Chemie im Alltag

Alterserkrankungen beim Hund: Was kann ich tun?

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Ältere Frau mit älterem Hund auf dem Sofa. Foto: Storyblocks
Angenehme Entspannung oder bedenkliche Bewegungsunlust: Wenn ein älterer Hund einen plötzlichen Leistungsabfall zeigt, kann ein ernsthaftes Problem dahinter stecken. Foto: Storyblocks

 

Was sind die häufigsten Alterserkrankungen bei Hunden?

Dazu gehören auf jeden Fall die Herzerkrankungen. Bei vielen Rassen ist bereits eine gewisse Veranlagung dazu vorhanden. Doch die Ausprägung der Erkrankung findet eher in den in den späteren Lebensjahren statt. Eine ganz wichtige altersbezogene Krankheitsgruppe sind auch die Tumoren. Und zwar sowohl außen am Körper als Hauttumoren als auch eben im Inneren des Körpers versteckt. Deswegen kann es sich lohnen, im Alter regelmäßig einen Bauchultraschall durchführen zu lassen, um verdeckte Prozesse zu entdecken.

 

Tierärztin Melanie Müller von der Agila Haustierversicherung. Foto: Agila Haustierversicherung
Tierärztin Melanie Müller von der Agila Haustierversicherung. Foto: Agila Haustierversicherung

Ab einem gewissen Alter rate ich dazu, zweimal jährlich zur Kontrolle zu gehen. Wenn man dann Erkrankungen erkennt, kann man früh gegensteuern beziehungsweise mit Medikamenten eine gute Lebensqualität aufrechterhalten.

Welche Erkrankung kann hinter Schlappheit stecken?

Vermeintliche Schlappheit oder Bewegungsunlust können sowohl für die bereits genannten Krankheiten sprechen, aber auch ein Symptom von Problemen des Bewegungsapparats sein wie Arthrose. Gelenkerkrankungen kommen bei bestimmten Rassen öfter vor, beispielsweise bei großen Hunden eine Hüft- oder Ellbogengelenksdysplasie. Der Gelenkverschleiß kann aber jedes Tier betreffen. Daher ist es wichtig, den Vierbeiner mal anschauen zu lassen, wenn es auf einmal nicht mehr so rund läuft.

Wie steht es bei älteren Hunden um die Zahngesundheit?

Zahnprobleme können im Alter zunehmen, vor allem, wenn man nicht von Beginn des Hundelebens an die Zähne putzt. Aus Belägen wird Zahnstein, unter dem sich schwere Entzündungen verstecken können. Und die Bakterien können auch an anderen Stellen im Körper zu Problemen führen.

Wenn Hunde inkontinent werden – wie geht man damit um?

In der Praxis habe ich das nur bei Patienten erlebt, die wirklich sehr alt waren und dann eventuell noch ein Nervenleiden im hinteren Rücken hatten. Auch die Kastration von Hündinnen kann die Entstehung dieses Problems fördern. Ebenso kann mit Demenz auch Unsauberkeit einhergehen. Wenn öfter rausgehen nichts nützt, wären Inkontinenz-Höschen eine Option. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass das warme, feuchte Milieu das Risiko für eine Blasenentzündung erhöhen könnte – dagegen hilft regelmäßiges Wechseln.

Sollte man mit dem älteren Hund öfter in die Tierarztpraxis?

Ja, denn hinter einer vermeintlichen Alterserscheinung kann ein ernsthaftes gesundheitliches Problem stecken. Ein Leistungsverlust kann zum Beispiel ein Symptom einer Herzerkrankung sein. Daher ist es wichtig, im Rahmen der jährlichen Impfung das Herz abhören zu lassen. Ab einem gewissen Alter rate ich dazu, zweimal statt nur einmal jährlich zur tierärztlichen Kontrolle zu gehen, um unter anderem einen Bauchultraschall machen zu lassen. Wenn man dann Erkrankungen erkennt, kann man früh gegensteuern beziehungsweise mit Medikamenten eine gute Lebensqualität aufrechterhalten.

Wie ordnen Sie den Wirkstoff Propentofyllin ein, bekannter als Karsivan?

Er findet bei verschiedenen Durchblutungsstörungen seine Anwendung und kann dazu beitragen, dass die Versorgung des Gehirns verbessert wird. Davon profitiert die kognitive Funktion. In der Praxis habe ich erlebt, dass es zumindest einen Versuch wert ist. Ich habe da auch selten Nebenwirkungen gesehen.

Auf welche Kosten hat man sich einzustellen, wenn der Hund älter wird oder man sich einen älteren Hund anschaffen möchte?

Natürlich steigen im Alter die Kosten, allein schon durch die intensivere Vorsorge. Allerdings: Das Alter an sich ist keine Krankheit. Nicht jeder Hund muss schwer krank werden. Welche Kosten die Hundekrankenversicherung übernimmt, etwa bei der Diagnostik, muss man jeweils mit ihr klärenmüssen Tierhalter klären. Wenn sich ältere Menschen, die nicht mit einem jungen Hund herumtoben wollen, einen älteren Hund anschaffen möchten, sollten sie prüfen, ob sie mobil genug sind, um beispielsweise in die Tierarztpraxis zu fahren.

Was kann man selbst tun, um seinen Hund gesund zu erhalten?

Auf jeden Fall dafür sorgen, dass der Hund in Bewegung bleibt, aber eben altersgerecht, mit kürzeren Gassirunden und sanften Einheiten. Hilfsmittel wie Rampen ersparen dem Tier beschwerliche Sprünge. Vorsichtige Balanceübungen stärken die Muskulatur, ohne sie zu überlasten. Das Futter sollte nicht mehr so energiereich sein, dafür aber gut verdaulich. Übergewicht fördert Gelenkerkrankungen und macht den betroffenen Hunden das Leben schwer. Regelmäßiges Zähneputzen ist wichtig. Und für alle Tiere gilt: Hitze vermeiden.

Worauf sollte man sonst noch achten?

Wenn man sowieso gerade mit dem Hund auf dem Sofa liegt, lohnt es sich, die so genannten Knuddel-Checks einzubauen. Das heißt, den Hund überall zu streicheln, um beispielsweise Knötchen aufzuspüren. Riecht der Hund auffällig aus dem Maul – was nicht normal ist! – kann eine Entzündung dahinter stecken, meist in den Backenzähnen. Um Rötungen oder Eiter zu sehen, muss man die Lefzen zurückziehen. Auch das Trinkverhalten zu beobachten, ist wichtig. Entsprechende Veränderungen sollte man protokollieren, um in der Tierarztpraxis sagen zu können, seit wann sie im Gange sind. Ein solches Mini-Tagebuch erleichtert der Tierärztin oder dem Tierarzt die Arbeit sehr.

 

Tabelle: Häufige Alterserkrankungen beim Hund und mögliche To-dos

Herzerkrankungen Auf Leistungsverluste achten, regelmäßig die Herztöne prüfen lassen, evtl. Herz-/Gefäß-Funktionen und Kreislauf medikamentös stärken (Karsivan).
Tumoren Tumoren Knuddel-Checks zu Hause, regelmäßigen Bauchultraschall machen lassen.
Gelenkprobleme Mit dem Hund in sanfter Bewegung bleiben, Sprünge vermeiden; Schmerzen behandeln lassen; Physiotherapie; entzündungshemmende Ernährung; gegen Übergewicht angehen.
Zahnprobleme Zähne putzen und checken; Zahnstein entfernen lassen.
Inkontinenz Öfter rausgehen; je nach Ursache medikamentöse bzw. hormonelle Behandlung.
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