Arbeiten in der Chemie

Dos und Don'ts: Sieben Tipps für neue Auszubildende

· Lesezeit 6 Minuten.
Chemie-Azubis Ty Krusch, Tessa Grafe und Malte Mallmann
Tipps für die Neuen: Ty Krusch, Tessa Grafe, Malte Mallmann (v.l.n.r.) und weitere Azubis teilen ihre Erfahrungen zum Ausbildungsstart. (Fotos: Smithers Oasis, Röhm, Jansen)

Tipp 1: „Smalltalk ist gut, aber nicht zu viel reden“ 

Melina Kawakopulou (24), Ausbildungsberuf: Chemielaborantin, Unternehmen: Sun Chemical, Ludwigshafen

Es ist auf jeden Fall ratsam, auf Kollegen und Chefs zuzugehen und eine Unterhaltung zu beginnen. Aber: Man sollte nicht einfach drauflosreden. Als ich mit 17 meine erste Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement begonnen habe, habe ich allen direkt mein ganzes Leben erzählt – ohne zu überlegen, ob das für sie überhaupt interessant ist. Das hat einige abgeschreckt.

Ich würde Azubis empfehlen, vor solchen Smalltalk-Situationen kurz zu überlegen, was man sagen will und was nicht. Gut ist, sich kurz vorzustellen und Fragen zu stellen: Seit wann sind Sie im Unternehmen? Was haben Sie vorher gemacht?

Trifft man jemanden im Vorbeigehen, sollte man „Guten Morgen“ oder „Mahlzeit“ sagen. Mir hat mal ein Ausbilder gesagt, dass er es sehr schade findet, wenn die Auszubildenden nicht grüßen. Und es gab schon öfter Ärger, weil Azubi-Kollegen zu spät aus der Pause kamen. Jede Abteilung hat einen eigenen Zeitplan – Azubis sollten nachhaken, wie die Arbeitszeiten genau sind.  

Tipp 2: „Smartphone nur in den Pausen“

Ty Krusch (21), Ausbildungsberuf: Industriekaufmann, Unternehmen: Smithers Oasis, Grünstadt 

In der Ausbildung sieht man spannende Dinge, zum Beispiel in der Produktion. Man ist dann manchmal verlockt, schnell ein Foto zu machen, um es den Eltern oder Freunden zeigen zu können. Das sollte man aber auf keinen Fall ohne Erlaubnis tun. Es gilt das Betriebsgeheimnis. Deswegen darf man auch zu Hause nicht einfach betriebliche Dinge ausplaudern. Am besten ist, das private Smartphone nur in der Frühstücks- und Mittagspause zu nutzen.

Und noch eine Sache, die am Anfang nicht allen klar ist: Azubis nehmen am besten in den Schulferien Urlaub. Denn sonst hat man zwar im Betrieb frei, muss aber trotzdem noch zur Berufsschule. Wenn man schon länger in einer Abteilung ist, kann man den Kollegen anbieten, erst dann Urlaub zu nehmen, wenn diese wieder aus ihrem zurück sind. So kann man ihnen Arbeit abnehmen und zeigen, dass man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. 

Tipp 3: „Immer an Sicherheit denken“ 

Bianca Schöne (29), Ausbildungsberuf: Mechatronikerin (Abschlussprüfung war im Juli), Unternehmen: BASF, Ludwigshafen

An einem meiner ersten Ausbildungstage haben wir mit Ständerbohrmaschinen gearbeitet. Es hat nur zwei Sekunden gedauert, bis ein Kollege zu mir kam und fragte: Wo ist die Schutzbrille? Ich hatte vergessen, sie aufzusetzen – gerade als Brillenträgerin kann das leicht passieren. Es ist aber unverzichtbar, möglichst früh zu verinnerlichen, immer an die Sicherheit zu denken und die geforderte Schutzkleidung zu tragen. So lassen sich Verletzungen vermeiden. Und man versteht mit der Zeit, wie wichtig es ist, sich an solche Regeln zu halten.

Schließlich arbeitet man mit Chemikalien, Maschinen, Strom – da kann viel passieren, wenn man sich nicht entsprechend schützt. Es ist überhaupt nicht schlimm, mal einen Fehler zu machen. Am besten sollte man den Fehler von sich aus ansprechen – dann können andere davon lernen, ohne dass ein Fehler passiert.  

