind in den Trauben enthalten und werden durch Boden, Klima und Reife beeinflusst. Sekundäraromen entstehen bei der Verarbeitung, etwa durch unterschiedliche Gärtemperaturen oder Maischezustände. Und durch Lagerung etwa in Holzfässern oder Stahltanks entwickeln sich die Tertiäraromen.
Was unterscheidet Rot- und Weißwein?
Der eine ist rot, der andere ist farblos: Ganz so einfach ist es leider nicht, denn um zu diesem Ergebnis zu kommen, gibt es wesentliche Unterschiede in der Herstellung. Vereinfacht werden für Weißwein die Trauben (meist weiße, gelegentlich aber auch rote) nach der Lese ausgepresst. Der dabei entstehende Saft – der Traubenmost – gärt und wird in Tank oder Fass gelagert. Bei Rotwein funktioniert es etwas anders: Meist blaue Trauben werden zerdrückt, sodass eine Maische aus Saft, Fruchtfleisch und Schale entsteht. Durch Zugabe von Hefe beginnt die Maischegärung. Erst anschließend wird die Mischung zu Wein ausgepresst. In Deutschland sind knapp zwei Drittel der angebauten Rebsorten für Weißwein bestimmt.
Die meisten Weine werden mit dem Alter nicht besser
Je älter ein Wein, desto besser ist er: Dieser Mythos hält sich hartnäckig, gilt aber nur für einen kleinen Teil aller Weinsorten. Tatsächlich sollten über 90 Prozent aller Weine innerhalb von fünf Jahren getrunken zu werden, da sie sonst überreifen und irgendwann nach Essig schmecken. Nur besondere Spitzenweine entfalten durch das Nachreifen bei langer Lagerung über viele Jahre einen verfeinerten Geschmack.
Die teuerste Flasche Wein kostet 424.000 Euro
Im Supermarkt geben Deutsche im Durchschnitt weniger als drei Euro für eine Flasche Wein aus. Etwas mehr zahlte ein Sammler bei einer Wohltätigkeitsauktion im Jahr 2000: Er ersteigerte eine Flasche eines 1992er Screaming Eagle-Cabernet Sauvignon aus Kalifornien für rund 424.000 Euro und machte sie damit zur teuersten Flasche Wein der Welt. Natürlich hätte er sich stattdessen auch mehr als 130.000 Flaschen Supermarkt-Wein kaufen können. Immerhin: Die Auktionserlöse gingen an eine gemeinnützige Stiftung. Wegen der Art der Auktion taucht der Screaming Eagle nicht in offziellen Rekordlisten auf. Die werden angeführt von einem 1947er Chateau Cheval Blanc: Der Wein, von dem nur eine einzige 6-Liter-Flasche existiert, wurde für 304.000 Dollar versteigert.
Naturwein liegt im Trend
Seit einigen Jahren tauchen immer mehr sogenannte Naturweine in Geschäften und Edelrestaurants auf. Dabei handelt es sich um Weine aus biologischem Anbau, die in der Herstellung größtenteils ohne Zusatzstoffe wie Hefe oder Schwefel auskommen und nicht gefiltert oder anderweitig verschönert werden. Eine genaue Definition des Begriffs ist allerdings schwierig, da er nicht geschützt ist und jeder Winzer etwas anderes darunter verstehen kann. Das Ergebnis sind ungewöhnliche und geschmacklich mitunter sehr gewöhnungsbedürftige Weine, die sich stark von üblichen Weinen unterscheiden.
Das größte Weinfass der Welt steht in Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz hat nicht nur Deutschlands größte Weinanbaugebiete, sondern auch das (theoretisch) weltgröße Weinbehältnis: Das Rekord-Weinfass in Bad-Dürkheim. Das Gebilde mit 13,5 Metern Durchmesser fasst 1,7 Millionen Liter – oder würde sie fassen, wenn es tatsächlich zur Weinaufbewahrung genutzt würde. Stattdessen beherbergt es ein Restaurant. Für jede einzelne Fassplanke musste ein ganzer Baum gefällt werden, sodass beim Bau im Jahr 1934 für das Fass insgesamt 176 Tannen im Schwarzwald abgeholzt und nach Rheinland-Pfalz gebracht wurden.
Trank eine persische Königin den ersten Wein?
Wie genau die Menschheit zu Weingenießern wurde, ist nicht ganz klar. Einer Sage nach entstand die Praxis in Persien: Nach einer üppigen Ernte rund 2500 Jahre vor Christus sollen König Dschamschid und seine Frau Arnewas die überschüssigen Trauben in Fässern im Keller eingelagert haben, wo sie nach einiger Zeit zu gären begannen. Man ging davon aus, die Trauben seien von bösen Geistern vergiftet worden – der Keller wurde eine verbotene Zone. Königin Arnewas schlich sich eines Tages dennoch hinab, da sie von chronischer Migräne geplagt war und durch das Gift Selbstmord begehen wollte. Sie kostete von der Mischung, aber statt zu sterben verschwanden ihre Kopfschmerzen – und die Weinkultur war geboren. Heutzutage ist allerdings eher der umgekehrte Zusammenhang zwischen Weintrinken und Kopfschmerzen bekannt.
Auch Katzen können Wein trinken
Gute Nachrichten für einsame Katzenhalter: Sie müssen ihren Wein nicht mehr alleine schlürfen. Eine Firma in Denver hat einen Wein speziell für Katzen im Angebot. Natürlich ohne Alkohol, stattdessen mit Katzenminze, Meersalz, Wasser und Rote Beete, gibt es den Wein in den zwei Varianten „Pinot Meow“ und „MosCATo“. Das Unternehmen hat die Idee aus Japan, wo es den Katzen-Wein „Nyan Nyan Nouveau“ schon länger zu kaufen gibt. Die Tiere sind aber offenbar schwieriger zu überzeugen als ihre Besitzer: Nur eine von zehn probierte bei Tests überhaupt von dem Getränk.