Marathonlauf, Tennis, Biathlon, Biken, Tischtennis: Toni Neiers Arbeit ist der Sport. Seit mehr als 20 Jahren ist der 55-Jährige Sportmanager bei Sebapharma aus Bad Salzig. Seine Erfolge stehen in keiner Tabelle oder Weltjahresbestenliste, seine Leistungskurve zeigt aber stetig nach oben: Inzwischen lässt er jährlich mehr als eine Million Proben des Spezialisten für Hautreinigungs- und Pflegeprodukte an aktive Sportler verteilen.
„Das ist alles auf meinem Mist gewachsen“, sagt Neier, wenn er von der Sportförderung spricht, „meinem Baby“. Er kennt die Szene, ist ganz nahe dran an Athleten, Vereinen, Verbänden. Mit Tischtennisstar Timo Boll, der seit 2006 für den deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf in der Bundesliga spielt, ist er seit Jahren befreundet. Und doch winkt Neier bescheiden ab: „Ich stehe nicht gerne im Vordergrund.“ Was man kürzlich auch auf Fotos aus der Bonner Villa Hammerschmidt sehen konnte. Dorthin hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Mitstreiter der „Vor-Tour der Hoffung“ zum Shakehands geladen, eines Benefizradrennens zugunsten kranker Kinder. Neier war dabei, hielt sich aber in der zweiten Reihe.
50.000 Teilnehmer beim Marathon erreicht
Angefangen hat alles 1983: Da begann Neier seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Sebapharma. Damals hatte der Firmengründer, der Mediziner Heinz Maurer, gerade eine Partnerschaft mit der deutschen Olympiamannschaft abgeschlossen und versorgte die Olympioniken mit Pflegeprodukten. „Wir durften die olympischen Ringe auf unsere Produkte drucken, das war großartig“, erinnert sich Neier. Doch das war ihm nicht genug: „Ich wollte noch mehr aus dem Sport und unserer Marke machen.“
Die Geschäftsführung war aufgeschlossen: „Ich durfte einfach Dinge ausprobieren“, erzählt der Manager. Er fragte sich: Wo ist unsere Zielgruppe? Wie kann ich sie erreichen? Aus Marktstudien wusste er: Jeder Dritte, der Sebamed ausprobiert, kauft die medizinische Pflege mit dem pH-Wert 5,5 der gesunden Haut. Wie also könnte er Produktproben an möglichst viele Sportler bringen? „Da ist mir der Marathonlauf in Berlin eingefallen. Heute treten dort 50.000 Teilnehmer an.“ Hier startete Neier seine erste Kampagne und organisierte, dass die Teilnehmer passende Produkte in ihrem Starterbeutel vorfanden. Inzwischen ist das Laufengagement auf bundesweit rund 300 Veranstaltungen gewachsen: „Die Marke macht es mir leicht, für meine Ideen zu werben. Unser Bekanntheitsgrad liegt bei mehr als 80 Prozent.“
Neier erfand auch den Sebamed-Bike-Day: Jedes Jahr treffen sich 1.000 Mountainbike- und Rennradfahrer in Bad Salzig auf dem Firmengelände. Von hier aus geht es quer durch das Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal, die längste Strecke misst 80 Kilometer und 2.500 Höhenmeter. „Ich bin selbst begeisterter Radfahrer“, sagt der Manager. Er holte Waldbesitzer, Jagdpächter, städtische Mitarbeiter und den Radsportverein aus dem benachbarten Boppard an einen Tisch, besprach mit ihnen das Projekt, räumte Probleme aus dem Weg, kämpfte monatelang um die Genehmigung. Heute ist der Tag ein Selbstläufer bei Mitfahrern und Unterstützern: „Gut 50 meiner Kollegen helfen bei dem Event – das ist fast ein Drittel unserer Belegschaft in der Verwaltung.“
Der Schöpfer der laufenden Flasche
Sehr stolz ist er auf die Partnerschaft mit der Deutschen Sporthilfe: „Die Olympiakooperation wurde vor einigen Jahren neu ausgeschrieben, damals haben wir uns anders orientiert.“ Im Portfolio sind inzwischen auch Sportarten wie Rudern, Golf, Beachvolleyball und Fußball. Letzterer aber eher selten: „Ich fördere lieber Sportarten, die nicht so im Rampenlicht stehen“, betont Neier. Trotzdem pflegt Sebamed eine Kooperation mit Werder Bremen, dem Karlsruher SC, Eintracht Braunschweig und Greuther Fürth. Das Unternehmen hat auch eigene Mannschaften am Start, beim Triathlon, Biken und Laufen. Natürlich gehen alle Sportler mit Trikots und Helmen im Firmendesign an den Start.
Enorme Sichtbarkeit erzeugt auch Neiers Idee mit der laufenden Flasche: In einer großen Kunststoffverpackung steckt zum Beispiel sein Kollege Gerd Magunski aus der Produktion, mit 59 Jahren ein unermüdlicher Marathonläufer und manchmal buchstäblicher Werbeträger: „Das Kostüm wiegt rund 2,5 Kilo, damit laufe ich einen Kilometer in sechs Minuten“, berichtet dieser. Wo er auftaucht, freuen sich die Zuschauer, feuern ihn an, wollen abgeklatscht werden. Und das über die komplette Marathondistanz. „Solche positiven Reaktionen freuen uns alle“, sagt Neier.
Und was kommt als Nächstes? „Gerne möchte ich mehr weibliche Sportler erreichen“, sagt Neier, „es nehmen ja überwiegend Männer an Wettkämpfen teil.“ Was genau er vorhat? Da gilt wie im Sport: Geheimhaltung vor den Wettbewerbern.
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