Arbeiten in der Chemie

Altersvorsorge in der Chemieindustrie: Darum lohnt es sich, früh zu starten

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Atlersdiverses Team bei der Arbeit in einem Labor. Foto: Kirsten D peoplesimages.com - stock.adobe.com
Jung und Alt ist die Bedeutung der Altersvorsorge bewusst: Dennoch treffen junge Leute oft keine Entscheidung, wie sie für ihr Rentenalter vorsorgen wollen. Dabei gibt es in der Chemieindustrie besonders attraktive Optionen. Foto: Kirsten D peoplesimages.com - stock.adobe.com

Fünf Gründe für tarifliche Altersvorsorge

  1. Während die gesetzliche Rente sinkt, steigt zugleich die Lebenserwartung. Daher wird es immer schwieriger, im Rentenalter den Lebensstandard zu halten. Tarifliche Altersvorsorge ist daher eine notwendige Ergänzung zur gesetzlichen Rente.
  2. Je eher junge Menschen mit der Altersvorsorge beginnen, umso besser das Resultat: Denn über die vielen Jahre des Ansparens verstärkt sich der Zinseszinseffekt. Selbst kleine Beiträge können bedeutend anwachsen.
  3. Wer früh anfängt, steigt bei den Versorgungsträgern zu besseren Konditionen ein. Ältere müssten sehr hohe Beiträge zahlen, um in ihren letzten Berufsjahren ihr Renteneinkommen zu pushen.
  4. Obwohl jungen Menschen die Bedeutung der Altersvorsorge und die drohende Rentenlücke bewusst sind, treffen viele keine Vorsorgeentscheidungen.
  5. In der Chemieindustrie haben die Sozialpartner attraktive Lösungen ausgehandelt. Das macht es für Chemie-Beschäftigte leichter, diese naheliegenden Angebote zu nutzen. Ohne ein bisschen Eigeninitiative läuft es aber auch hier nicht.

Gut zu wissen: Schichtzuschläge führen nicht zu einer hohen Rente

Gerade Schichtarbeitende in der Chemie verdienen oft gutes Geld durch Zuschläge. Aber Vorsicht: Diese Zuschläge sind zu großen Teilen steuer- und sozialversicherungsfrei. Das bedeutet, dass sie nicht in die gesetzliche Rentenberechnung einfließen.

Somit kann die Rente am Ende deutlich niedriger ausfallen als erwartet.
 

Hubert Bloesinger ist Geschäftsführer des Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz. Foto: Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz
Hubert Bloesinger ist Geschäftsführer des Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz. Foto: Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz

„Zuschläge sind eine feine Sache, aber bringen erstmal nichts für die Rente. Damit es später kein böses Erwachen gibt, ist es sinnvoll, in die tarifliche Altersvorsorge zu investieren und neben der gesetzlichen Rente auf eine zweite Säule der Altersversorgung zu setzen.“

Was die Chemieindustrie in puncto betrieblicher Altersvorsorge bietet

Chemie-Beschäftigte können mehrere Bausteine der betrieblichen Altersvorsorge nutzen. Dies sind die wichtigsten:

