„Servus, Leute, ich bin der Richard.“ Locker grüßt Richard Rehfüß, Auszubildender zum Industriekaufmann bei Renolit, die User auf Instagram – und nimmt sie mit auf einen Gang durch das Unternehmen. Denn der 24-Jährige ist gerade vom Standort München an den Hauptsitz nach Worms gekommen: Hier will er die Finanzbuchhaltung des Kunststofffolien-Herstellers kennenlernen. Da er Mitglied im jungen Redaktionsteam für den Instagramkanal @renolitkarriere ist, nutzen die jungen Leute seinen Besuch gleich für einen Dreh ihrer Serie „Follow me around“.
„Unsere Grundmessage ist, den Arbeitsalltag eines Industriekaufmanns in der Ausbildung zu zeigen“, berichtet Richard. „Die Videoproduktion war cool, und ich glaube, das haben wir gut umgesetzt!“ Seit Sommer letzten Jahres füttern engagierte Azubis „ihren“ Social-Media-Kanal mit Inhalt: „Wir wollen Renolit als Arbeitgeber bekannter machen und das Unternehmen vorstellen“, erklärt Mareike Kraus. Sie ist für das Ausbildungsmarketing zuständig und leitet den Social-Media-Kanal. Ganz bewusst hat sie sich Instagram als Informationsmedium ausgesucht: „Hier ist unsere Zielgruppe unterwegs, junge Leute zwischen 15 und 35 Jahren.“
Als Ausbildungsunternehmen positionieren
In lockerer Reihenfolge werden Ausbildungsberufe und duale Studiengänge vorgestellt. Man erfährt zum Beispiel hautnah etwas über technische Auszubildende, Industriekaufleute oder das Betriebswirtschaftsstudium Industrie.
„Wir berichten zudem über Feiern oder Zeugnisübergaben“, ergänzt Lara Kurkofka (21), die von Anfang an bei dem Projekt dabei ist. Sie studiert Digital Business Management und stand selbst schon vor der Kamera, um ihren Beruf vorzustellen: „Es ist schön, wenn Freunde und Bekannte mich ansprechen und sagen, hey, wir haben dich auf Instagram gesehen.“ Spaß macht auch das Wortspiel des Instagram-Teams mit dem Firmennamen „Renolit“. Wobei das Jugendwort „lit“ hier für „toll“ oder „heiß“ steht – als Flammensymbol.
Tradition trifft auf virale Trends
Auch wenn die Posts stets seriös sind, blitzt doch immer wieder Humor auf, dafür sorgen die Team-Mitglieder. Wie Lea-Marie Lischka (20) und Celina Harr (21), beide angehende Industriekauffrauen. „Gerade gehen die Elevator Boys viral“, berichtet Celina. Das ist ein Clip von fünf gut aussehenden Jungs, die in einem Fahrstuhl stehen. Daran orientierten sich die Azubis und filmten Richard im gleichen Stil der berühmten Vorlage für den Firmenrundgang im Aufzug.
„Es sieht einfach aus. Aber es dauert lange, bis ein Post fertig ist“
Solche lockeren Posts professionell zu erstellen, ist allerdings nicht so leicht. Referentin Kraus: „Es sieht so einfach aus, als wäre es in fünf Minuten im Kasten. Aber in der Tat dauert es dann doch lange, die Bilder zu bearbeiten, den Text zu schreiben, die Inhalte abzustimmen und die Genehmigungen für die Aufnahmen zu erhalten.“ Schließlich möchte man nicht versehentlich Firmengeheimnisse preisgeben oder Persönlichkeitsrechte verletzen. Das kann Can Turan (26) nur bestätigen. Der angehende Medientechnologe Druck möchte mit dem Team ein „Follow me around“ durch die Druckerei filmen. Hier darf aufgrund der Explosionsgefahr aber unter normalen Umständen kein Handy mitgeführt werden: „Da benötigen wir erst einmal die Erlaubnis der Verantwortlichen“, berichtet der junge Mann. Zudem muss jede einzelne Person, die später auf Instagram zu sehen ist, der Veröffentlichung schriftlich zustimmen.
Viele Likes für den Kanal
Motivierend für die Mühen sind die Rückmeldungen aus dem Netz: „Wir bekommen sehr viele Likes“, freut sich Studentin Lara. Die werden in Form eines roten Herzchens angezeigt: „Wir wollen die Menschen dort abholen, wo sie sind. Wir wollen sie von Renolit überzeugen und mit ihnen interagieren.“ Bis heute hat der Kanal rund 370 Follower, die Posts selbst aber erreichen weitaus mehr Menschen. Deshalb schaut sich das Team genau an, wie Influencer, Promis oder andere Firmen auftreten. Und arbeitet an neuen Formaten wie eigenen lustigen Fotos oder Memes, Quizfragen oder Frageblöcken. Die Begeisterung für Instagram ist riesig, auch wenn die private Nutzung davon abweicht: „Ich bin da eher ein stiller Beobachter“, scherzt Richard, „viel ansehen, aber nichts posten.“ Dass der Kanal „draußen“ gut ankommt, kann Kraus schon jetzt bestätigen: „Wir haben über Instagram schon einige Anfragen zu Bewerbungsmöglichkeiten erhalten“, berichtet sie.