Gesunde Mitarbeiter sind motivierte Mitarbeiter – und leistungsfähige Mitarbeiter. Deshalb tun Unternehmen viel dafür, ihre Beschäftigten fit zu halten. Wie AbbVie Deutschland: Das Biopharma-Unternehmen hat kürzlich den „Corporate Health Award 2019“ erhalten. Es ist bereits die dritte Auszeichnung seit 2010, die AbbVie für das beste betriebliche Gesundheitsmanagement in der Branche errungen hat.
Was gehört dazu, der Beste zu sein? Bewertet hat eine Jury aus externen Experten Strategie und Struktur des betrieblichen Gesundheitsmanagements, die Angebote zur psychischen Gesundheit, medizinischen Vorsorge, Suchtprävention und Wiedereingliederung. „Wir haben Bestbewertungen in nahezu allen Kategorien erzielt“, sagt der stolze leitende Betriebsarzt Andreas Erb. Seit 1996 ist er im Unternehmen am Standort Ludwigshafen. Angefangen hat er damals bei der „Knoll“, dann wurde es Abbott, heute AbbVie. „Inzwischen sind wir vier Betriebsärzte und betreuen an unseren deutschen Standorten etwa 2.600 Mitarbeiter “, erzählt der 56-Jährige.
Mitarbeiter regelmäßig befragt
In seiner Abteilung warten Mitarbeiter auf eine Grippeimpfung, einen Sehtest oder holen sich einen Darmkrebsschnelltest. Andere nutzen das Beratungsangebot oder kommen zum Herz-Kreislauf-Check – alles während der Arbeitszeit. „Wir haben gemerkt, dass die Vorsorge beim Hausarzt nicht so gut angenommen wird wie das Angebot im Betrieb“, sagt Erb. Er selbst geht natürlich pünktlich zu seinen Schutzimpfungen, ernährt sich gesund, treibt Sport. „Man muss schon als Vorbild dienen“, meint er lächelnd. Hinter allem steckt System: Ein Arbeitskreis steuert das Gesundheitsmanagement und lässt es extern überprüfen. Alle zwei Jahre befragt AbbVie Mitarbeiter in Ludwigshafen und Wiesbaden, um das Angebot stetig weiterzuentwickeln.
Und wie steht es um die Gesundheit der Belegschaft? „Sie entspricht in etwa dem Durchschnitt der Branche und der allgemeinen Bevölkerung, ist aber teilweise besser“, erklärt der Arbeitsmediziner. „Wir blicken auf die Fehlzeiten und darauf, welche Themen dahinterstehen: Das sind typischerweise Muskel-Skelett-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Erkrankungen.“
Bemerkenswert ist, dass die Mitarbeiter ihre „wahrgenommene Gesundheit“ sogar noch besser einschätzen. Dieser Wert beinhaltet bei AbbVie auch Fragen nach dem Teamverhalten, die Unterstützung durch Chefs oder Chancen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Das Engagement zahlt sich aus: „Mit Blick auf die Kennzahlen unserer Gesundheitsumfragen bemerken wir einen Rückgang der Krankheitstage.“ Ein wichtiges Instrument ist zum Beispiel die betriebsärztliche Frühberatung: Fällt ein Kollege längere Zeit aus, kümmern sich die Betriebsärzte um die Wiedereingliederung. In einem Erstgespräch geht es um den Grund der Abwesenheit, im Folgegespräch um vorbeugende Schritte für die Zukunft.
Ein Schwerpunkt liegt zudem auf psychosozialen Erkrankungen. Dafür werden die Führungskräfte geschult: Wie erkenne ich Stress bei Mitarbeitern? „Jede Art von Persönlichkeitsveränderung wie Aggressionen können ein Zeichen dafür sein“, erklärt der Mediziner. „Ressourcenchecks“ oder „Stresstests“ geben Auskunft über die mentale Gesundheit. „Die Mitarbeiter können sich dann Hilfe holen“, sagt Erb. „Idealerweise bei uns.“
Digitalisierung kann Stress auslösen
Um Arbeitsbelastungen abzufangen, bietet das Unternehmen auch „aktive Pausen“ an, in denen ein Trainer direkt zum Arbeitsplatz kommt – auch in der Produktion. Zudem gibt es spezielle Räume für Rückenschulen, Krafttraining oder einfach zum Relaxen sowie Obst und Wasserflaschen für alle. Erb möchte jedoch noch mehr, er betrachtet die Mitarbeiter ganzheitlich: „Hier arbeiten Frauen und Männer, die ganz persönliche Belastungen mitbringen. Den Pflegefall zu Hause, Stress aus der Partnerschaft, kranke Kinder. Natürlich wirkt sich das auf die Arbeit aus und beeinflusst die Produktivität.“ Deshalb kann sich auch anonym beraten lassen, wer etwa finanzielle Sorgen oder ein Suchtproblem hat.
Und was ist das große aktuelle Thema für ihn? Erbs Antwort kommt schnell: „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ Die Arbeitswelt habe sich vor allem durch die Digitalisierung in den vergangenen 25 Jahren drastisch verändert: „Vor zwei Jahrzehnten gab es einen Computer, auf den einmal am Tag geguckt wurde – heute geht ohne digitale Lösungen im Prinzip gar nichts mehr.“ Durch die Digitalisierung dringe die Arbeit vermehrt in das Privatleben von Beschäftigten vor: „Kann man damit nicht umgehen, führt das zu Stress.“ Erb und seine Kollegen bleiben also gefordert.