Kömmerling hält die Dinge seit 1897 zusammen. In der damaligen Schuhhochburg Pirmasens war das Unternehmen mit Schuhleimen gestartet. Über die Jahrzehnte wuchs daraus eine breite Palette von Dichtstoffen und Klebstoffen. Mit ihnen verfolgt Kömmerling eine Mission: das Schweißen, Bohren, Schrauben, Nieten überflüssig machen.
„Der Klebstoff kann Dinge, die Sie mechanisch nicht hinkriegen“, erklärt Knut Göke. „Vor allem verbindet er, ohne Korrosionsstellen zu schaffen oder die Oberfläche anderweitig zu schädigen.“ Der Leiter Produktmanagement ist seit dem Verkauf des Familienunternehmens 1999 dabei. Bis dahin stellte Kömmerling neben Kleb- und Dichtstoffen auch Kunststoffprofile her. Nach dem Verkauf wurde die Chemiesparte Teil eines US-Klebstoffunternehmens. „Über Nacht waren wir Kerngeschäft“, erinnert sich Göke, „das war der Durchbruch.“
Klebstoffe für Fenster und andere Industrien
Kömmerling gehört seit 2017 gehören die Pirmasenser zum US-Konzern H.B. Fuller, dem weltgrößten Kleb- und Dichtstoffproduzenten mit 10.000 Klebstoffsystemen, 6.500 Mitarbeitern und 3 Milliarden Dollar Umsatz 2018. Die Geschäftsfelder ergänzen sich, Kömmerling konnte eigene Spezialitäten einbringen. Zum Beispiel Dichtstoffe für Isolierglas, die für 50 Prozent des Kömmerling-Umsatzes stehen. Eine Innovation ist die „Warme Kante“: Statt Abstandshaltern aus Alu bringt ein Roboter im Fensterbau ein
Kömmerling-Material auf Butylbasis zwischen den Scheiben auf. Es ist nicht wärmeleitend, wodurch von außen weniger Kälte und von innen weniger Wärme durchs Fenster dringt. Zusatzeffekt: „Das Isolierglas ist immer dicht, denn es gibt keine Öffnungen, wo etwas zusammengesteckt wurde“, sagt Göke.
Mit diesem System ist Kömmerling Weltmarktführer. Zugleich steht es für Nachhaltigkeit: „Unser Beitrag zum Thema Energieeffizienz ist, dass mit unserem System eine exzellente Wärmedämmung über die gesamte Lebensdauer des Fensters gewährleistet ist und dadurch die Heizkosten spürbar sinken.“
Klebstoffe sind technisch anspruchsvoller als Dichtstoffe
Aus technischer Sicht bestehe die Herausforderung aber eher im Klebstoff, betont Göke. „Die Kunst ist, Klebstoffe zu entwickeln, die nahezu alle Materialien langzeitbeständig verbinden und die über das eigentliche Verbinden hinaus Zusatzeigenschaften für das Bauteil mitbringen.“ Allein 30 der 380 Mitarbeiter betreiben Forschung und Entwicklung, gerade bei Verbundwerkstoffen gibt es ständig Neuentwicklungen, die geklebt werden wollen.
Bestens entwickelt ist bereits der Bereich der Lkw-Kühlanhänger. Hier ist Kömmerling europäischer Marktführer bei allen Klebstoffen, die solche Auflieger zusammenhalten. Von Wänden, Türen und Boden in Sandwichbauweise bis zu den Zurrleisten und Türscharnieren: In den Trailern wird geklebt, um die Isolationswirkung nicht durch Bohrungen oder Schweißnähte zu gefährden.
Klebstoffe kleben durch Polymerketten
Spezialisiert ist Kömmerling auf reaktive Klebstoffe: „Sie kleben, indem zwei Moleküle zu einer neuen Polymerkette reagieren“, erklärt Göke. Meist basieren die Rezepturen auf Polyurethan- oder Silanmodifizierten Polymeren. Diese Grundstoffe fließen durch Rohrleitungen in Kessel, in die Mitarbeiter von Hand kleinere Mengen anderer Rohstoffe einfüllen. Dutzende Rohstoffe stehen zur Auswahl, und ähnlich wie beim Kochen oder Backen werden diese nach einem vorgegebenen Rezept gemischt.
Eine weitere Parallele: Je anspruchsvoller der Kunde, desto höher die Anforderungen an Rohstoffe, Maschinen und alle Handgriffe der Mitarbeiter. „Unser Anspruch ist es, dass unsere Klebstoffe dazu beitragen, Bauteile herzustellen, die auch unter hohen Belastungen nicht versagen.“
Welche Kömmerling-Klebstoffe in Wohnmobilen stecken, erklären wir hier.