Das neue Schuljahr in Rheinland-Pfalz hat am 12. August begonnen: Für 36.000 Erstklässler ist die Schule ein ganz neuer Lebensabschnitt. Und über einen wichtigen Teil der ersten Schuljahre wird nicht nur in Rheinland-Pfalz immer wieder heftig diskutiert: die Lernmethode, mit der die Schüler das Schreiben lernen. „Main Fata und ich kucken, wie die Foierwer forbei fehrt.“ Nicht alle Lehrer zücken bei einem solchen Satz sofort den Rotstift. In einigen Schulen, auch in Rheinland-Pfalz, wird in den jüngsten Klassen das sogenannte „Schreiben nach Gehör“ (offiziell: „Lesen durch Schreiben“) vermittelt, bei dem sich Kinder Wörter aus ihren Klängen erschließen. Doch die Methode ist umstritten:
Die Vorteile von Schreiben nach Gehör
Um einen Satz mit korrekter Rechtschreibung zu verfassen, muss man alle Buchstaben und die Besonderheiten bei deren Zusammensetzung kennen – das dauert. Beim Schreiben nach Gehör malen die Schüler die Buchstaben aus „Anlauttabellen“ ab und setzen sie zu Wörtern zusammen. Dadurch können sie schneller mit dem Aufschreiben eigener Geschichten beginnen und müssen dabei keine Angst vor Fehlern haben. Wenn dagegen die ersten selbst geschriebenen Texte direkt vom Lehrer zerlegt werden, sorgt das für Frust bei Schülern. Solche Negativerlebnisse und die mühsame Fleißarbeit beim Lernen schränken die Kreativität und den Spaß am Schreiben ein – weshalb Schüler es dann lieber direkt bleiben lassen.
Die Nachteile von Schreiben nach Gehör
Regeln zu verlernen, die zur Gewohnheit geworden sind, und sie durch neue Regeln zu ersetzen, ist schwierig. Eine Studie der Universität Bonn liefert Indizien dafür, dass Schüler, die das Schreiben per Gehör erlernt haben, deutlich mehr Rechtschreibfehler machen. Und während man in der Grundschule vielleicht ein Auge zudrückt, sieht das später etwa bei Bewerbungsschreiben für eine Ausbildung ganz anders aus.