Arbeiten in der Chemie

Studium abbrechen für eine Ausbildung: Wann es sich lohnt

· Lesezeit 3 Minuten.
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Arbeit am Reaktor:Florian Herzog, Azubi bei Zschimmer & Schwarz, entnimmt eine Probe

Vorsichtig zieht Florian Herzog aus einem Reaktor eine Probe. Die Arbeit macht dem Auszubildenden sichtlich Spaß. Seit letztem Jahr lernt der 24-Jährige den Beruf Chemikant beim Chemieunternehmen Zschimmer & Schwarz in Lahnstein.

Dabei sah sein Plan ursprünglich ganz anders aus: „Mit dem Abi in der Tasche schien es mir selbstverständlich, studieren zu gehen“, erzählt Herzog. Vier Semester lang büffelte er Geowissenschaften in Mainz und Bonn. Richtig wohl fühlte er sich aber nie. „Das war zu viel Theorie. Ich wollte viel lieber praktisch arbeiten“, sagt er.

„Motiviert, die zweite Chance zu nutzen"

Wie Herzog geht es vielen jungen Leuten in Deutschland. Mehr als jeder vierte Bachelor-Student bricht sein Studium ab, so die aktuelle Statistik des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Gut 20 Prozent wechselten zuletzt in eine Berufsausbildung.

Bei Zschimmer & Schwarz sind gut ein Viertel der Bewerber Studienabbrecher, sowohl für naturwissenschaftliche als auch kaufmännische und IT-Berufe. „Es werden immer mehr“, sagt Ausbildungsleiterin Susanne Klothen. In jedem Azubi-Jahrgang findet sich heute mindestens ein Studienabbrecher. Die jungen Leute sind willkommen: „Sie sind oft reifer und sehr motiviert, ihre zweite Chance zu nutzen“, beobachtet Klothen.

Endlich etwas Handfestes

Auch in der Chemischen Fabrik Budenheim bei Mainz mischen sich Jahr für Jahr mehr Studienabbrecher unter die Azubis. Beate Brunn, zuständig für die Chemielaboranten, gefällt die Mischung im Team: „Wir fangen sie auf – und profitieren von ihnen“, sagt sie. Denn unter den Azubis ist jetzt immer jemand, der bereits ein bisschen mehr weiß. „Das frustriert die Jüngeren zwar manchmal, es spornt sie aber auch zusätzlich an.“

Mit Simon Horn (23) und Alexander Staffeld (30) lernen bei Brunn zurzeit zwei ehemalige Studenten. Staffeld probierte erst Architektur aus, dann Biowissenschaften, beides passte nicht. Die Ausbildung ist für ihn endlich etwas Handfestes. „Jetzt habe ich ein klares Ziel vor Augen“, sagt er. Kollege Horn zog die Reißleine nach zwei Jahren Chemie in Mainz. Das Fach stimmte, das Studium aber fand auch er zu theoretisch, die Vorlesungen zu unpersönlich.

Als Azubi ist er glücklich. Ein Karriereknick? „Auf keinen Fall“, sagt der 23-Jährige. „Die Ausbildung ist keine Sackgasse.“ Er möchte sich später berufsbegleitend weiterbilden und mit einem Meister oder Techniker weitere Abschlüsse dranhängen.

Welche Ausbildungsberufe, Gehälter und Perspektiven die Chemie bietet.

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