Janina Krebs’ Vokabular dürfte manch gestandene Fach- und Führungskraft verblüffen. Die 20-Jährige reiht „CO2-Fußabdruck“ an „Scope 1“, „Scope 2“ und „Scope 3“, und man muss schon einigermaßen Bescheid wissen, damit einem nicht schwindelig wird. Krebs ist duale Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens, den betrieblichen Part absolviert sie beim Pirmasenser Fensterprofilspezialisten Profine. Das Unternehmen engagiert sich seit Jahrzehnten für mehr Nachhaltigkeit, profitiert davon im Werben um Fachkräftenachwuchs – und es setzt auch auf Azubis und Studierende, um immer nachhaltiger zu werden.
Krebs hat sich gleich im ersten Jahr in einer Projektarbeit mit dem Stromverbrauch und CO₂-Fußabdruck im Werkzeugbau befasst: mit dessen direkten (Scope 1) und indirekten Emissionen (Scope 2) bis hin zu jenen in der Profine-Lieferkette (Scope 3). Sie habe „viele Kollegen genervt“, erzählt sie, Daten recherchiert, ein Excel-Modell aufgesetzt und Optimierungsmöglichkeiten errechnet. Das Ergebnis: Betriebsgeheimnis. Das Projekt: beispielhaft.
„Nicht nur für Geld arbeiten“
„Solche Projekte sind für die Azubis und für das Unternehmen enorm wichtig“, betont Andreas Langner, Leiter der Personalentwicklung und Ausbildung bei Profine. Müllvermeidung und den bewussten Umgang mit Ressourcen und Energie lernen Azubis hier quasi traditionell. Zunehmend sind sie mit anspruchsvollen Projekten auch direkt eingespannt als Veränderer. Janinas Kollege Elia Heil, 21 und Azubi zum Industriekaufmann, hat kartiert, wo in der Firma welche Arten von Müll anfallen, wie sie gesammelt und entsorgt werden und wie sich das verbessern lässt. Kürzlich hat Profine einen frisch ausgelernten Azubi nach einer Qualifizierung zum Umweltmanager gemacht. All das illustriert eine Veränderung, die Langner beobachtet: „Früher haben die jungen Leute eher nach Sozialleistungen gefragt. Jetzt sprechen uns viele auf Nachhaltigkeit an, der Generation Z ist so was wichtig. Und was wir tun, zieht offenbar.“
„Du möchtest für ein nachhaltiges Unternehmen arbeiten? Dann bist du bei uns genau richtig“, heißt es auf der Azubi-Webseite von Profine, gleich unter Punkten wie Vergütung und Karrierechancen. „Ich will nicht nur arbeiten, weil ich Geld brauche“, sagt Krebs. „Ich finde es wichtig, darüber nachzudenken, was unsere Produkte für eine Auswirkung auf die Zukunft haben.“ Bei der Berufsberatung im nahen Saarland hatte sie Nachhaltigkeit als wichtiges Auswahlkriterium benannt – heraus kam Profine.
Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Profine als Gründungsmitglied in der Brancheninitiative Rewindo, die Kunststofffenster einsammelt, recycelt und wiederverwertet. „Es ist cool, zu wissen, dass es hier eine Abteilung gibt, die sich nur mit diesem Recyclingthema befasst“, sagt Elia Heil, der aus einem Fensterbaubetrieb stammt. Nicht nur bei den Fenstern funktioniert der Kreislauf: Profine arbeitet mit PVC. In der Produktion fallen so gut wie keine Abfälle an, der Ausschuss wird gesammelt, eingeschmolzen und wiederverwertet. Als erstes Branchenunternehmen hatte Profine zudem vor Jahren schon den Stabilisator Blei aus seinen Produkten verbannt. Und auch beim Thema umweltfreundliche Energieversorgung ist man vorn dabei: Die Gebäudedächer sind großflächig mit Solarpaneelen bestückt. 2022 hat Profine mit einem Partner den Energiedienstleister Profine Energy gegründet, um in die Erzeugung von und Versorgung mit Grünstrom zu investieren. 1 Milliarde Euro sollen in Photovoltaik in Bulgarien fließen, in Deutschland sucht man Flächen für Windparks. Nicht zu vergessen der Klimaeffekt der PVC-Profile: „Dichte Fenster bedeuten Wärmedämmung und damit weniger Energieverbrauch und Ressourcenschonung“, erklärt Heil.
Ökologie, Ökonomie und Soziales
Für Profine ist Nachhaltigkeit aber mehr als „grün“, unterstreicht der geschäftsführende Gesellschafter Peter Mrosik: „Wir wollen das gesamte Unternehmen auf eine lebenswerte Zukunft ausrichten. Dabei denken wir an Ökologie, aber auch an soziale und wirtschaftliche Anforderungen.“ Die Better World Stiftung der Profine-Premiummarke Kömmerling etwa fördert soziale Projekte. Und die Initiativen für Recycling und Ökostrom sind natürlich auch unternehmerisch motiviert: Wer Trends früh erkennt oder gleich selber setzt, hält Wettbewerber auf Distanz. Wer Energie und Material spart, behält die Kosten im Griff. Nachhaltigkeit kann nachhaltig erfolgreich machen.
An Krebs, Heil und Langner zeigt sich ein weiterer Aspekt: die langfristige Personalplanung. „Den eigenen Nachwuchs ausbilden und gezielt in Verantwortung entwickeln, dafür stehen wir“, sagt Langner, seit 1991 im Unternehmen. Fürs neue Ausbildungsjahr sucht Profine 60 junge Leute, „damit wir den Generationenwechsel so gut es geht intern stemmen“. Auch das wäre dann im besten Sinne: nachhaltig.