An jedem Advent eine Kerze anzünden, bevor an Heiligabend der Weihnachtsmann kommt und Geschenke bringt und man sich anschließend den Magen vollschlägt. Das sind die Bräuche, die man hierzulande oft mit Weihnachten in Verbindung bringt. Doch von Konfession zu Konfession und Land zu Land feiern Menschen unterschiedlich. Die spannendsten Eigenheiten und Varianten in der Übersicht. Und genauso spannend: Welche unterschiedlichen regionalen Weihnachtsbräuche es in Deutschland gibt.
Römisch-katholisch
Adventszeit, Weihnachtsbäume, Kirchbesuch und Geschenke an Heiligabend: Viele Bräuche sind konfessionsübergreifend. Vor allem die Weihnachtsbräuche der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche sind über die Zeit immer weiter verschmolzen und unterscheiden sich heute kaum noch. Ein Unterschied ist aber beispielsweise die Christmette: Katholiken feiern diese meist um Mitternacht am 24. Dezember, die Christvesper der Protestanten findet meist schon am Nachmittag statt. Auch haben Katholiken genau genommen keinen zweiten Weihnachtsfeiertag: Der 26. Dezember ist für sie der Gedenktag des heiligen Märtyrers Stephanus.
Evangelisch
Einige der heute bekannten Bräuche gehen auf die protestantische Konfession zurück. So ist beispielsweise die Bescherung am 24. Dezember eine evangelische Erfindung: Martin Luther ging die Heiligenverehrung des Nikolaus zu weit, der bis dahin Geschenke meist am 6. Dezember brachte, und ließ Geschenke stattdessen vom Christkind am 24. Dezember bringen. Auch die Bäume, unter denen die Geschenke liegen, kommen von den Protestanten. Sie waren es, die um das Jahr 1800 zum ersten Mal Tannenbäume ins Haus stellten. Bei Katholiken nahm lange Zeit die Krippe den Ehrenplatz ein.
Orthodox
Je nachdem, welcher orthodoxen Glaubensrichtung man angehört, feiert man Weihnachten zu unterschiedlichen Zeiten. Kirchen mit dem gregorianischen Kalender wie etwa die griechisch-orthodoxe Kirche feiern am 24. und 25. Dezember. Andere Zweige wie die russisch-orthodoxe Kirche folgen dem julianischen Kalender und feiern erst am 6. und 7. Januar – die Kinder müssen dementsprechend länger auf ihre Geschenke warten. Orthodoxe Gläubige fasten vor Weihnachten 40 Tage lang, um den Körper zu reinigen. Diese nach dem Apostel benannte Philippus-Fastenzeit ist das Gegenstück der Adventszeit in westlichen Kirchen, dauert aber zwei Wochen länger. Fleisch, Milchprodukte und Eier sind dabei generell verboten, Fisch, Öl und Wein gibt es nur an bestimmten Tagen der Woche.
Koptisch
Die koptische Kirche ist eine altorientalische Kirche, die im Nahen Osten verbreitet ist. Ähnlich wie einige orthodoxe Kirchen feiern koptische Christen Weihnachten am 6. und 7. Januar. Vor Weihnachten fasten sie 43 Tage und essen währenddessen keinerlei tierische Produkte. Das Fasten brechen sie mit einem großen Festessen mit traditionellen Speisen. Am 6. Januar verteilen viele Kirchen mit freiwilligen Helfern Kleidung, Essen und Geschenke an bedürftige Menschen. Nachts geht man in Festkleidung zur Messe, bevor es dann am 7. Januar Geschenke und Essen mit Freunden und Familie gibt.
