Arbeiten in der Chemie

So läuft die Ausbildung zur Kunststoff- und Kautschuktechnologin

· Lesezeit 2 Minuten.
Die Auszubildende Oliwia Otwinowska in einer Werkshalle. Foto: Daniel Roth
Vielfältige Tätigkeiten: Oliwia Otwinowska steuert Roboterarme, prüft Teile oder stellt Maschinen richtig ein. Foto: Daniel Roth

Erfolgreich produzieren und dabei Energie sparen – wenn das in der Berufsschule oder im Betrieb Thema ist, freut sich Oliwia Otwinowska besonders. „Das finde ich wirklich wichtig“, sagt die 26-Jährige. Auch mit biologisch abbaubaren Kunststoffen beschäftigt sie sich häufig.

Dass Nachhaltigkeit in Otwinowskas Alltag so zentral ist, liegt an ihrem Ausbildungsberuf: Sie lässt sich beim Kunststoffspezialisten Röchling Industrial in Lahnstein zur Kunststoff- und Kautschuktechnologin ausbilden. Der Beruf, der früher Verfahrensmechanikerin hieß, bekam 2023 neben dem neuen Namen neue Schwerpunkte.

„Die Umbenennung trägt vor allem dem Umstand Rechnung, dass sich in den Verfahren viel verändert hat und auch in Zukunft noch verändern wird“, erklärt Otwinowskas Ausbilder Thomas Musiol. Die Kreislaufwirtschaft sei für die Kunststoffbranche inzwischen sehr bedeutsam und schlage sich in Lehrinhalten nieder. Zudem sei der Beruf früher handwerklicher und mechanischer geprägt gewesen. „Heute geht es zunehmend um den Einsatz neuer Technologien“, erklärt der Ausbilder. Die Azubis lernen nun zum Beispiel Programmieren, um moderne Herstellungstechniken zu verstehen.

Gabelstapler fahren und Roboter steuern

Oliwia Otwinowska befindet sich inzwischen im zweiten Lehrjahr. Wer sie durch die Werkhallen in Lahnstein begleitet, könnte allerdings denken, sie arbeite hier schon ewig. An jeder Produktionsanlage, die man passiert, grüßen sie Kollegen, einige halten mit ihr kurz Smalltalk. Rund 300 Menschen arbeiten in diesem Teil der Unternehmensgruppe. „Ich wechsele alle drei Monate die Abteilungen. Da konnte ich viele kennenlernen“, erklärt sie. „Alle sind gegenüber uns Azubis sehr hilfsbereit. Es ist eine richtig schöne Atmosphäre hier.“ Man nimmt Otwinowska ab, wenn sie von ihrem Job schwärmt: „Es wird nie langweilig. Kein Tag ist wie der andere, und ich lerne so viel.“

Je nachdem, wo sie gerade eingesetzt wird, geht es etwa darum, Teile zu prüfen und gegebenenfalls Maschinen richtig einzustellen. Sie steuert auch riesige Roboterarme und verlädt damit fertige Teile. Im Lager war sie ebenfalls schon tätig, unter anderem machte sie dort den Gabelstaplerführerschein. Derzeit lernt sie die Laborarbeit der Qualitätssicherung kennen.

Foto: Daniel Roth

„Die Firma hat mich sehr unterstützt und mir zusätzliche Sprachkurse ermöglicht.“ 
 

Oliwia Otwinowska

Die vielen Tätigkeiten, die sie bereits als Azubi ausübt, resultieren aus dem großen Produktangebot der Firma. Die Röchling-Gruppe ist weltweit eines der führenden Unternehmen im Bereich der Kunststoffverarbeitung. „Röchling-Teile stecken in vielen Dingen“, sagt die angehende Technologin. „Das ist nur wenig bekannt, weil es sich um Halbzeuge handelt.“ Halbzeuge werden weiter bearbeitet und finden dann als Fertigteil ihre Anwendung. 

Bei Röchling in Lahnstein sind das etwa Platten, Rund-, Hohl- und Flachstäbe, Profile oder Formgussteile. Verwendet werden diese in allen möglichen Industriezweigen, beispielsweise in der Halbleiterproduktion, Luft- und Raumfahrttechnik, Lebensmittelindustrie, in Windkraftanlagen und anderen Kraftwerksarten oder im Schiffs- und Bahnbau. 

Neben den praktischen Erfahrungen, die Otwinowska als Auszubildende macht, gilt es für sie, die Welt der Kunststoffe auch theoretisch zu begreifen. Im Betrieb steht wöchentlich meist ein Schulungstag an, damit die Nachwuchskräfte die Erzeugnisse des Werks kennenlernen. Dazu kommen Austauschaufenthalte in anderen Werken der Gruppe in Deutschland, etwa im niedersächsischen Haren. Mindestens einen Tag pro Woche verbringt Otwinowska in der Berufsschule in Montabaur. 

Übernahmegarantie nach der Ausbildung 

„Wir haben viel Mathe. Physik und Chemie sind auch wichtig“, sagt sie. Das falle ihr nicht schwer, ein Problem sei manchmal eher die Sprache. Sie stammt aus Polen und lebt erst sieben Jahre in Deutschland. „Die Firma hat mich dabei aber sehr unterstützt und mir zusätzliche Sprachkurse ermöglicht“, sagt sie. 

Ehe sie sich entschloss, einen Beruf zu erlernen, arbeitete Otwinowska in verschiedenen Produktionsjobs in der Region Koblenz. Bei einer Ausbildungsmesse traf sie auf Röchling-Azubis und ihren künftigen Ausbilder. „Wir haben uns gleich gut verstanden, und ich fand es sehr spannend, was sie mir erzählten“, erinnert sie sich. „Obwohl in dem Job vornehmlich Männer arbeiten, wollte ich das unbedingt machen“. Nach einem Praktikum klappte es mit dem Ausbildungsvertrag. 

Wenn sie ihre Ausbildung erfolgreich abschließt, hat sie von Röchling eine Übernahmegarantie. In welcher Abteilung sie danach tätig sein will, weiß sie noch nicht genau. Sie habe noch nicht alles gesehen. Otwinowska könnte sich aber vorstellen, sich nach der Lehre weiter zu qualifizieren, etwa zur Technikerin oder Industriemeisterin. Erst einmal möchte sie aber die Ausbildung beenden. Ihr Ausbilder ist sich sicher, dass ihr dies gelingen wird. „Gerade hat sie sehr erfolgreich die Zwischenprüfung geschafft“, sagt Musiol stolz. Für die Abschlussprüfung im nächsten Jahr ist sie damit gut gerüstet.

Über Röchling

Das 1822 von Carl Röchling gegründete Unternehmen begann als Kohle- und Stahlproduzent. Ab 1978 fokussierte es sich zunehmend auf Kunststofftechnologie.Seit 2006 liegt der Schwerpunkt vollständig darauf.Röchling beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter an 90 Standorten in 25 Ländern und besteht aus drei Unternehmensteilen: „Automotive“ bietet Kunststofflösungen für die Autoindustrie, „Medical“ für die Medizintechnik und Pharmabranche. Der Bereich „Industrial“, der unter anderem in Lahnstein beheimatet ist, stellt Teile für technische Anwendungen her.

Weitere Informationen finden Sie unter www.roechling.com

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