Chemie im Alltag

Akuten Atemwegserkrankungen vorbeugen – mit einem starken Immunsystem

· Lesezeit 7 Minuten.
Junge Familie beim Herbstlauf im Wald. Foto: Halfpoint – stock.adobe.com
Bewegung an der frischen Luft tut dem Immunsystem gut:: Damit kann man lange vor der Erkältungssaison beginnen. Foto: Halfpoint – stock.adobe.com

Welche akuten Atemwegserkrankungen gibt es?

Wenn die kalte und dunkle Jahreszeit beginnt, kommen ein paar krankheitsfördernde Faktoren zusammen:

  1. Im Herbst und Winter sind viele Viren  im Umlauf, die Atemwegsinfektionen verursachen können.
  2. Die Kälte draußen und die Wärme drinnen reizen die Schleimhäute , sodass Erreger leichteres Spiel haben.
  3. Der im Vergleich zum Sommer längere Aufenthalt in Innenräumen begünstigt die Ansteckung.

Darum haben vor allem akute Atemwegserkrankungen Saison. Oft handelt es sich dabei um Bagatellerkrankungen, die nach einigen Tagen folgenlos ausheilen, beispielsweise Schnupfen und grippale Infekte.

Andere Erkrankungen wie Bronchitis, Mandel- oder Lungenentzündung gehören unbedingt in ärztliche Behandlung, um Komplikationen und Langzeitfolgen abzuwenden.

Die echte Grippe (Influenza) und COVID-19 führen in den jeweiligen Erkrankungswellen sogar zu erhöhten Sterbefallzahlen.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt daher die COVID-19-Auffrischungsimpfung bestimmte Gruppen, etwa für Ältere, Vorerkrankte sowie für Personen mit erhöhtem arbeitsbedingten Infektionsrisiko. Dies gilt in etwa auch für die Influenza-Impfung.

Akute Atemwegserkrankungen: von leicht bis schwer

Es gibt eine Vielzahl von Atemwegsviren. Sie werden vor allem durchs Einatmen (Aerosole), aber auch durch Kontakt (Schmierinfektion) übertragen. Dadurch bringen sie zum Beispiel folgende Erkrankungen, die durch eine zusätzliche bakterielle Infektion schwerer werden können:

  • Erkältungen/grippale Infekte: Dies sind leichte, meist durch Viren ausgelöste Erkrankungen.
  • Schnupfen (infektiöse Rhinitis): Leichte, meist durch Viren ausgelöste Erkrankung, tritt oft zusammen mit einer Rachenentzündung auf.
  • Rachenentzündung (Pharyngitis): Entzündung der Rachenschleimhaut, die durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst werden kann. Führt zu Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und eventuell Fieber.
  • Akute Bronchitis: Meist durch Viren verursachte Entzündung der Bronchien. Führt zu Husten, Atemnebengeräuschen und oft zu Fieber.
  • Mandelentzündung (Tonsillitis): Durch Viren und oft zusätzlich durch Bakterien ausgelöste Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillen). Ist mit starken Halsschmerzen, Fieber und Mattigkeit verbunden. Kann unbehandelt zu schweren Komplikationen führen.
  • Grippe (Influenza): Durch Viren verursachte Erkrankung, die nicht nur die Atemwege, sondern den ganzen Körper betrifft. Führt zu Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen. Risikogruppen drohen schwere bis tödliche Verläufe.
  • Lungenentzündung (Pneunomie): Meist durch Bakterien verursachte Entzündung der Lungenbläschen oder des Lungengewebes. Kann je nach Erreger und nach Verfassung der Erkrankten schwer bis tödlich verlaufen. Zu den Symptomen gehören Fieber, Atemnot und Husten und/oder ein schlechter Allgemeinzustand.
  • COVID-19: Diese Viruserkrankung äußert sich oft als Atemwegserkrankung mit Husten, Atemnot, Fieber oder Lungenentzündung. Risikogruppen drohen schwere Verläufe bis hin zu Lungenversagen mit Todesfolge.

Atemwegserkrankungen vorbeugen ist nicht so schwer – eigentlich…

Es lohnt sich, in ein starkes Immunsystem zu investieren

Für Rüdiger Schüller, Sportwissenschaftler und Experte für Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK, liegt seit Langem auf der Hand, was unser Immunsystem aufbaut: „Jeder kann im Grunde stark wie Richard Löwenherz werden, wenn er bei den drei Dingen Ernährung, Bewegung und Stressmanagement das Richtige tut.“
 

Tabelle: Ein starkes Immunsystem entsteht im Alltag

Handlungsfeld So ist es richtig So besser nicht
Ernährung Frisch, abwechslungsreich, bunt und maßvoll (täglich ca. 2000-3000 Kalorien für einen Erwachsenen). Zu kohlenhydratlastig, zu süß, zu fettig, zu viel.
Bewegung 150 Minuten Bewegung pro Woche mit erhöhtem Puls plus zweimal pro Woche Kräftigungstraining. Muskeln verkümmern lassen, dadurch Alltagskompetenzen verlieren und Gesundheitsgefahren erhöhen.
Stress Zufriedenheit kultivieren; Mut zum Nichtstun aufbringen, „Ent“spannung zulassen. Stets nach Optimierung streben; die Entspannungstermine auch noch stressig organisieren.
Sonstiges Nicht rauchen. Möglichst wenig Alkohol trinken. Mit Tabakkonsum das Atmungssystem akut und dauerhaft schwächen. Mit dem Zellgift Alkohol die körpereigenen Ressourcen mindern.

