Wirtschaftsleiter Valentin Koch bringt im Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim täglich mehrere Tausend Gerichte auf den Tisch. Allein am Standort Ingelheim warten 4.200 hungrige Mitarbeiter auf die köstlichen Speisen des 150 Personen starken Küchen-Teams. Alles frisch zubereitet, schmackhaft, gesund und ansprechend arrangiert. „Kartoffelsalat aus dem Eimer?“, sagt der 58-Jährige und zieht die Augenbrauen hoch, „dafür haben wir nicht gelernt!“
Wie in einem Gourmet-Lokal gehen die Gäste an Salatvariationen vorbei, an frisch gepressten Fruchtsäften, raffinierten Fisch- und Gemüsegerichten aus dem Wok, aber auch an Braten und kreativen Nachtischvariationen. An der Kasse locken am Ende keine Schokoriegel, sondern Obst: „Eine Mandarine ist besser als ein Mars. Ich verstehe mich auf die Kunst des Verführens“, meint Koch vergnügt. Ausgewogene Gerichte wie die „Fit-BI“-Mahlzeiten präsentiert er deshalb gleich am Anfang der Kantine. Wer fettige Braten essen möchte, muss bis ans Ende laufen – und greift dann vorher vielleicht doch zu einem gesünderen Gericht, das zudem weniger kostet. „Das Thema Fleisch wird unsere Gesellschaft noch einholen“, mahnt Koch. „Mit Leipziger Allerlei kann man natürlich niemanden bekehren, mit raffinierteren Gemüsegerichten aber schon.“
„Wir sparen Energie und Ressourcen“
Schon von klein auf wollte er Koch werden, lernte den Beruf von der Pike auf, wechselte zur Spitzengastronomie, landete beim Warenhauskonzern Karstadt. Dort leitete er später mehrere Hundert Betriebe. Längst gehört das Kochen nicht mehr zu seinen Aufgaben, auch nicht das Abschmecken, die Essensplanung oder der Einkauf. „Dafür habe ich fähige Mitarbeiter, die übernehmen das“, erzählt Koch. „Mein Arbeitsplatz ist eher der Schreibtisch.“ Trotzdem steht er jeden Tag um drei Uhr in der Früh auf und ist einer der Ersten im Betrieb. Er kontrolliert, berät, beseitigt Probleme wie neulich beim Orkan „Sabine“: „Da waren die Laster mit unseren Lebensmitteln auf der Autobahn stecken geblieben“, berichtet der Manager, „zum Glück konnte ich Alternativen finden.“
Koch richtet zudem Küchen ein, informiert sich über technische Neuheiten, optimiert Vitrinen und Geräte, schraubt den Küchen-Standard kontinuierlich nach oben. „Unser Unternehmen schaut nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf das Wohl der Belegschaft und der Umwelt“, lobt Koch die Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit mit lokalen Winzern und Landwirten ist für ihn selbstverständlich, die Pilze kauft er in einem Zuchtbetrieb in Alzey, den Menschen mit Behinderungen betreiben. Der Kaffee kommt von einer Schul-Kooperation aus dem afrikanischen Burundi und die Kräuter vom firmeneigenen Beet am Eingang. Nachhaltigkeit ist seine Leidenschaft – nicht nur der umsichtige Einsatz von Lebensmitteln: „Wir achten stets auf Energieeffizienz und setzen Ressourcen wie Wasser sparsam ein.“ Das Rapsöl liefert eine regionale Ölmühle in eigens entworfenen 600-Liter-Kanistern, was jährlich 2.200 große Dosen spart. Aktuell verhandelt er mit dem Salat-Lieferanten über Mehrweg-Transportkisten.
Ziel: Bis 2021 ist die Kantine frei von Plastik
Der begeisterte Hobbytaucher („das Plastik im Meer ist schlimm!“) vermeidet Müll, wo er kann: Erfolgreich verbannte er Einmalbecher aus den Mitarbeiterrestaurants. „Dafür bekamen alle rund 15.000 Mitarbeitenden in Deutschland einen Keramikbecher mit Namen drauf“, sagt Koch. Die Bilanz: eine halbe Million Einwegbecher sowie 200.000 Plastikdeckel pro Jahr weniger. Die Milch zum Kaffee wird inzwischen in Zehn-Liter-Verpackungen statt in Ein-Liter-Kanistern angeliefert, was 240.000 Tetrapacks pro Jahr spart. Sein neuester Coup ist ein Mehrweg-System mit Edelstahlbehältern, welche die Molkerei direkt befüllt. „Nachhaltigkeit dauert lange und erfordert viel Engagement“, räumt Koch ein. „Aber es lohnt sich!“ Sein Ziel: „Bis 2021 sind wir plastikfrei!“
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