Andere christliche Konfessionen
Es gibt unzählige Ausbildungen des Christentums, die sich allerdings oft nur in Kleinigkeiten unterscheiden. Die Anglikanische Gemeinschaft oder die apostolischen Kirchen beispielsweise feiern Weihnachten sehr ähnlich wie evangelische und katholische Christen. Einige christliche Splittergemeinschaften und Freikirchen feiern dagegen gar kein Weihnachten, darunter die Zeugen Jehovas und die meisten Quäker. Für andere wie die Adventisten ist Weihnachten ein nicht-bindendes Fest: Im offiziellen Kalender spielt es keine Rolle, es ist aber jedem Gläubigen überlassen, es privat zu feiern – was auch häufig gemacht wird.
Nationale Unterschiede
Viele Bräuche hängen nicht nur von der Konfession, sondern auch vom Land ab. So feiern auch Mitglieder derselben Konfession in unterschiedlichen Ecken der Welt ganz anders. In den Niederlanden ist beispielsweise immer noch der Nikolaustag der Höhepunkt der Festzeit. An ihm bringt „Sinterklaas“ Geschenke, zusammen mit seinem wegen des schwarz geschhminkten Gesichts politisch umstrittenen Gehilfen, dem „Zwarten Piet“ (Schwarzen Peter). In Russland dagegen kommt Väterchen Frost an Silvester mit Geschenken vorbei. Im Kommunismus wurde Weihnachten – inklusive des Weihnachtsmannes – als kapitalistisch verboten. Stattdessen wurden die Bräuche wie etwa die Bescherung und das Aufstellen eines Baums einfach auf das nicht-religiöse Neujahrsfest geschoben. Das hat sich bis heute gehalten. In Griechenland laufen am 24. Dezember Kinder mit Glocken und Trommeln durch die Straßen und singen einen Lobgesang auf die Geburt Jesu, in Polen kommt für „unerwartete Gäste“ ein zusätzliches Gedeck auf den Tisch und in Mexiko gibt es Süßigkeiten aus der Piñata.
Andere Religionen
Dem Weihnachtstrubel kann man hierzulande kaum entkommen, trotzdem gibt es natürlich viele Menschen, die als Anhänger nicht-christlicher Religionen im Dezember kein Weihnachten feiern. Für das Judentum fällt beispielsweise ein anderes Fest in die Weihnachtszeit: das Lichtfest Chanukka. Sie gedenken dabei einer Tempelweihe im antiken Jerusalem. Damals entzündeten die jüdischen Einwohner für die Weihe einen Leuchter – die Menora, die niemals erlöschen durfte. Einziges Problem: Das geweihte Öl reichte nur noch für einen Tag, neues zu beschaffen dauerte hingegen acht Tage. Wie durch ein Wunder brannte der Leuchter trotzdem acht Tage lang. Heute wird deshalb zu Chanukka acht Tage in Folge jeweils eine Kerze mehr an der Menora angezündet.
Konfessionslose
Auch Menschen ohne bestimmte Glaubensrichtung können zur Weihnachtszeit feiern. Kwanzaa beispielsweise ist ein Fest, bei dem von 26. Dezember bis 1. Januar Bräuche afrikanischer Kulturen vor allem in afroamerikanischen Gemeinschaften in Nordamerika gefeiert werden. Jede Nacht wird dort eine zusätzliche Kerze am „Kinara“-Kerzenständer angezündet. Die Kerzen stehen für die sieben Prinzipien, auf denen Kwanzaa basiert: Einheit, Selbstbestimmung, Gruppenarbeit und Verantwortung, gemeinsames Wirtschaften, Sinn, Kreativität und Glaube. Andere Gruppen feiern am kürzesten Tag des Jahres kurz vor Weihnachten die Wintersonnenwende und zelebrieren, dass die Tage wieder länger werden und die lebenspendende Sonne länger ihr Gesicht zeigt. Das hat lange Tradition: Schon die Römer feierten zur Sonnenwende die Saturnalien, die Germanen und Nordeuropäer nahmen sie zum Anlass für das Julfest. Und das Julfest wiederum diente als Inspiration für das Weihnachtsfest.