Arbeiten in der Chemie

Arbeiten im Ausland: Extrem wertvoll

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Arbeiten im Ausland: Extrem wertvoll
Das Beste geben: Darauf ist man als Profisportler programmiert, meint der erfolgreiche Badmintonspieler Michael Fuchs. Auch in anderen beruflichen Situationen profitiert man von diesem Anspruch. Foto: Michael Heinze/Landessportbund Rheinland-Pfalz

Wie starten Sie morgens in den Tag?

Mit zwei aufgeweckten Kleinkindern: Mit der Familie frühstücken, die Kinder für die Kita fertig machen, los.

Als Badminton-Profi haben Sie an internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Wie hat Sie das geprägt?

Ich habe es genossen, viele Kulturen kennenzulernen und zu sehen, wie Menschen auf den unterschiedlichsten Wegen ihre Ziele erreichen.

Was vermissen Sie an Ihrer Zeit als Spitzensportler – und was nicht?

Die Gemeinschaft in der Trainingsgruppe und das Wettkampf-Adrenalin. Das Sich-Messen und die entscheidende Phase in einem wichtigen Spiel, wenn ich weiß, jetzt kommt es auf meinen Punkt an, das vermisse ich schon. Worauf ich gern verzichte: die Nächte nach Spielen, in denen es nicht so gut lief. Dann habe ich in Hotelzimmern wachgelegen und mich gefragt, was hätte ich besser machen können, warum habe ich den entscheidenden Phasen nicht anders reagiert oder habe eine andere Entscheidung getroffen?

Vom Athleten zum Leiter des Olympiastützpunkts: Welche Weiterbildung war für Sie am wichtigsten?

Es gab nicht die eine entscheidende Weiterbildung. Es waren zahlreiche kleine Erfahrungen. Als extrem wertvoll und lehrreich hat sich das Arbeiten im Ausland erwiesen. Es hat mich sehr weitergebracht, dass ich mich in einer neuen Rolle und einem neuen System zurechtfinden musste. Als Leistungssportler war ich darauf programmiert, gewinnen beziehungsweise der Beste sein zu wollen. Dieser Drang, verbunden mit einer gewissen Anpassungsfähigkeit im jeweiligen Umfeld, war sehr hilfreich. Das Gewinnen sieht im Büroalltag natürlich anders aus als im Sportwettkampf. Das heißt, heute ist es für mich beispielsweise ein Erfolg, Projekte gut zu planen und abzuwickeln.

In welchen Sportarten ist Rheinland-Pfalz besonders stark? 

Typisch ist die große Bandbreite von Sportarten: Vom BMX Freestyle über Trampolinturnen, Klettern oder Rudern bis hin zum Kanu-Slalom. Gemessen an der Anzahl von Bundeskaderathletinnen und -athleten sind die Leichtathletik und der Radsport in Rheinland-Pfalz besonders stark.

Profisportler müssen nach ihrer aktiven Zeit eine zweite Karriere beginnen. Wie helfen Sie ihnen, sich früh weiterzuentwickeln? 

Sportlerinnen und Sportlern dabei zu helfen, ein zweites Standbein aufzubauen, ist eine der drei Säulen der Unterstützungsleistungen, die unser Olympiastützpunkt bietet – neben der Sportmedizin und der sportlichen Leistungsentwicklung. Dafür gibt es je eine Laufbahnberaterin in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Das Angebot ist weit gefächert, von Berufseinstieg über Studienwahl bis zu Sportförderstellentipps, etwa bei Polizei und Bundeswehr, und vielem mehr.

Was raten Sie jungen Menschen, die von einer Sportkarriere träumen?

Karriere im Leistungssport setzt aus meiner Sicht die Bereitschaft voraus, ohne große Erwartungen fünf bis zehn Jahre alles zu geben. Nur wenn man alles für sein Ziel tut, hat man eine Chance. Die Triebfeder ist, die eigenen Grenzen auszuloten. Dazu ermuntere ich.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten?

Badminton spielen und mit der Familie zusammen sein.

Was ist Ihr Lieblingspodcast?

Sportbezogene Podcasts, mit denen ich mich auf dem Laufenden halte, und „ZEIT Verbrechen“ – sehr unterhaltsam!

Wenn Sie einen Tag lang eine andere Person sein könnten, wer wären Sie gern?

Ein Musiker. Weil ich gern wüsste, wie es ist, vor sehr vielen Menschen auf der Bühne zu stehen, die sich einfach freuen, meine besten Hits zu hören. Es wäre auch sehr verlockend, als Politiker weichenstellende Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.

Wie wichtig ist Ihnen lebenslanges Lernen?

Neues zu lernen, ist mir sehr wichtig. Dafür muss man sich bewusst die nötige Zeit freischaufeln. Das gilt auch für kleinere Inputs und Denkanstöße. Ich habe immer wieder die verschiedensten, sehr spannenden Trainingsfortbildungen gemacht. In diesem Jahr möchte ich mich auf Personalführung konzentrieren.
 

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