 

Infektionen vorbeugen, Viren meiden

Rüdiger Schüller, Experte für Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK. Foto: Pronova BKK
Rüdiger Schüller, Experte für Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK. Foto: Pronova BKK

Dass wir nach der Pandemie unser altes Leben wiederhaben wollen, ist verständlich. Doch die Erreger von Atemwegserkrankungen werden nun mal einfach über die Luft transportiert. Darum ist es sinnvoll, sich an die Hygieneregeln zu erinnern und sich selbst zu schützen.

Die Grundregeln, die wir aus der Pandemie kennen, helfen auch weiterhin, um Viren fernzuhalten:

  • Möglichst Abstand halten,
  • häufig und richtig die Hände waschen
  • ... und auch in bestimmten Situationen Masken tragen. 

Rüdiger Schüller betont: „Handhygiene und Masken - wenigstens in bestimmten Situationen wie auf einer Flugreise - sind, richtig getragen, nach wie vor vernünftig.“ Denn: Impfungen schützen nur vor bestimmten, Erregern. Im Fall der Influenza-Impfung greift zudem nicht jeder Impfstoff in jeder Saison gleich gut.

Und das Gros der leichten Atemwegsinfektionen lässt sich nicht durch Impfungen abwenden.

 

Den Erkältungen ein Schnippchen schlagen: 3 Fragen an Rüdiger Schüller

Rüdiger Schüller, Experte für Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK. Foto: Pronova BKK
Rüdiger Schüller, Experte für Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK. Foto: Pronova BKK

„Präventionsmaßnahmen sollten den echten Willen wecken, eine Verhaltensänderung zu planen und durchzuhalten. Dazu gehören kleine Ziele und Belohnungen, Bündnispartner und ein paar Ideen, wie es nach einem möglichen Rückfall weitergeht – natürlich wieder vorwärts!“

Warum sind Atemwegserkrankungen so häufig?

Atemwegserkrankungen machen ein Drittel der Arbeitsunfähigkeitsfälle aus und sind damit die häufigste Erkrankung. Auf 100 Mitarbeitende kommen 60 Fälle mit insgesamt 500 Fehltagen. Im Unterschied zu den anderen Erkrankungen mit vielen Fehltagen – etwa Muskel- und Skeletterkrankungen – verlaufen die Atemwegserkrankungen in Wellen. Sie steigen im Herbst an und gehen im Frühjahr zurück. Der Grund sind Faktoren wie kaltes Wetter und der Aufenthalt in Innenräumen. Was dieses Jahr betrifft, so war der Rückgang im Frühjahr und Sommer geringer als sonst. Ein Grund kann sein, dass Viren schon mal ansteckender sind. Dies beobachtet man alle vier, fünf Jahre. Ich denke, es liegt auch daran, dass wir nach der Pandemie weniger auf Geselligkeit wie Partys verzichten wollen. Dies sind natürlich auch Ansteckungssituationen.

Welche Rolle spielen Impfungen?

Für vulnerable Gruppen wie Menschen über 60, mit Vorerkrankungen oder beruflich exponierte Personen werden sie von der Ständigen Impfkommission empfohlen. Auch Menschen, die mit den vulnerablen Gruppen umgehen wie Beschäftigte in Altenheimen, sollten sich impfen lassen. Die Impfung bezieht sich jedoch nur auf einen Teil der Atemwegserkrankungen, nicht einmal auf einen großen Teil. Schutzmaßnahmen und die Stärkung des Immunsystems bleiben somit sehr sinnvoll.

Was sind die Erfolgsfaktoren für eine gelungene Prävention?

Auf jeden Fall braucht man für den Erfolg mehr als Wissensvermittlung. Wollen Arbeitgebende ihre Beschäftigten für Prävention gewinnen, geschieht dies oft überwiegend über Information. Entscheidungen umfassen aber mehr Schritte als nur das Aufnehmen von Wissen. Es gehören auch Güterabwägung, Motivation und der Wille, etwas planvoll umzusetzen, dazu. Dies zu beachten, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Güterabwägung und Motivation fallen dann positiv aus, wenn das Angebot wirklich den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht und diese daran beteiligt ist. In der betrieblichen Gesundheitsförderung ist Beteiligung der Königsweg. Denn nicht jedes Angebot ist für alle gut. Und Kommunikation von oben nach unten demotiviert eher. Großer Handlungsspielraum und klarer Sinn hingegen motivieren.

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