In Stockholm sind gestern die zehn Preisträgerinnen und Preisträger der Nobelpreis-Kategorien Physik, Chemie, Medizin, Wirtschaft und Literatur ausgezeichnet worden. Unter ihnen: die Biochemikerin Katalin Kariko. Während der Friedensnobelpreis in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben wird, bietet die schwedische Hauptstadt Stockholm die prachtvolle Kulisse für die Vergabe der übrigen Nobelpreise. Im Konzertsaal der Hauptstadt versammelten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um die Ehrung aus den Händen des schwedischen Königs Carl XVI. Gustav entgegenzunehmen.
Katalin Kariko: höchste Anerkennung für beharrliche Forschung
Die gebürtige Ungarin erhielt 1982 ihren Doktortitel in Biochemie an der Universität Szeged (Südungarn). Früh wurde die RNA (Ribonukleinsäure) ihr Forschungsgebiet. RNA ist eine organische Säure, die man in Form fadenförmiger Makromoleküle im Zellkern und im Zytoplasma von Zellen findet. RNA spielt eine Schlüsselrolle bei der Proteinbiosynthese. Mit Hilfe der RNA sollte der Körper sich selbst gegen bestimmte Erkrankungen wappnen, so Karikos Hoffnung. Als die Forschungsgelder an ihrem Institut versiegten, wanderte sie in die USA aus. Ihr gelang eine wissenschaftliche Laufbahn an der renommierten University of Pennsylvania. Dort begegnete sie dem Immunologen Drew Weissman, der an einer Impfung gegen HIV arbeitete. Ihr Ziel: eine künstliche Messenger-RNA (mRNA) zu entwickeln, die genau die Proteinbildung ankurbelt, die der Heilung bestimmter Krankheiten dient. Dies gelang ihr - trotz einiger Rückschläge und zunächst wenig Anerkennung.
Biontech-Gründer Ugur Sahin hingegen sah jedoch das große Potenzial und bot Katalin Kariko im Jahr 2013 eine Stelle an. Bis heute zählt sie zum Senior Team des Unternehmens und berät es.
Die Coronapandemie machte die mRNA-Technologie schlagartig bekannt. Dass so schnell ein Impfstoff zu Verfügung stand, lag an der beharrlichen Grundlagenforschung von Katalin Kariko und Drew Weissman. Der diesjährige Medizinnobelpreis geht an sie beide.
Schon zuvor wurde Katalin Kariko mit Preisen überhäuft, darunter mit der Grande Médaille der Académie des Sciences (Frankreich, 2021), dem angesehenen Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis (2022) und der Benjamin Franklin Medal in Life Science, Franklin Institute (Philadelphia/USA, 2022).
Der Nobelpreis für Medizin ist mit umgerechnet rund 950.000 Euro dotiert. Zur Begründung hieß es: „Die Entdeckungen der beiden Nobelpreisträger waren entscheidend für die Entwicklung wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 während der Pandemie, die Anfang 2020 begann. Mit ihren bahnbrechenden Erkenntnissen, die unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen mRNA und unserem Immunsystem grundlegend verändert haben, trugen die Preisträger dazu bei, dass während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in der heutigen Zeit so schnell wie nie zuvor Impfstoffe entwickelt werden konnten.“
Heute lehrt Katalin Kariko als Professorin an ihrer Heimatuniversität Szeged. Der University of Pennsylvania ist sie nach wie vor verbunden.