Arbeiten in der Chemie

Warum es bei der Arbeit zu Konflikten kommt – und was dagegen hilft

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Mehrere Menschen legen ihre Hände übereinander. Foto: stock.adobe.com/pantovich
Teamwork: Jeder Einzelne ist in der Pflicht, im Betrieb für konstruktives Miteinander zu sorgen. Foto: stock.adobe.com/pantovich

Zuwanderung, das Verhältnis zu Russland, Bürgergeld, geschlechtergerechte Sprache und Klimaschutz: Bei diesen und weiteren Themen stehen sich die Meinungen oft unversöhnlich gegenüber. Das empfindet die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland so, zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem vergangenen Jahr. Soziale Netzwerke verstärken die Spaltung der Gesellschaft noch, meinen rund 90 Prozent der Befragten. 

Warum es mehr Konflikte in den Unternehmen gibt

Die gesellschaftliche Anspannung hat auch Auswirkungen auf den Alltag in Unternehmen, sagt Antonia Jennewein. Die Konfliktberaterin ist in Betrieben aller Branchen unterwegs. Polarisierende Meinungen, gepaart mit massiven Veränderungen der Arbeitswelt und Warnmeldungen aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen, belasten die Menschen. „All das kann zu persönlichen Ängsten führen, Stress verursachen und damit die Emotionen schneller hochkochen lassen“, erklärt sie. „Und das lassen die Beschäftigten nicht am Werkstor hinter sich.“ 

Jennewein beobachtet, dass die Spannungen unter Kollegen und auch zwischen Mitarbeitern und Führungskräften in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Gleichzeitig sinke die Bereitschaft, sich konstruktiv auseinanderzusetzen. „Der Umgangston in den Betrieben ist rauer geworden“, sagt die Beraterin. 

In der Chemie- und Pharmaindustrie sehe es zwar deutlich besser aus als in anderen Branchen, sagt Ralf Fehler. Er ist Rechtsanwalt und Referent beim Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz. „Die Arbeitsbedingungen bei uns sind sehr gut, und es gibt traditionell ein harmonisches Miteinander“, erklärt er. Doch natürlich zeigten sich die gesamtgesellschaftlichen Tendenzen auch hier. Rechtzeitig vorzubeugen und den Zusammenhalt in den Betrieben zu stärken, sei deshalb elementar. 

Tipps für einen besseren Zusammenhalt

Wie gelingt das? Konfliktberaterin Jennewein sieht jeden Einzelnen in der Pflicht, im Betrieb für konstruktives Miteinander zu sorgen. „Man sollte den Fehler nicht immer nur bei anderen suchen, sondern das eigene Verhalten reflektieren und Probleme ansprechen“, sagt sie. „Klarheit ist besser als Schweigen, aber man sollte immer Feingefühl zeigen.“ Dazu brauche es eine gewisse Konflikt-Intelligenz, um die Wirkung der eigenen Worte zu erkennen.

Hilfreich sind zudem gemeinsame Erlebnisse jenseits des normalen Arbeitsalltags. Dazu gehören regelmäßige Teamtage und Treffen zur Reflexion der Teamdynamik. „Dabei sollte es darum gehen, sich besser kennenzulernen und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Verhaltensweisen zu erkennen“, sagt Jennewein. Was führt zu Stress? Wie wird in stressigen Situationen kommuniziert? Welche Werte leiten die unterschiedlichen Personen? Welche Stärken lassen sich wie einsetzen? Wie können die Einzelnen einen Beitrag zum Team leisten? 

Der richtige Umgang mit Diskriminierung am Arbeitsplatz

Arbeitsrechtler Fehler schlägt vor, in Unternehmen ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln, wie gutes Miteinander aussieht. Dazu zähle auch, Tabus zu benennen. „Besonders wichtig: Wenn jemand diskriminiert wird – etwa wegen des Geschlechts, der Herkunft, einer Behinderung oder der sexuellen Orientierung – ist die rote Linie überschritten“, sagt Fehler. 

Das mag selbstverständlich klingen, doch das ist es nicht. Laut Statistischem Bundesamt erfahren 10 Prozent der Arbeitnehmer Diskriminierung am Arbeitsplatz. „Wer gegen diese Regeln verstößt, muss mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen“, sagt Fehler. Im Extremfall könne das Arbeitsverhältnis beendet werden. Damit es dazu nicht kommt, sollten Unternehmen das Führungspersonal und die Belegschaft schulen, rät Fehler. Ein guter erster Schritt sei, den Mitarbeitern Fallbeispiele an die Hand zu geben. Diese sollen zeigen, wo die Grenzen liegen.

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