Arbeiten in der Chemie

So fördert Rheinland-Pfalz Naturwissenschaft in Schulen

· Lesezeit 4 Minuten.
Bildungsministerin Stefanie Hubig mit anregenden Materialien für Kitas und Schulen.
Bildungsministerin Stefanie Hubig. Foto: Sandro.:Interviewtermin mit Ministerin Dr. Hubig Thema: Mint Mittlere Bleiche 61, 55116 Mainz Foto: Alessandro Balzarin

Deutschland leidet nicht mehr unter hoher Arbeitslosigkeit, sondern an Arbeitskräfteknappheit. Besonders groß ist der Mangel an Fachkräften im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Allein in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind derzeit 27.200 MINT-Stellen zu besetzen, bundesweit sind es 478.300. Das zeigt der MINT-Frühjahrsreport 2019, den das IW Köln erstellt hat. Hier will Bildungsministerin Stefanie Hubig (50) Abhilfe schaffen – und setzt dabei auf die künftige Generation. Wie sie das konkret schaffen will, hat sie „Wir.Hier.“ erläutert. Lesen Sie auch unsere Tipps, wo Kinder in Rheinland-Pfalz Naturwissenschaften erleben können, an Hochschulen, auf Webseiten und bei Wettbewerben.

 

Interesse an MINT-Berufen möglichst früh wecken

 

Frau Hubig, Sie verteilen an alle Kindergärten im Land Pixi-Bücher über Naturwissenschaften. Warum nicht Märchen- und Liederbücher?

 

Wir möchten möglichst früh das Interesse und die Neugier an MINT-Berufen wecken. Die Kleinen haben großen Spaß an solchen Dingen. In den Pixis stecken spannende Geschichten über MINT-Berufe, zum Beispiel „Meine Freundin ist Forscherin“, „Unser Papa ist Chemikant“ oder „Ich habe eine Freundin, die ist Geodätin“. Die Erzieherinnen lesen die Büchlein vor, zeigen die Bilder und reden mit den Kindern darüber. Studien haben gezeigt, dass Kinder insbesondere in diesem Alter mit Blick auf spätere Berufe geprägt werden. Sie wollen zum Beispiel Arzt werden, weil die Mama Ärztin ist, oder Busfahrer, weil sie damit in Berührung kommen. Wir tun also gut daran, den Kindern eine große Palette an möglichen Berufen vorzustellen.

 

Mögen Sie Naturwissenschaften?

 

Ja, besonders Biologie. Aber zugegeben, MINT-Fächer waren in der Schule nicht unbedingt meine Stärke, eher Deutsch und Latein. Gerade bei der Chemie habe ich leider nie so richtig den Einstieg gefunden. Das ist schade, zumal ich heute sehe, wie stark man Kinder für dieses Fach begeistern kann.

 

Experimentieren Sie auch selbst mit Kindern?

 

Ja, gerade neulich im Kindergarten. Wir haben verschmutzte Münzen in Zitronensäure gelegt, die wurden wie neu. Alle Kinder waren hochmotiviert, es war richtig spannend! Die Kleinen verstehen schon sehr viel und stellen die richtigen Fragen. Solche Aktionen helfen, die Welt zu verstehen. Je früher man Vorgänge hinterfragt – also warum geht die Sonne auf und warum scheint nachts der Mond – umso mehr begreift man. Die Kinder beschäftigen sich mit Naturgesetzen, der Umwelt und lernen auch, wie man verantwortlich mit den Ressourcen umgeht. Nehmen Sie die Schülerbewegung „Fridays for Future“: Daran sieht man, dass Ökologie und Umwelt schon jetzt eine bedeutende Rolle spielen – das wird künftig noch viel stärker der Fall sein.

 

Brauchen qualifizierten Nachwuchs

 

Leider verlieren sich das Interesse und die Begeisterung für MINT über die Jahre …

 

Das ist richtig, und das müssen wir ändern. Es geht hier schließlich um Zukunftsbereiche, für die wir qualifizierten Nachwuchs brauchen. Deshalb haben wir in Rheinland-Pfalz den Runden Tisch „MINT“ mit Akteuren aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft etabliert. Wir wollen Kinder und Jugendliche durchgehend von der Kita bis zum Schulabschluss für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik begeistern. Hier engagieren sich jetzt schon sehr viele Schulen, Unternehmen und Verbände. Mit dem MINT-Regionen-Wettbewerb sorgen wir zum Beispiel dafür, dass sich die verschiedenen Akteure vor Ort stärker vernetzen und miteinander arbeiten.

 

Ist Rheinland-Pfalz auf dem Weg zum MINT-Land?

 

Unbedingt! Daran arbeiten wir aktuell mit Hochdruck. Ab Herbst kann zum Beispiel jede rheinland-pfälzische Schule in der Metropolregion Rhein-Neckar die Bildungsprojekte „IT2School – Gemeinsam IT entdecken“ oder „KiTec – Kinder entdecken Technik“ umsetzen, das ermöglichen wir mit unseren Kooperationspartnern Wissensfabrik und BASF. Wir brauchen künftig dringend Menschen, die anpacken und Anlagen bauen, Computer programmieren und sich um Innovationen kümmern. Sonst werden wir als Gesellschaft bald ziemlich arm dastehen. Deutschland hat kaum Bodenschätze, unser Pfund sind mentale Ressourcen. Deshalb tun wir alles, um rechtzeitig die Potenziale, die wir haben, zu heben. Es gibt so wunderbare Berufe mit tollen Zukunfts- und Verdienstchancen, die müssen wir der Jugend und besonders den Mädchen nahebringen.

 

Mehr Infos zum MINT-Engagement der Landesregierung unter www.mint.bildung-rp.de

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