Arzneiwirkstoffe testen, Zahnbürsten prüfen, Paletten stapeln – Chemie- und Pharmaunternehmen setzen heute verstärkt auf Roboter. Die mechanischen Helfer heben Schweres, erledigen monotone oder gefährliche Arbeit und sind dabei schnell und nahezu fehlerlos.
In den letzten fünf Jahren hat sich ihr Absatz laut der International Federation of Robotics weltweit verdoppelt. 2017 wurden 387 000 Maschinen verkauft, fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Manch einem macht das Sorgen. Aber: Die deutsche Industrie setzt zwar im globalen Vergleich mit die meisten Roboter ein, doch verbuchte das Verarbeitende Gewerbe jüngst mit 5,6 Millionen Mitarbeitern einen neuen Beschäftigungsrekord.
Maschinen testen zehntausende Wirkstoffe
Etabliert sind Roboter etwa beim Test potenzieller Arzneiwirkstoffe. Schaffte ein guter Laborant früher 30 bis 40 Versuche am Tag, checken die automatisierten Systeme heute in 24 Stunden 50 000 bis 100 000 Substanzen an Eiweißen oder Zellen auf Wirksamkeit. Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim könnte seine eine Million Stoffe zählende Sammlung in drei Wochen einmal ganz prüfen. So kommt er schneller zu Forschungsergebnissen.
Das Ludwigshafener Chemieunternehmen BASF testet neue Autoserienlacke mit einem Applikationsroboter. „Damit können wir die Prozesse in den Lackierstraßen der Kunden sehr exakt simulieren und unsere Produkte gezielt an die Kundenlinien anpassen“, erklärt Wolfgang Reckordt, Leiter der Entwicklung von Fahrzeuglacken bei BASF Coatings. Der Vorteil der Maschine: Sie bringt den Lack stets gleichmäßig auf.
Der Autozulieferer Röchling Automotive setzt hierzulande Roboter an Spritzgussanlagen ein; sie entnehmen fertige Teile oder legen Bleche, Ringe, Stoffe in die Maschinen ein. Die Geräte ersparen den Mitarbeitern monotone Arbeiten. Die Beschäftigten können so effektiver eingesetzt werden. Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble wiederum nutzt in seinem deutschen Forschungszentrum Roboter: Sie testen dort Zahnbürsten.
Roboter wuchten Reifen und stapeln Farbeimer
Einen maschinellen Tester gibt es auch beim Kunststoffprofil-Hersteller Profine in Pirmasens. Ein Roboterarm öffnet, kippt und schließt neu konstruierte Fenster immer wieder. „10 000-mal wiederholt er das“, berichtet Prüfexperte Thomas Schuster. Fenster müssen das ohne Schaden aushalten.
Zudem übernehmen Roboter schwere Arbeiten. Beim Reifenhersteller Michelin in Bad Kreuznach wuchten Roboterarme Reifen auf Transportbehälter. Und bei den ebenfalls dort ansässigen Meffert Farbwerken stapeln sie Farbeimer auf Paletten. Domäne der Roboter ist hierzulande aber die Autoindustrie: Sie kaufte im letzten Jahr 43 Prozent der neuen Maschinen, die Chemie nur 9 Prozent.