In Windkraft-Anlagen sind etliche Schmierstoff-Anwendungen gefragt
Hochspezialisierte Öle steigern die Effizienz von Windkraftanlagen. Die Experten von Fuchs SE, David Baier und Ole Sommer, erklären, warum.
Windkraftanlagen sind viel effizienter geworden. Wie ist das gelungen?
David Baier: Die Effizienz hat sich in der Tat erheblich verbessert, unter anderem dadurch, dass Windkraftanlagen immer größer geworden sind und den Wind besser nutzen können. Sie erreichen mittlerweile eine Gesamthöhe von bis zu 250 Metern. Manche Rotoren haben einen Durchmesser von 200 Metern.
Die Fuchs SE stellt Schmierstoffe für Windkraftanlagen her. Welchen Anteil haben Ihre Öle an der Effizienzsteigerung?
David Baier: In Windkraftanlagen kommen hochspezialisierte Öle zum Einsatz, zum Beispiel vollsynthetische Schmierstoffe, die auf Polyalphaolefinen basieren. Das heißt, wir betreiben Chemie und bauen die Struktur der Öle so auf, dass sie ideal zur Anwendung passen. Dadurch erhalten wir heute Produkte mit deutlich verbesserten Eigenschaften, die die Effizienz der Windturbinen erheblich steigern.
Ole Sommer: FUCHS war bei Schmierstoffen innerhalb der Windbranche ein Pionier. Bereits vor etwa 15 Jahren fiel der Startschuss für diese Entwicklung. Damals haben wir begonnen, Produkte für spezielle Anwendungen in der Nacelle zu entwickeln, die noch heute als Referenzprodukte am Markt verwendet werden. FUCHS hatte zuvor schon weitreichende Erfahrungen in industriellen Anwendungen gesammelt, die auf die Windindustrie übertragen wurden. Seither haben wir unser Portfolio kontinuierlich dafür ausgebaut.
Wo in einer Windkraftanlage kommt Ihr Schmierstoff zum Einsatz?
David Baier: Zum Beispiel im Hauptgetriebe: Vorne dreht sich die Turbine relativ langsam, hinten hat der Generator, der den Strom produziert, eine relativ hohe Drehzahl. Wir kommen hier von zehn Umdrehungen pro Minute auf 1500, denn am Generator benötigt man eine deutlich höhere Geschwindigkeit, um Strom zu erzeugen. Aus diesem Grund sitzt dazwischen ein großes Hauptgetriebe. Hier sind unsere Getriebeöle eingefüllt, die den Prozess optimieren. Es gibt aber auch noch viele weitere Getriebe an Windkraftanlagen, für die wir Produkte haben, sei es, um die Rotorblätter zu verstellen oder am Turm selbst. Wir bieten Lösungen für jegliche Anwendungen von Schmierstoffen an Windkraftanlagen.
Welche speziellen Eigenschaften müssen die Schmierstoffe dafür haben?
David Baier: Sie dienen dazu, den Verschleiß zu minimieren, die Reibung zu reduzieren und die Korrosion zu verhindern. Dort, wo Reibung ist, entsteht Wärme. Also müssen Schmieröle so beschaffen sein, dass diese Wärme abgeführt wird. Auch die Konsistenz ist entscheidend. Die Viskosität, die sich je nach Temperatur ändert, muss stimmen. Sie müssen somit auf alle Verhältnisse abgestimmt sein. Bei Offshore-Anlagen beispielsweise auf die salzige Umgebung. Ebenso wichtig ist die Materialverträglichkeit. In einem Getriebe gibt es viele verschiedene Materialien – von Beschichtungen über Lacke bis hin zu Klebstoffen. Das sind alles Anforderungen, die ein Öl erfüllen muss.
Die Windkraft ist eine der am stärksten boomenden Branchen unter den erneuerbaren Energien. Sie sind also gut im Geschäft?
Ole Sommer: Durchaus. Wir sind in allen Weltregionen tätig und versuchen weiter, unsere Marktstellung auszubauen. Natürlich gibt es Märkte, in denen wir deutlich repräsentativer vertreten sind, besonders im asiatischen Raum mit dem Schwerpunkt China. Dort haben wir eine sehr ausgeprägte Marktstellung. Aber auch in Europa und in den Amerikas sind wir stark vertreten und sind mit unseren Teams nahe beim Kunden.
Wie funktioniert eine Windkraftanlage?
Windkraftanlagen wandeln die Bewegungsenergie des Windes in elektrische Energie um. Dies geschieht über Rotorblätter, die mit einer Nabe verbunden sind. Die Nabe gibt die Rotation über eine Welle an ein Getriebe weiter. Dieses wandelt die niedrige Drehzahl in eine schnellere um, die sich besser zur Stromerzeugung eignet. Die Bewegung des Getriebes wird wiederum auf einen Generator übertragen, der daraus elektrischen Strom produziert. Ein Umrichter wandelt ihn in Wechselstrom um, der dann ins Stromnetz fließt.
Über die Fuchs SE
Die 1931 gegründete FUCHS SE mit Hauptsitz in Mannheim entwickelt und produziert Schmierstoffe und verwandten Produkten. Zu den Abnehmer zählen die Automobil-, Energie- und Maschinenbau-Branche. Mit rund 60 Tochtergesellschaften weltweit ist FUCHS ein internationaler Akteur. Das Werk in Kaiserslautern ist auf die Fertigung von Industrieschmierstoffen spezialisiert, die in anspruchsvollen Anwendungen wie der Windkraft zum Einsatz kommen.