Ist das Ahrtal nach der Flutkatastrophe immer noch mit Schadstoffen belastet? Diese Frage beschäftigte Benedikt Lamberty und Anna Hinson, beide 18 Jahre alt, schon länger. Die Jugendlichen kommen selbst aus der Region, gehen auf das Peter-Joerres-Gymnasium in Ahrweiler. Sie bekamen mit, dass viele Gartenbesitzer infolge des dramatischen Hochwassers im Sommer 2021 ihre Böden untersuchten und aus Sorge vor Folgeschäden den Mutterboden austauschen ließen. Nach einer Projektwoche zum Thema Gewässeranalyse in der Schule kamen sie auf die Idee, die Frage näher zu untersuchen. Die Schule hat einen Schwerpunkt in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).
Das war so erfolgreich, dass die Nachwuchsforscher kürzlich eine besondere Ehrung erhielten. Beim Wettbewerb „Jugend forscht“ wurden sie als Landessieger Rheinland-Pfalz im Bereich Chemie ausgezeichnet. „Die Preisverleihung war total aufregend und wir sind beide sehr glücklich, dass wir so weit gekommen sind“, sagt Anna Hinson. Nun nehmen sie am Bundesfinale vom 30. Mai bis 2. Juni in Heilbronn teil.
Photometrische Analyse zeigt unbedenkliche Kupferkonzentration
Die Untersuchung der Schüler kam zu einem positiven Ergebnis: Die Kupferkonzentration in den Böden am Ahrlauf hat wieder unbedenkliche Werte angenommen. Wie haben sie das genau untersucht? Sie beschränkten sich auf das Schwermetall Kupfer, da es das einzige war, dessen Konzentration in einer Studie der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz über dem erlaubten Grenzwert lag.
Sie entnahmen Bodenproben und führten eine sogenannte photometrische Analyse durch: Dabei wird die Probe in Wasser aufgelöst und die Konzentration eines Stoffes bestimmt, indem man misst, wie viel Licht von der Lösung absorbiert wird. Je höher die Konzentration der Substanz, desto mehr Licht wird absorbiert. Es zeigte sich, dass die Konzentration sich im normalen Bereich bewegte.
Zusätzlich wollten Hinson und Lamberty aber herausfinden, wie sich eine Überkonzentration ausgewirkt haben könnte. Sie entschieden sich für einen Pflanzversuch: Sie füllten fünf Kästen mit Erde und versetzen sie mit unterschiedlichen Kupferkonzentrationen. Danach bepflanzten sie die Kästen mit je 40 Radieschen, pflegten und beobachteten sie über 47 Tage. Anschließende führten sie Analysen in den Chemieräumen der Schule durch. Ein Ergebnis: „Wir haben gesehen, dass das frühe Wachstum bei hoher Kuperkonzentration verringert wird“, erklärt Benedikt Lamberty. „Die Radieschen keimen nicht so schnell und wachsen nicht so hoch.“
Hinson und Lamberty streben MINT-Berufe an
Durchgeführt haben die Schüler das Projekt in ihrer Freizeit. „Wir haben viel Zeit, auch in den Sommerferien, investiert“, sagt Anna Hinson. Sie seien allerdings die gesamte Zeit von ihren Lehrkräften unterstützt worden. Ihre Projektbetreuerin Andrea Karlein, eine Chemielehrerin des Peter-Joerres-Gymnasiums, hätten sie jederzeit anrufen können. Die Schule legt einen Schwerpunkt auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) und ist als sogenanntes MINT-Excellence-Center zertifiziert. Regelmäßig kann man an Schülercamps teilnehmen, um sich im mathematisch-naturwissenschaftlichen Rahmen weiterzubilden.
Hinson und Lamberty sind überzeugt, dass sich der Aufwand für Jugend forscht gelohnt hat – wegen spannender fachlicher Erkenntnisse, dem Austausch mit anderen Jungforscherinnen und -forschern, aber auch wegen der Möglichkeit, am Bundesfinale teilzunehmen. Zudem haben sie viel Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten gesammelt.
Anfang 2025 werden die Schüler ihr Abitur machen. Beide können sich vorstellen, danach im MINT-Bereich zu arbeiten. Benedikt Lamberty möchte Mathematik studieren, am liebsten in Kombination mit Informatik oder Physik. Anna Hinson denkt über ein Studium der Medizin oder molekularen Biomedizin nach. Die Erfahrungen bei Jugend forscht haben sie in diesem Wunsch bestärkt.