Dr. Volker Schäfer gründete 2003 zusammen mit seiner Frau das Unternehmen Schäfer Additivsysteme mit Sitz in Ludwigshafen. Die Firma hat 15 Mitarbeiter und entwickelt Additive und Katalysatoren für die Kunststoff-, Schmierstoff-, Gummi- und Klebstoffherstellung. Produziert werden die kleinen Helferlein überwiegend in Lohnarbeit. Mehrfach hat Schäfer Additivsysteme den Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz gewonnen. Unsere Autorin sprach mit dem promovierten Chemiker Dr. Volker Schäfer über Gründergeist und Innovationskultur.
Herr Dr. Schäfer, wie kam es zu Ihrer Firmengründung?
Es war der Wille, eine Idee durchzusetzen. Ich hatte bereits viele Erfahrungen im Bereich Additive gesammelt und wollte eine neue Generation entwickeln. Additive schützen unter anderem Kunststoffe und Öle vor Alterung. Alterungsschutzmittel werden landläufig als Antioxidantien bezeichnet: Sie wirken also gegen Sauerstoff. Nun gibt es aber auch Alterungsprozesse, die gar nichts mit dem Luftsauerstoff zu tun haben, sondern durch Hydrolyse hervorgerufen werden. Hydrolyse ist die Verseifung von Estern in Alkohol und Säuren. Biokunststoffe wie Polylactid oder Polyester sind besonders empfindlich. Da der Trend immer mehr zu pflanzenbasierten Rohstoffen hingeht, ist es wichtig, entsprechende Additive bereitzustellen. Diese Produkte haben wir letztes Jahr auf den Markt gebracht. Es dauert lange, bis so etwas marktgängig ist.
Sind alle Ihre Produkte Eigenentwicklungen?
Ja. Wir machen beispielsweise auch Katalysatoren für die Gummiherstellung auf Grundlage einer Technologie, die ich patentiert habe. Unsere Vulkanisationsbeschleuniger sind toxikologisch wesentlich unbedenklicher als die klassischen. Infolge der EU-Chemikalienrichtlinie REACH merken wir, dass viele Unternehmen jetzt auf unsere Produkte zurückgreifen.
Wie entstehen solche Ideen bei Ihnen?
Meine größte Fähigkeit liegt darin, dass ich ein sehr gutes Gefühl dafür habe, welche Chemikalien eine bestimmte Anforderung erfüllen können. Wenn unsere Kunden Fragestellungen haben, fallen mir meistens Lösungen ein. In Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten können wir dann unsere Ideen prüfen. Wir haben zehn Forschungsprojekte, die vom Staat gefördert werden und an denen wir mit der Wissenschaft zusammenarbeiten, um zum Beispiel neue Additive in bestimmten Anwendungen zu testen. Als kleines Unternehmen können wir nicht alles selbst testen: Da sind wir auf die Institute angewiesen.
Was tragen die Mitarbeiter zu den Innovationen bei?
Wir sind mittlerweile zu einem Magnet für junge Menschen geworden! Sie spüren den Innovationsgeist, der bei uns vorherrscht. Wir sind hochmodern eingerichtet, und die Arbeitsatmosphäre spielt natürlich eine ganz wichtige Rolle. In dieser Atmosphäre macht es einfach Spaß, mit jungen, dynamischen Leuten zusammenzuarbeiten. Dann fallen uns ganz tolle Dinge ein.
In Ihrem neuen Gebäude gibt es einen Koi-Teich, einen Kicker und eine Küche...
Meine Frau und ich haben eine junge Dame eingestellt, die für uns kocht. Wir essen hier wie in einer Großfamilie immer gemeinsam, erzählen uns dabei Witze und tauschen uns über den Alltag, die Politik, aber auch über Fachliches aus. Wir haben sozusagen jeden Tag ein kleines Event.
Also eine Mischung aus Startup und Familienunternehmen?
Wir sind ein junges Familienunternehmen. Als meine Frau und ich gemeinsam gründeten, war das ein Sprung ins kalte Wasser, weil ich vorher nur in dem Bereich Forschung und Entwicklung gearbeitet, aber wenig Marktkontakt hatte. Für eine Firmengründung braucht man Mut, aber den hatten wir gemeinsam. Daher auch der Gedanke, die Familie mit in die Firma zu übertragen.
Ihre Firma hatte ihren Sitz über mehrere Jahre im Technologiezentrum Ludwigshafen. Welchen Austausch gab es mit den anderen Startups?
In der Frühphase der Existenzgründung gibt es einen unheimlichen psychischen Druck: Man weiß nicht, was morgen kommt. Da ist es schon ganz gut, Mitstreiter zu haben, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, auch wenn sie in einer anderen Branche tätig sind. Doch die Gemütszustände sind vergleichbar: Alle lernen gerade zu schwimmen. Teilweise haben sich gute Freundschaften entwickelt.
Was haben Sie sich nach 15 Jahren noch von Ihrem Gründergeist bewahrt?
Immer an die Zukunft glauben und immer bereit sein, neue Herausforderungen auf sich zu nehmen. Man muss Menschen, ob in der Politik, der Wissenschaft oder bei den Kunden, davon begeistern, dass Zukunft – oder auch die Gegenwart – etwas ganz Tolles ist und man daran arbeiten muss. Es geht nicht allein ums Geldverdienen. Wir sehen unsere Firma als einen riesengroßen Garten, in den wir überall neue Pflänzchen setzen. Es macht unheimlich viel Spaß, wenn sie aufgehen und blühen. Das sind für mich die Mitarbeiter. Das ist die Bereicherung im Leben: Da bin ich dem lieben Gott dankbar, dass ich so etwas machen durfte.
Was haben Sie sich noch vorgenommen?
Wir haben den Grundstein dafür gelegt, zu einem globalen Unternehmen zu wachsen. Wir haben schon eine Niederlassung in China und wollen unsere Produkte noch stärker weltweit vermarkten. Unser weiteres Ziel ist, dass unsere Additive eine wesentliche Rolle in der Elektromobilität spielen. Wir wollen Bausteine zur Verfügung stellen, die die Batterien noch effizienter oder neue Kunststoffe für die Leichtbauweise möglich machen. Wir möchten weiterhin im klassischen Sinne das Salz in der Suppe sein.
Mehr Innovationen Made in Rheinland-Pfalz finden Sie in unserer gleichnamigen Rubrik. Die spannendsten Neuentwicklungen der Chemie im Land haben wir hier zusammengestellt.