Tipp 4: „Viele Fragen stellen, nicht einfach duzen“

Malte Mallmann (21), Ausbildungsberuf: Industriekaufmann, Unternehmen: Jansen, Ahrweiler

Am Anfang prasseln viele neue Informationen auf einen ein. Ich würde nicht versuchen, mir alles zu merken, sondern möglichst viel mitschreiben. Dann kann man später in Ruhe nachschauen und muss nicht immer die Kollegen bitten, Dinge nochmal zu erklären. Wenn man unsicher ist, sollte man auf jeden Fall nachhaken. Grundsätzlich habe ich viele Fragen gestellt, wenn ich neu in eine Abteilung gekommen bin und Sachen zum ersten Mal gemacht habe. Damit zeigt man Interesse und versteht die Unternehmensabläufe besser.

Eigeninitiative zeigen und sich für Aufgaben anbieten, kam auch immer gut an. Das wurde mir in Feedbackgesprächen gesagt. Vorsichtig wäre ich beim Duzen: Wenn man die Kollegen nicht kennt, würde ich sie erstmal mit „Sie“ ansprechen und dann das „Du“ anbieten. Die einen nehmen es an, die anderen nicht – da muss man von Person zu Person schauen. 

Tipp 5: „Gemeinsam auf die Prüfungen vorbereiten“

Lukas Schwenk (19), Ausbildungsberuf: IT-Systemelektroniker (Abschlussprüfung war im Juni), Unternehmen: Michelin Reifenwerke, Bad Kreuznach 

Mir hat sehr geholfen, mich mit anderen Auszubildenden auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Meine Zwischenprüfung verlief nicht ganz so gut, Sozialkunde zum Beispiel lag mir nicht so. Deshalb habe ich überlegt, was ich für die Abschlussprüfung besser machen könnte. Ich habe ein paar Azubis aus meiner Berufsschulklasse gefragt, ob wir zusammen lernen wollen. Das hat sehr gut funktioniert. Wenn man eine Wissenslücke hat, kann ein anderer das nochmal erklären. So konnte ich umgekehrt auch anderen helfen

Ich empfehle auch, Probleme offen mit dem Ausbilder zu besprechen. Es ist nicht schlimm, wenn man mal etwas nicht weiß. Ich wurde von den Kollegen mal gefragt, was RFID heißt. Das weiß ich natürlich: Radio Frequency Identification – das ist die Technologie in Kreditkarten-Chips, jetzt auch in Reifen. Aber in dem Moment ist es mir nicht eingefallen. Wir haben gemeinsam darüber gelacht. Für so etwas muss man sich nicht schämen.

Tipp 6: „Im Betrieb üben, wenn etwas nicht klappt“

Robert Gebel (23), Ausbildungsberuf: Industriemechaniker Instandhaltung, Unternehmen: Polymer, Bad Sobernheim 

Es ist gar nicht schlimm, wenn manches am Anfang nicht direkt klappt. Bei mir hat es zum Beispiel etwas gedauert, bis ich richtig schweißen konnte. Man braucht Geduld und muss es einfach öfter machen. Deshalb bin ich auf die Gesellen zugegangen und habe gefragt, ob ich in die Schweißkabine gehen darf. Es lohnt sich auf jeden Fall, die älteren Kollegen zu fragen, ob man gewisse Dinge nochmal üben darf. Das ist keine Schwäche, sondern zeigt, dass man sich aktiv verbessern möchte. Und irgendwann ist man so gut, dass es richtig Spaß macht.

Allerdings sollte man auch motiviert bleiben, wenn man mal Aufgaben erledigen muss, die einem nicht so gefallen – etwa den Arbeitsplatz sauber machen. Viele wollen lieber etwas Handwerkliches machen und Dinge reparieren, aber der Rest gehört eben dazu. Es kommen dann auf jeden Fall wieder Tage mit Arbeit, die einen mehr interessiert.

Tipp 7: „Es kommt gut an, wenn man sich weiterentwickeln will“

Tessa Grafe (18), Ausbildungsberuf: Chemikantin, Unternehmen: Röhm, Worms

Ich habe mir anfangs schon ein paar Gedanken darüber gemacht, wie es ist, als Frau die Chemikanten-Ausbildung zu machen. Meine Familie meinte, dass Frauen in der Minderheit sind. Die Bedenken haben sich aber schnell zerstreut: Zusammen mit mir haben noch zwei Frauen angefangen, und die anderen Kollegen sind alle sehr nett und offen. Außerdem achten unsere Ausbilder sowieso sehr darauf, dass alle gut integriert sind.

Es gibt unabhängig vom Geschlecht auch viele Weiterbildungsperspektiven: Ich habe mich nach einem Jahr Ausbildung entschieden, parallel das Fachabitur zu machen. Dafür geht man zwei- bis dreimal pro Woche in die Abendschule. Parallel zur Ausbildung ist das natürlich anspruchsvoll. Aber es ist toll, dass es diese Option gibt. Es kommt im Betrieb auf jeden Fall gut an, wenn man sich weiterentwickeln möchte. 

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