Arbeiten in der Chemie

Ausbildung statt Studium: Timo hat sein Glück gefunden

· Lesezeit 4 Minuten.
Ausbildung statt Studium: Timo hat sein Glück gefunden
Kontrolle:Peter Barzen und Timo Lameh überprüfen die Qualität der produzierten Kunststoffdeckel. Foto: Roth

Traumjob mit Umwegen

In der Produktionshalle von Huhtamaki ist es laut. Timo Lameh, Azubi zum Werkzeugmechaniker, ist voll in seinem Element. Er schleift Messer, justiert und wartet die Werkzeuge und Maschinen, die am Standort der finnischen Unternehmensgruppe in Alf an der Mosel jedes Jahr Milliarden sogenannter Foodservice-Produkte aus Kunststoff produzieren, darunter Deckel für Kaffeebecher und Schalen für Salate. Der 24-jährige Lameh ist im zweiten Ausbildungsjahr, wohnt nur 15 Minuten entfernt im Hunsrück und hat in der Nachbarschaft seinen Traumjob gefunden. Obwohl er seine berufliche Laufbahn eigentlich anders geplant hatte.

Vor seiner Ausbildung bei Huhtamaki war Timo Lameh an der Universität Koblenz eingeschrieben, Studienfach Informatik mit dem Schwerpunkt Spieledesign. Vorher hatte er bereits ein Informatik-Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach begonnen, allerdings aufgrund der hohen zeitlichen Belastung abgebrochen. „Das Dualstudium war vor allem zeitlich sehr aufwendig, deshalb habe ich mich auf ein normales Studium konzentriert.“ Für IT hatte ihn sein älterer Bruder begeistert, der ebenfalls Informatik studiert hat.

„Das Studium war mir einfach zu theoretisch“

Von klein auf wollte Lameh immer wissen, wie genau Dinge funktionieren. Bereits Ende des ersten Semesters in Koblenz hatte er allerdings Zweifel, ob die Studienrichtung und die Zukunft in dem Job das Richtige für ihn sind. „Es war mir einfach zu eintönig und zu theoretisch.“ Auch seine Professoren ließen häufig durchblicken, dass die Tätigkeit als Informatiker eintönig sein könnte. „Das hat mir die Augen geöffnet, aber damals wollte ich die sechs Semester Studium noch durchziehen. Jetzt im Nachhinein denke ich natürlich auch: Hättest du doch bloß früher auf dein Herz gehört.“

Ein Gespräch mit seinem Professor bestätigte den gebürtigen Mainzer darin, auf sein Gefühl zu hören und das zu tun, was ihm wirklich gefällt: das Schrauben, seine zweite große Leidenschaft. Timo beschloss, sich nach vier Semestern zu exmatrikulieren und zeitgleich seine Bewerbung für eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker loszuschicken.

Nach zwei Dritteln das Studium abzubrechen, sei zwar eine schwierige Entscheidung gewesen. „Aber die Prüfungen, die ich an der Universität absolviert habe, wurden mir allesamt anerkannt. Verloren habe ich durch mein abgebrochenes Studium also nichts.“ Nach Alf fand er durch Mundpropaganda: „In unserer Region wird sehr positiv über Huhtamaki gesprochen, daher war das Unternehmen meine absolut erste Wahl.“ Kurz nachdem er seine Bewerbungsunterlagen losgeschickt hatte, hatte er schon die Zusage.

Ausbildung in der Chemiebranche

Ein Glücksfall

Diese Unterstützung erhält er von Peter Barzen, seinem Ausbildungsleiter: „Als Timo sich beworben hat, habe ich mich natürlich gefreut. Bei ihm kommen Vorbildung und persönliches Interesse zusammen.“ Barzen nennt ihn einen „Selbstläufer“, der bei entsprechenden schulischen Leistungen seine Ausbildung auf zweieinhalb Jahre verkürzen könnte.

Auch für Tanja Herber aus der Personalabteilung ist Lameh ein seltener Glücksfall. „Studienabbrecher als Bewerber sind bei uns außergewöhnlich. Die meisten kommen mit einem Realschulabschluss oder auch Berufsreife auf uns zu, also nach neun Schuljahren.“ Dabei seien technische Ausbildungen wie Werkzeugmechaniker je nach Abschluss „eine Herausforderung“. Nimmt man den demografischen Wandel und den Ansturm auf die Hochschulen hinzu, wird deutlich, wie schwierig die Azubi-Suche sein kann. Umso wertvoller sind da Menschen wie Lameh, die Lebenserfahrung, Vorwissen und Engagement vereinen.

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