  1. Grundbetrag für die Entgeltumwandlung: Hier investieren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihr eigenes Geld in die Altersvorsorge. Den Anfang macht ein Betrag von jährlich 613,55 Euro (Vollzeitbeschäftigte). Diesen Betrag zahlt der Arbeitgeber, aber nur, wenn man die Zahlung beantragt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich.
  2. Umwandlung weiterer tariflicher Einmalzahlungen: Weiter besteht die Möglichkeit, das Urlaubsgeld oder die tariflichen Jahresleistung als zusätzliche Beträge für die Altersvorsorge umzuwandeln. Zu diesem Engagement gibt der Arbeitgeber nochmals Geld hinzu.
  3. TV-Demo-Beitrag: Schon 2008 schlossen die Chemie-Sozialpartner den Tarifvertrag Lebensarbeitszeit und Demografie (TV Demo). Darin ist geregelt, dass Betriebe Demografiebeträge für die Tarifmitarbeiter sammeln. Diese Beträge zahlt der Arbeitgeber. Es sind pro Jahr 750 Euro. Dafür gibt es mehrere Verwendungsmöglichkeiten, je nachdem, was der Betrieb beschließt. Die Altersvorsorge ist eine dieser Optionen. Tipp: Im Betrieb fragen, wie der TV-Demo-Beitrag genutzt wird!
  4. Zukunftsbetrag: Pro Jahr stellen Chemiearbeitgeber ihren Beschäftigten eine Extra-Zahlung zu Verfügung, die sich aus dem jeweiligen Monatsgehalt errechnet. Arbeitgeber und Betriebsrat können diesen Zukunftsbetrag für die tarifliche Altersvorsorge freigeben. Investieren die Beschäftigten diesen Zukunftsbetrag in ihre Altersvorsorge, legt der Arbeitgeber noch zusätzlich etwas drauf. Dieser Zuschuss ergibt sich aus der Chemietarifförderung II.
  5. ZielrenteChemie: Dieses Modell steht ab Dezember 2024 zur Verfügung. Wird es betrieblich umgesetzt, investieren Beschäftigte und Arbeitgeber gemeinsam in die Altersvorsorge, zum Beispiel über die oben genannte Entgeltumwandlung. Finanzpartner der Chemie-Tarifparteien – die Höchster Pensionskasse und Fidelity International – organisieren die breit gestreute Kapitalanlage, unter anderem in Aktien. Die ZielrenteChemie schließt eine monatliche lebenslange Rentenleistung und eine Risikoleistung bei Tod für Hinterbliebene ein. Beim Arbeitgeberwechsel kann man die ZielrenteChemie mitnehmen.

Rechenbeispiel: So lohnt sich tarifliche Altersvorsorge 

Es gibt viele Möglichkeiten der tariflichen Altersvorsorge. Je nachdem, was man wählt und wie diese Option dann performt, ist auch das Ergebnis unterschiedlich.

Sicher ist allerdings: Nichts zu wählen, bringt dementsprechend auch nichts.

Selbst wenn man sich für die besonders einfache Variante entscheidet, den tariflichen Grundbetrag und den Demografiebeitrag anzusparen, kommt über die Jahre eine ansehnliche Summe zustande.

Ein Beispiel: Setzt ein Beschäftigter in Vollzeit 30 Jahre lang den tariflichen Grundbetrag von 613,55 € und den Demografiebeitrag von jährlich 750 € für seine Altersversorgung ein, ergibt dies einen Betrag von rund 41.000 €, der der eigenen Rente zugutekommt.

Je nach Verzinsung und Zinseszinseffekt kann dies deutlich mehr werden. Durch zusätzliche Entgeltumwandlung, bei denen die Beschäftigten einen Eigenanteil einbringen, erhöht sich das Ergebnis.

Tarifliche Altersvorsorge im Chemieunternehmen: Selbst aktiv zu werden, ist der erste Schritt

Um von diesen tariflich geregelten Altersvorsorge-Optionen zu profitieren, ist ein Minimum an Eigeninitiative erforderlich. Erster Schritt: klären, was der eigene Betrieb bietet.

So geht´s:

  1. Betriebliche Altersvorsorge vor Ort – die Personalabteilung weiß Bescheid: hingehen und fragen.
  2. Persönlicher Finanzcheck: Natürlich kann man einfach den Grundbetrag und ggf. den Demografiebetrag in die Altersvorsorge investieren und es dabei belassen. Je nach persönlicher Finanzlage geht aber noch mehr. Dann lässt sich ein Teil des Urlaubsgeldes oder der Jahresleistung per Entgeltumwandlung in die Altersvorsorge investieren.
  3. Entscheiden: Nach der Beratung im Unternehmen sollte eine Entscheidung fallen und besiegelt werden. Dann beginnt die Altersvorsorge. Je früher man anfängt, um stärker ist der Effekt, auch schon bei kleinen Beträgen.
  4. Flexibel bleiben: Über die Jahre können sich Bedürfnisse ändern und Einkommen steigen. Darum ist es sinnvoll, das eigene Engagement gelegentlich zu überprüfen und anzupassen.
     

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