Gezielt auf die Digitalisierung ausgerichtete Wahlqualifikationen (WQ) sollen Azubis fit für modernste Technologien machen. So haben die Chemie-Sozialpartner mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung bereits vor einigen Jahren für die Chemikanten-Ausbildung die WQ „Digitalisierung und vernetzte Produktion“ entwickelt. In den Laborberufen gibt es die Optionen „Digitalisierung in Forschung, Entwicklung, Analytik und Produktion“ sowie „Arbeiten mit vernetzten und automatisierten Systemen“. Bislang haben mehr als 3.000 Chemikanten-Azubis ihre digitalen Kompetenzen auf diese Weise gestärkt, meldet Christopher Knieling, Programmleiter Nachwuchsmarketing beim Arbeitgeberverband BAVC.
„Die Vorteile der digitalen Wahlqualifikationen liegen auf der Hand: Flexibel und technologieoffen lassen sich in der Ausbildung die Future Skills ausprägen, die in der chemischen Produktion oder im Labor benötigt werden.“
Innovative Unternehmen gehen voran
Allein bei der BASF SE in Ludwigshafen haben rund 1.200 angehende Chemikant:innen und 300 angehende Chemielaborant:innen von digitalen Wahlqualifikationen profitiert. Das Unternehmen hat sie für seine Nachwuchskräfte von Beginn an im Angebot. BASF sieht sich hier als Vorreiter. Innovative Unternehmen wie die BASF zeichnet „eine intensive Nutzung digitaler Kommunikations-, Dokumentations- und Informationstools“ aus, meint Jürgen Kipper, Head of Vocational Training Chemical Plant Operators bei BASF SE.
„Typisch für Unternehmen wie BASF, die sich für die neuen Wahlqualifikationen entscheiden, ist ein hoher Automatisierungs- und digitaler Vernetzungsgrad bei den Abläufen in Produktion, Technik, aber auch bei den administrativen Prozessen.“
Remote-Lösungen nehmen auch in der Chemie-Produktion zu
Remote Work ist im Übrigen nicht nur für Büro-Beschäftigte möglich. Auch in der Chemie-Produktion lassen sich immer häufiger Anlagenteile vor Ort mit Hilfe von Remote-Lösungen bedienen. Diese Option gibt es zusätzlich zur Bedienung über das Prozessleitsystem in der Leitwarte - Grund genug, solche Workflows beispielsweise über Wahlqualifikationen schon in der Berufsausbildung einzuüben.
Beispiele für digitale Kompetenzen in der Ausbildung
Unternehmen setzen die Wahlqualifikationen in ihren Betrieben so um, wie es zu den Anforderungen vor Ort und den vorhandenen Prozessen passt. Auf diese Weise entstehen zahlreiche Umsetzungsbeispiele mit unterschiedlicher Komplexität – einige teilen diese, um andere Unternehmen zu inspirieren. So beziehen sich die Praxiserfahrungen der Ausbildungsbetriebe unter anderem auf
- den Umgang mit 3D-Modellen (digitaler Zwilling) einer Chemie-Anlage, auch mittels Virtual Reality,
- Daten- und Prozessanalysen zur Optimierung der Produktion,
- die Nutzung mobiler Endgeräte (Smartphone, Tablets) und Apps,
- den Robotereinsatz beim Katalysator-Screening im Labor,
- die digitale Versuchsplanung, Datennutzung für die Versuchsdurchführung sowie digitale Analytik.
- selbstorganisiertes, kollaboratives Lernen und Arbeiten, etwa über Lernplattformen
Auch Themen wie Datenschutz und -sicherheit, das richtige Verhalten bei Hard- und Softwarestörungen, Datennutzung für Simulationen sowie für kontinuierliche Verbesserungen kommen in den Wahlqualifikationen vor.
Anspruchsvolle Lerninhalte wie diese machen Ausbildungsberufe attraktiver, betont Stephanie Conein vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Mehr noch: Junge Menschen, die sich schon in der Ausbildung auf Future Skills konzentrieren, „eröffnen sich damit Möglichkeiten zur weiteren Spezialisierung und bauen Brücken in die Weiterbildung“, sagt die Expertin.